Ein Wort zum Montag, dem 13. Februar 2023
VON CORNELIA SENG
Mit schnellen Schritten eilt der Friseur zur Garderobe. Galant hält er mir den Mantel hin. Ich finde zwar nicht gleich in den Ärmel, aber die Aufmerksamkeit tut gut.
“Zieht an den Herrn Jesus Christus!” schreibt Paulus an die Christen in Rom. Kann man Jesus Christus anziehen, wie man einen Mantel anzieht? Es passiert Neues in eurem Leben, wollte der Apostel den ersten Christen in Rom sagen. Wenn ihr an Christus glaubt, geht es nicht nur um den Kopf. Es geht auch um euren Lebensstil und eure Haltung im Leben. Wie bei einem Kleiderwechsel ist es. Die alten Kleider haben ausgedient, die sind abzulegen. Alte Kleider, das sind zum Beispiel Zorn, Grimm, Bosheit, Lästern und Lügen. Das neue Outfit besteht aus Erbarmen, Freundlichkeit, Demut und Geduld. Und Liebe vor allem (Kol 3,8-12).
Während ich über diesen Kleiderwechsel nachdenke, merke ich, dass der Gedanke ja gar nicht veraltet ist! Was Paulus vor knapp zweitausend Jahren schreibt, kommt mir plötzlich ganz aktuell vor. Die OMAS GEGEN RECHTS aus München haben gerade zu einem Treffen eingeladen, bei dem es um Sprache und Diskriminierung gehen soll. Mit welchen Worten reden wir übereinander?
Der Lebensstil der Christen soll anders sein. Um ein neues Miteinander in Freundlichkeit soll es gehen! Zieht euch Neues an! Im privaten und im öffentlichen Leben. Einfach anziehen? Wie täglich am Morgen? Sollte es so leicht sein mit dem neuen Lebensstil? Den ersten Christen scheint der Kleiderwechsel auch nicht auf Anhieb gelungen zu sein, sonst hätte Paulus sich diese Ermahnungen sparen können. Und wie heißt es bei Martin Luther: “Der alte Adam muss täglich ersäuft werden!” Aber ohne neues Outfit geht es nicht. Die alten, schäbigen Kleider passen nicht mehr. Freundlichkeit und Liebe wollen anprobiert und getragen werden.
“Zieht Jesus Christus an” – Gott hält euch die neuen Kleider hin. Wie mir der Friseur den Mantel. Ob wir den Ärmel finden? Ein neues Outfit ist nötig.