DER BLICK IN DEN HIMMEL

Ein Wort zum Montag, dem 6. Februar 2023

VON CORNELIA SENG

Es ist richtig schwer, ein gutes Foto von dem Gemälde zu machen. Immer wieder spiegeln sich die Fenster im Bild und reflektieren die Kamera. Ich versuche es bei anderen Lichtverhältnissen. Mehrmals gehe ich in die „Galerie Alte Meister“ in Schloss Wilhelmshöhe. Aber es wird nicht richtig gut. Leicht schräg scheint das Foto noch am besten zu werden.

Es ist Ende der Epiphaniaszeit. Seit Sonntag denke ich über die Geschichte von der „Verklärung Jesu“ nach. In den drei ersten Evangelien der Bibel wird sie berichtet. Vergangenen Sonntag war der Abschnitt als Predigttext vorgesehen. Mir ist das Gemälde im Museum dazu eingefallen. Es heißt, Jacob Apt habe es um 1515 gemalt.

Es geht um – im wahrsten Sinn des Wortes –  merk-würdige Geschichte: Die Geschichte von der „Verklärung Jesu“. Drei der Jünger führt Jesus mit sich auf einen Berg. Dort nehmen sie teil an Jesu wahrer, göttlicher, Herrlichkeit. Ein Glanz wie Licht, Sonne und Leben. Für einen kurzen Augenblick scheint der Himmel offen zu stehen. Sie sehen Mose und Elia aus alter Zeit, Jesus unterhält sich mit ihnen. Sie dürfen einen Blick in den Himmel werfen! Und wissen jetzt: Dieser Jesus steht in einem besonderen Verhältnis zu Gott!

Aber was macht die Figur unten links auf dem Bild? Die in dem feinen Ordensgewand? Gehört sie überhaupt in die Geschichte? Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Auftraggeber eines Werkes im Gemälde mit abgebildet wird. Aber meist klein und versteckt oder inkognito. Diese Figur ist fast so groß wie die anderen auf dem Bild. Vermutlich handelt es sich um den Sponsor des Bildes Johannes Göckerlein, einen Domherrn am Dom zu Eichstätt. Neben seinem Grab wurde dieses Bild gefunden.

Warum hat er gerade dieses Bild in Auftrag gegeben? Und warum wollte er so groß und sichtbar mit auf das Bild? Wollte er sagen: Auch ich gehöre in diese Geschichte? Auch ich habe Jesu Herrlichkeit erlebt! -?- Wollte er wie Petrus in dieser Geschichte sagen: „Hier ist für uns gut sein!” (Lk 9, 33). In diesem Glanz wollen wir bleiben! In Jesus hat er den Heiland gehört. In den Worten Jesu haben schon viele den Weg zum Leben gefunden. Und der Domherr vermutlich auch.

Immer wieder habe ich in dieser Woche vor dem Bild gestanden. Die freundlichen Angestellten im Museum schließen extra die Rollläden für mich. Aber die Fenster spiegeln immer noch. Mal bin ich mit der Kamera mit auf dem Foto zu sehen, mal spiegeln sich die Angestellten vor dem Fenster. Da geht es mir auf: Wir gehören ja auch mit auf das Bild! Mitten hinein in diese Geschichte! Jesus ist auch für uns gekommen. Auch in unser Leben scheint der Glanz seiner Herrlichkeit.

“Die Verklärung Christi”
Jacob Apt der Ältere um 1515
mit Spiegelungen

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