Ein Wort zum Montag, dem 30. Januar 2023
VON CORNELIA SENG
Was soll ich heute schreiben? Es fällt mir schwer. Wolfgang, der diese Internetseite erdacht und gepflegt hat, liegt im Krankenhaus. Sonst hat er mich immer wieder ermutigt, diese kleinen Beiträge zu verfassen.
Am 27.1. war Holocaust-Gedenktag. Soll ich darüber schreiben? Aber vieles ist schon gesagt worden zur Bedeutung der Erinnerungskultur im Bundestag und in den Zeitungen. Und ich bin keine Journalistin, ich schreibe keine Kolumne. Was dann? Soll ich etwas zum Kirchenjahr schreiben? Die Epiphaniaszeit geht zu Ende. Aber ich schreibe auch nicht in kirchlichem Auftrag. Ich schreibe, was in meinem Leben wichtig ist, wie ich das Leben e r lebe, heute im Ruhestand. Ich schreibe aus meiner Perspektive und aus der „Erzählgemeinschaft“, in der ich lebe.
Heute wird oft von „meiner Erzählgemeinschaft“ gesprochen. In meinem Fall ist wohl die Evangelische Kirche gemeint, die Gemeinschaft der Christen, die biblische Tradition. Wie man mit den Erzählungen der Bibel durchs Leben kommen kann, davon schreibe ich. Ich bin dankbar für diese „Erzählgemeinschaft“.
Beim Aufräumen haben wir die Schreibmappe meines alten Vaters entdeckt und geöffnet. Neben einem völlig zerfledderten Gebetbuch sind mir die vielen kleinen Zettel aufgefallen. Darauf hat er seine Gedanken notiert. Manches kann ich nur schlecht entziffern, manches empfinde ich als skurril. Aber immer wieder tauchen Bibelsprüche und Erinnerungen an Geschichten aus der Bibel auf. Dazu hat er aufgeschrieben, was ihn an diesen Geschichten beschäftigt.
Ob ich auch in dieser „Erzählgemeinschaft“ alt werden kann? Mit Bibelsprüchen und Liedversen im Kopf? Ich hoffe es und bin gespannt. Gebrechlichkeit lässt sich aushalten mit Frieden im Herzen.
Ein Tagesvers in dieser Woche hat mir Mut gemacht. Er steht in Psalm 1.
„Der Gerechte ist wie ein Baum,
gepflanzt an den Wasserbächen,
der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,
und seine Blätter verwelken nicht.“
An den „Rockschößen“ meiner Vorväter und Mütter halte ich mich fest.