Ein Wort zum Montag, dem 9. Januar 2023 von Cornelia Seng
VON CORNELIA SENG
„Anfang Januar kaufe ich die Brigitte nicht“, sagt meine Tochter, „außer dem Horoskop steht doch nicht viel drin.“ Im Stillen freue ich mich, denn so habe ich es auch immer gehalten. Sogar in der Tageszeitung gestern haben „Ihre Sterne in 2023“ mehr als eine ganze Seite gefüllt. „Meine“ Sterne?
Meine Schüler:innen fanden es immer lustig, selbst ein Horoskop zu schreiben. Welche Zutaten braucht man für ein interessantes Horoskop? Geld, Liebe, Erfolg? Was ist daran faszinierend, schon jetzt zu wissen, was morgen kommt? Ist es die Macht über das Morgen?
Das Alte Testament der Bibel kennt den Versuch, über dunkle Wege die Zukunft vorhersagen zu wollen. Kennen Sie die Geschichte von der Hexe in En-Dor? König Saul fürchtet sich vor einer militärischen Niederlage: Wird er siegen? Auf seinen Befehl hin nimmt die Totenbeschwörerin von En-Dor Kontakt zu dem Geist des toten Propheten Samuel auf. Und das funktioniert! Saul sieht den Propheten heraufkommen. Der beklagt sich erst einmal, dass seine Totenruhe gestört wird. Doch dann antwortet er tatsächlich! Genau genommen enthält seine Antwort zwar nichts, was Saul nicht auch so schon ahnt: Die Sache wird nicht gut für ihn ausgehen! Nach dieser Begegnung ist Saul verwirrt und kraftlos. Die Geschichte findet sich im 1. Buch Samuel im 28. Kapitel. Eine spannende Geschichte!
Wahrsagerei, Horoskope und Totenbefragung helfen nicht zum Leben! Sie machen den Menschen abhängig, verwirrt und kraftlos. Sie schaden. Statt Heil stiften sie Unheil, statt Leben bringen sie Tod. „Lasst einfach die Finger davon!“ sagt Gott seinem Volk.
Wie Dietrich Bonhoeffer halte ich es lieber mit den „guten Mächten“. In sie hülle ich mich ein wie in einen Mantel meiner Mutter. Und mache einen Bogen um Horoskope.
„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“ (D. Bonhoeffer)