Ein Wort zum Montag, dem 2. Januar 2023
VON CORNELIA SENG
Mein kleiner Enkel Emil begeistert sich für Schalter aller Art, besonders für Lichtschalter. Mit dem Schalter der Stehlampe kann er das Licht einschalten! Er staunt und freut sich – er kann es selber hell machen!
Für die dunkle Welt habe ich keinen Lichtschalter. Wie gerne würde ich es hell machen in der Welt!
Mir fällt der Satz eines älteren Pfarrkollegen ein, diese Zeit im Januar sei „so voller Licht“. Er meinte die Lesungen und Lieder des Kirchenjahres. Mit dem 6. Januar beginnt die Epiphaniaszeit. Die Christenheit feiert, dass in Jesus Gottes Licht und Herrlichkeit in die Welt gekommen ist. Ich hatte mich wohl über die Dunkelheit und den Matsch im Januar beklagt.
Heute verstehe ich den älteren Kollegen. Gegen die Sorge und die Furcht vor der dunklen Welt sage ich mir Psalmworte auf, lerne Liedverse aus dem Gesangbuch auswendig und denke über die Geschichten und Worte von Jesus nach. Manchmal fallen mir auch Gedichte aus meiner Schulzeit ein. Wenn ich den Text nicht mehr ganz kenne, nehme ich das Handy zu Hilfe. „Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?“ Solche Worte wie die aus Psalm 27 kann ich regelrecht „kauen“. Manchmal vergesse ich, wie der Psalm weitergeht. Dann ärgere ich mich über mein inzwischen nachlassendes Gedächtnis – aber so ist das eben. Wenn ich mich lange genug auf die Worte konzentriere, ist zwar immer noch Krieg in der Ukraine, und wir tun viel zu wenig gegen den Klimawandel, aber ich finde wieder zuversichtlich die Spur. Jesus hat gesagt: „Ich bin das Licht der Welt!“ und auch: „Ihr seid das Licht der Welt!“ Das macht mir Mut.
Ein frühes Gedicht von Hilde Domin endet mit den Worten: „Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze.“
Ich habe nur ein W o r t als Stütze. Ich stütze mich auf das Wort der Bibel und die Erfahrungen früherer Generationen. Schon vor tausenden von Jahren hat Hagar die Erfahrung gemacht: „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (Gen 16,13). Das ist die Jahreslosung für das Jahr 2023. Du bist ein Gott, der mich kennt und mich nicht aus dem Blick verliert. Ich freue mich auf das neue Jahr!
Allen ein gutes, behütetes, neues Jahr!
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