Ein Wort zum Montag, dem 5. Dezember 2022
VON CORNELIA SENG
Zugegeben: ich bewundere ihn! Ich stände auch in der Menge der Menschen, die ihn hören und sehen wollen. Von überall her kamen sie, ein richtiger Flashmob. Wie konnte einer derart konsequent sein wie er? So radikal auf die Annehmlichkeiten verzichten, die das Leben so bietet? Total eingestellt auf das, was kommt? Ganz in Erwartung des Kommenden? „Es ist die Axt den Bäumen schon an die Wurzel gelegt …“, hat er gesagt, – im nächsten Moment wird der Baum fallen. So hat er auch gelebt.
Wo stände ich in der Menschenmenge? Bei denen, die sich von ihm taufen lassen wollen, oder nur im Hintergrund? Wäre mir seine Predigt unter die Haut gefahren? Seine Predigt über den Zorn Gottes? Stände ich bei denen, die Buße tun? Dabei hat er nur gesagt, was jeder aus den Zehn Geboten schon wissen kann: „Tut niemand Gewalt oder Unrecht“, hat er den Soldaten gesagt. Aber ich bin kein Soldat. „Fordert nicht mehr als euch zusteht“, den Zöllnern. Ich bin kein Zöllner. „Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat“. Ich habe viele Hemden und T-Shirts. Würde mich der Wohlstand davon abhalten, mich von ihm taufen zu lassen?
Dem Landesfürst wurde er unbequem, weil er die Wahrheit aussprach: Man fängt nichts an mit der Frau seines Bruders. Der Landesfürst tat keine Buße, im Gegenteil. Er nutzte seine Macht, um ihn mundtot zu machen, und ließ ihn ins Gefängnis werfen.
Und nun: wann kommt die neue Zeit? Wann bricht Gottes Reich endlich an? „Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ lässt er Jesus fragen. Und Jesus lässt ihm antworten: „Sagt Johannes, was ihr hört und seht: Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium gepredigt“ (Mt 11,5). Gottes Reich kommt! Neue Zeiten brechen an. Glücklich ist, wer sie in Jesus sieht, die neue messianische Zeit!
Einmal … hat mein Freund Peter meinen Schüler:innen von seiner Arbeit als Missionar im Kongo berichtet. Mit Dias. Auch ein Foto von Céline war dabei, auf dem sie herzlich lacht. Damals hatte ich eine Art Brieffreundschaft mit Céline, vermittelt durch Peter. Sie hatte doch tatsächlich ein Foto von mir an die Wand gehängt! Ich blasse, weiße Frau mitten im Urwald, in einer schlichten Hütte! Ich staunte beschämt. In dem Moment meinte ich die neue, messianische Zeit zu spüren. Überraschend und nahezu undenkbar war eine Beziehung zwischen zwei einander fremden Frauen entstanden.
Rechnen wir mit dem Kommen von Gottes neuer Welt!
