VON WOLFGANG HORN
Das ist Kommunalpolitik. Da fordern Grüne sowie CDU und Freie Wähler, sie stellen im Kreistag die Mehrheit, die Kreisverwaltung auf, die Energiewende schneller als bislang geplant umzusetzen. Konkret geht es um eine Infokampagne, um eine Klima- und Energieagentur, um grünen Wasserstoff und um ein Wärmekataster. Nachzulesen beispielsweise im Bürgerportal Bergisch Gladbach. Zeitgleich treten die Wermelskirchener Grünen im Stadtrat für die generelle Pflicht zur Installation von Photovoltaik-Anlagen auf Neubauten ein. Die Klimakatastrophe bildet den Hintergrund für beide in die gleiche Richtung gehenden Konzepte und Forderungen.
Nur: Hier bei uns im Nordkreis sind die vermeintlich bürgerlichen Freien Wähler und die CDU noch lange nicht so weit wie offenbar in der Kreisstadt. Die angesichts der aktuellen Turbulenzen auf den Energiemärkten der Welt durchaus plausible und leicht nachvollziehbare Forderung der Grünen nach Photovoltaik auf allen Neubaudächern wird hier von CDU, Bürgerforum und der Fraktion der Freien Wähler um Henning Rehse abgeschmettert.
Bürgerlich bedeutet auch, zu bewahren, was bewährt ist. Das Herumfingern am Klima, der Vorrang fürs Auto und fossile Energien, das Lavieren und Herumeiern bei probaten Vorschlägen, die Verzögerung dringlicher Entscheidungen für eine wirksame Veränderung des CO2-Ausstoßes, all das ist alles andere als bürgerlich. Die „Schöpfung“ zu bewahren, den Kindern, Enkeln und Großenkeln eine lebbare Welt zu hinterlassen, das Energieproblem zu lösen, ohne fatal-unlösbare Hinterlassenschaften aufzutürmen, das erfordert ein rasches und radikales Umdenken vor allem der vermeintlich bürgerlichen Parteien. Das Klima muß Vorrang haben vor Wirtschaft, das Gemeinwohl vor partikularen Interessen, erneuerbare Energien vor Fossilen. Es kommt auf jedes Hausdach an, auf jedes Watt aus Windanlegen, auf jeden Ertrag aus Wärmepumpen, auf jeden Strom, auf jede Wärme aus erneuerbaren Quellen. Jeden.
Die Energiepreise erreichen derzeit täglich neue Höchststände. Der Krieg in der Ukraine und die Inflation treiben die Gas- und Strompreise immer weiter in die Höhe. Wäre es nicht eine sinnvolle Idee, in Zukunft alle Neubauten in der Bundesrepublik mit Solaranlagen auszurüsten, um einerseits mehr klimafreundlichen Strom zu produzieren und sich andererseits unabhängiger von Gas, Kohle und Atomkraft zu machen? Zählt denn nicht jedes KW? Nicht so in Wermelskirchen. Die Stadt mit der im Kreis schlechtesten Quote im Ausbau von regenerativen Energien, zeigt auch hier wieder wie Politiker im Rat der Stadt die Herausforderungen der aktuellen und zukünftigen Energieproblematik ignorieren, oder einfach nicht verstehen.
Immer mehr Kommunen und Bundesländer setzen seit längerem auf eine Pflicht Neubauten mit einer PV-Anlage auszurüsten. In NRW verpflichten schon jetzt Bonn und Aachen Bauherren und teilweise auch Sanierer dazu, Solarthermie- oder Photovoltaikanlagen auf dem Dach zu installieren. Die Bundesländer Berlin, BW und andere folgen. Es wird immer Bauunternehmer/Investoren und Hauskäufer geben denen die Vorteile nicht klar sind, oder aus anderen Gründen keine PV-Anlage wollen. Die Kosten werden dabei kaum eine Rolle spielen, denn der Preis einer mittelgroßen PV-Anlage (6KW/p) beträgt je nach Anbieter ca. 9-11t€. Bei einen Kaufpreis eines neuen Reihenhauses in Wk von ca. € 350.000.- sind die Kosten einer PV-Anlage ein eher kleiner Posten. Vor allem da sich eine solche Anlage nach ca. zehn Jahren amortisiert. Eine attraktive Perspektive für Käufer eines Hauses mit PV Anlage, zumal später auch die Möglichkeit besteht verschiedene Speicherlösungen nachzurüsten und dadurch einen weiteren Schritt hin zu einer autonomen Stromversorgung zu gehen. Warum sich einige Wermelskirchener Politiker gegen eine Solardachpflicht bei Neubauten stellen, ist mit dem Blick auf die aktuelle Energiekrise und auf eine zukunftsfähigere Energieversorgung nicht zu verstehen.
Lieber Herr Janosi, die von Ihnen genannten Preise für eine PV-Anlage halte ich für zu niedrig. Ein brauchbare Übersicht gibt es z.B. hier: https://www.eon.de/de/pk/solar/photovoltaik-kosten.html
Dennoch ist eine PV-Anlage eine lohnenswerte Investition in die Zukunft. Nicht für jedes Gebäude, aber für die allermeisten. Energiepreise kennen nur eine Richtung: Nach oben. Also, warum zögern?
Man kann sich hier auch die Frage stellen, warum CDU und Grüne hier im Kreis (RBK) nicht schon längst! Maßnahmen ergriffen haben! Sie haben schon seit Jahren die Mehrheit im Rheinisch-Bergischen-Kreis und passiert ist – eher wenig, um es mal gelinde auszudrücken.
Als SPD begrüßen wir jede sinnvolle Maßnahme, die erneuerbare Energien voranbringt und hilft, das Klima zu schützen – nur, sie müssen auch beschlossen und vorangebracht werden.
Dass der Antrag mit breiter Mehrheit in den Fachausschuss verwiesen wurde, war richtig so. Der Antrag war in dieser Form nicht rechtskonform. Ich habe ja darauf hingewiesen, dass eine Rückwirkende Plicht zum 01.06. nicht gut ist und gebeten, das Datum auf den 01.12.2022 zu setzen. Auch Herr Marner hat klar gesagt, dass es so nicht rechtskonform ist. Anstatt auf meinen Vorschlag einzugehen, hat der Fraktionsvorsitzende der Grünen nur darauf hingewiesen, dass der Antrag zu Anfang des Jahres gestellt wurde. Selber schuld.
Zum Kreis: der Kreis steht finanziell besser da als erwartet (Ausschuss für Finanzen, Wirtschaft und Beteiligungen). Offenbar juckt der vermeintliche Überschuss in den Fingern. Ich hätte mir gewünscht, dass man bis zur Haushaltseinbringung gewartet hätte. Dann würden wir auch wissen, ob eine Anhebung der Kreisumlage von Nöten ist.
Herr Janosi hat Recht: Die Energiepreise erreichen derzeit täglich neue Höchststände. Wer es sich leisten kann, der wird daher bei einem Neubau auch auf Photovoltaik setzen. Aber das kann sich eben nicht jeder Bauherr leisten, vor allem nicht junge Familien. Denen laufen nicht nur die Zinsen weg, auch die Grundstückspreise und die Baukosten. Aber gerade diese Gruppe muß es sich leisten können, ein Eigenheim zu erwerben. Da ist es nicht an der Zeit, das Bauen noch teurer zu machen, als es ohnehin schon ist.
Falsche Rückschlüsse. Eine neue PV-Anlage ist heutzutage mehr denn je eine SPAR-Investition.
Beispielrechnung:
Laut energieverbaucherportal.de verbraucht ein 3-köpfiger Haushalt pro Jahr 3.600 kWh Strom. Bei der BEW wird der Basis-Strompreis ab ab 01.12.22 59,99 Cent/kWh betragen. Ok, der Lokalstrom ist ggf. etwas günstiger, aber nicht langfristig!
3.600 x 59,99 = 2159,94 € : 12 = 179,97 € monatlich für den Arbeitspreis
Eine PV-Anlage 5 kw liefert rd. 4500 kwh/jährlich. Davon können rd. 1/3 selbst genutzt werden.
1.500 x 59,99 Cent = 899,95 €
3.000 x 8,6 Cent = 258 €
Summe 1.157,95 €
Angenommen die PV-Anlage kostet 22.000 €, dann beträgt die Rendite im kommenden Jahr rd. 5,25 %.
Das gibt es auf keinem Sparbuch. Und die Strompreise werden weiterhin steigen. Und damit auch die Rendite.
Fazit: Es ist keine Belastung für zukünftige Bauwillige, sondern eine Entlastung nach Einzug. Und das dann monatlich. Wenn tatsächlich ab 01.01.23 die Wirkleistungsbegrenzung von 70 % aufgehoben wird – mehr Infos unter https://oekozentrum.nrw/aktuelles/detail/news/erleichterungen-fuer-pv-anlagen-beschlossen/ – dann könnte es noch besser für den Betreiber einer PV-Anlage aussehen.
Das große ABER ist die Verfügbarkeit von z.B. Solarpanel und Wechselrichter!! Ruft der Bauwillige bei 10 möglichen Erbauern einer PV-Anlage an, erhält er wahrscheinlich 8-9 Absagen. Das ist die Wirklichkeit. Kurzfristig wird sich daran kaum was ändern. Und die Preise für PV-Anlagen bleiben leider vorläufig recht hoch.
👏👏❗