Kinderschutz stellt hohe Anforderungen

Jugendämter sind Partner in Erziehungsfragen

Rheinisch-Bergischer Kreis | Bundesweit sind mehr als 17.000 Bezirkssozialarbeiterinnen und -arbeiter in den Allgemeinen Sozialen Diensten (ASD) der Jugendämter beschäftigt – 22 davon im Kreisjugendamt, das für die Kommunen Burscheid, Kürten und Odenthal zuständig ist. Häufig steht ihr Beruf nur dann im Fokus, wenn es schlecht läuft, wenn Kinder trotz Hilfen zu Schaden kommen. Damit gerät aus dem Blick, welch vielfältige und oft erfolgreiche Unterstützung für Kinder, Jugendliche und Familien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Allgemeinen Sozialen Dienste leisten.

Sie beraten Mütter, Väter und alle Personen mit Erziehungsfragen, sie organisieren alltagspraktische Hilfen und Entlastung für Familien, sie fördern Kinder in ihrer Entwicklung – oder sorgen im Zweifelsfall auch für den notwendigen Schutz von Kindern.

Das Spektrum an Problemen, auf die der ASD tagtäglich Antworten sucht, ist dabei breit: ratlose Eltern, Familienkrisen, Schulprobleme, Gewalt, Alkohol- und Drogensucht. „Wir wissen, dass Eltern in der Regel das Beste für ihre Kinder wollen. Nur manchmal ist der Alltag, die eigene Biografie, so belastend, dass Erziehung nicht gelingt. Häufig hilft es dann, jemanden an seiner Seite zu haben. Deshalb setzen wir in erster Linie daran, Eltern in ihrer Erziehung zu stärken, zu unterstützen und mit ihnen gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Wir sind ihre Partner in Erziehungsfragen“, erläutert Ansgar Koenig, der als Abteilungsleiter der Sozialen Dienste auch den für den ASD in Burscheid, Kürten und Odenthal verantwortlich ist.

Die Sozialen Dienste der Jugendämter haben die Aufgabe, Eltern und ihre Kinder dort zu unterstützen, wo Hilfe notwendig ist. Dies erfolgt vor allem durch beratende und unterstützende Hilfen bei der Erziehung, etwa in Form einer ambulanten Familienhilfe. 

Auf diese Hilfe sind zunehmend mehr Familien angewiesen: Rund 963.000 Hilfen zur Erziehung haben die Jugendämter 2020 bundesweit, 240.454 in NRW, geleistet, elf Prozent mehr als noch 2010, in NRW 12 Prozent. Auch in der Pandemie wurden diese tendenziell eher fortgeführt als beendet. Mehr als zwei von drei dieser Hilfen werden in der Familie erbracht. Allein in den drei Kommunen des Kreisjugendamts wurden im Jahr 2020 über 300 Familien, Kinder und Jugendliche durch Erziehungshilfen erreicht.

Wann aber ist Unterstützung und Hilfe in der Familie noch aussichtsreich? Und wann ist der Punkt erreicht, wo Sicherheit und Schutz des Kindes eine zumindest vorübergehende Trennung von den Eltern erfordern? Und welche Risiken wiederum bringt die Trennung von den Eltern für den weiteren Lebensweg des Kindes?

Alle sind sich einig: Kinder und Jugendliche bedürfen des Schutzes durch die Gesellschaft. Doch welcher Weg im Einzelfall der richtige ist, diese Frage verlangt den Sozialarbeiterinnen und -arbeitern im Jugendamt im Einzelfall schwierige Abwägungsprozesse ab. „Wir versuchen, uns immer ein möglichst umfassendes Bild zu machen und vielfältige Perspektiven einzunehmen. Alleine kann man eine solche Entscheidung oft gar nicht treffen, schließlich haben sie weitreichende Folgen für die Lebensläufe der Kinder. Die Beratung jedes einzelnen Falls mit den Kollegen und Kolleginnen ist deshalb unverzichtbarer Bestandteil unserer täglichen Arbeit“, erläutert Thomas Straßer, Leiter des Kreisjugendamts.

Was braucht der ASD, um diese schwierige Arbeit so erfolgreich schultern zu können? Thomas Straßer hat darauf eine klare Antwort: „Wir brauchen genügend und gut qualifiziertes Personal, das durch Supervision, Beratung und Fortbildung in dieser schwierigen Aufgabe ausreichend unterstützt wird. Und wir brauchen Bürgerinnen und Bürger, für die das Jugendamt nicht Drohkulisse, sondern unverzichtbarer Partner im Kinderschutz ist und die Eltern ermutigen und bestärken, sich bei Fragen und Problemen auch hier Hilfe zu suchen. Denn das ist oft schon der erste Schritt zur Lösung.“

Beitragsfoto © Pexels

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