Ein Wort zum Montag, dem 18. Juli 2022
VON CORNELIA SENG
Von dem “besorgten Gott” spricht der Pfarrer im Gottesdienst im Bergpark Wilhelmshöhe. Er predigt über die Geschichte von der Arche Noah. Da heißt es gleich am Anfang, dass Gott “bekümmert” ist über den Zustand der Welt und über die Menschen, die er geschaffen hat. Das habe ich so noch nie bedacht! Habe ich zu schnell darüber hinweg gelesen?
Auf dem Gelände der Christuskirche steht seit einiger Zeit die “Glasarche”. Auf dem Weg in die Stadt komme ich oft daran vorbei. Eine übergroße Hand hält ein Boot aus Tausenden zusammengeklebten Glasstücken. Wenn ich es lange genug angucke, meine ich zu sehen, wie es zerspringt. In harte, verletzende Glasstücke. Ich sehe in ihnen das Artensterben, das Schmelzen der Gletscher, auch den Krieg in der Ukraine und sonstwo in der Welt. Die harten Verletzungen scheinen immer zahlreicher zu werden. Was ist, wenn unser Boot namens Erde zerbricht?
Im Vergleich zu der zerbrechlichen Arche strahlt die große Hand Ruhe und Geborgenheit aus. Wie freundlich offen und einladend sie gestaltet ist! Aus Holz, dem Wachsen der Bäume, wurde sie gestaltet. Gelassen, fast ewig sieht sie aus. In ihr kann ich mich bergen. Kann ich Vertrauen fassen.
Die Geschichte von der Arche Noah steht ganz am Anfang der Bibel, im ersten Buch Mose 6–9. Sie ist wunderbar und tröstlich. Wie oft ich sie wohl schon erzählt habe? Was würden wir machen ohne die Geschichte von der Friedenstaube mit dem Ölzweig im Schnabel? Und ohne den Regenbogen?
Aber nach der Sintflut geht Gottes Geschichte mit der Welt ja erst richtig los: Gott sorgt sich um seine Schöpfung. Er führt sein Volk Israel durch die Zeiten, Jesus kommt auf die Welt, den wir Retter und Erlöser nennen. Sein Geist erneuert und inspiriert Menschen. Die Schöpfung ist Gottes Projekt. Ganz am Ende, im letzten Buch der Bibel, hört der Prophet, wie Gott sagt: “Siehe ich mache alles neu” (Off 21,5)! Gottes Projekt namens Schöpfung hat ein Ziel.
Wie das sein wird, wenn Gott “alles neu” macht? Ich weiß es nicht. Aber es wird gut sein. Viel besser noch als die große Hand aus Holz. Denn Gott sorgt sich. Er kümmert sich. Gott sei Dank! Das ist alles, was ich weiß. Aber das reicht.
„Verlier nicht die Geduld.
Inmitten alles Schuld
ist Gott am Werke.
Denn der in Jesus Christ
ein Mensch geworden ist,
bleibt unsre Stärke.“
(J.Riess)