„Eine arme Kirche würde in unserer heutigen Welt in der Bedeutungslosigkeit versinken“

Der Wissenschaftler Prof. Dr. Hans Frambach über die Wirtschaftsideen des Vatikans

VON UWE BLASS

Was wäre, wenn die Kirche der Armen tatsächlich arm wäre? Was wäre, wenn alle Kirchengüter verkauft und den Armen zugutekämen? Was wäre, wenn dann alle seelsorgerischen Tätigkeiten auf einmal nicht mehr finanzierbar wären? Der Vatikan ist reich, die Katholische Kirche ist reich, ohne Frage, sie mehrt ihr Vermögen von Tag zu Tag und wird auch nicht müde, die ganze Welt immer wieder aufzurufen, die Armen nicht zu vergessen. Prof. Dr. Hans Frambach, seines Zeichens Volkswirt mit dem Schwerpunkt Mikroökonomie und Geschichte des ökonomischen Denkens an der Bergischen Universität, hat sich zusammen mit Co-Autor Daniel Eissrich in dem Buch „Der dritte Weg der Päpste – Die Wirtschaftsideen des Vatikans“ mit den Sozialenzykliken des Heiligen Stuhls auseinandergesetzt.

Vatikanstadt

Ein eigener, christlich orientierter Weg

Seit jeher fordert die katholische Kirche in ihren Sozialenzykliken die Gesellschaft zu mehr Solidarität untereinander auf und formuliert eigene Ideen der wirtschaftlichen Entwicklung. „Mit der Bezeichnung ‘dritter Weg’ geben wir eine Umschreibung für einen von vielen Versuchen der Aufstellung einer Ordnungskonzeption, eines Mittelwegs zwischen den beiden Extremformen eines reinen Wirtschaftsliberalismus und einer Ordnung der zentralen Lenkung“, erklärt der Wissenschaftler. Es habe in der Ordnungspolitik der Wirtschaftswissenschaften immer Versuche gegeben, marktwirtschaftliche oder planwirtschaftliche Mittelwege zu finden. „Der Vatikan hatte aber seit der ersten Sozialenzyklika ‘Rerum novarum’ 1891, auf die viele Sozialenzykliken folgten, einen eigenen, zwischen den Extremen verorteten ´vermittelnden Weg` beschrieben, der, im Gegensatz zu anderen dritten Wegen, eine Orientierung an christlichen Werten in den Vordergrund stellt.“

Wie reich ist der Vatikan eigentlich?

Wie beschreitet nun aber ein an christlichen Werten orientiertes Wirtschaftsunternehmen einen neuen Weg? Dazu muss man vielleicht erst einmal klären, um welche Unternehmensgröße es sich im Falle des Vatikans handelt. Wie reich ist also die römische Enklave? „Ein Problem in der Beantwortung dieser Frage besteht darin, dass oftmals nicht nur der Vatikan gemeint ist, sondern die Katholische Kirche überhaupt“, schränkt Frambach eine richtige Antwort sofort ein, jedoch sei ganz offiziell bei Wikipedia zu lesen, dass die Vermögenswerte des Vatikans bei ca. 13 Milliarden Euro, bei jährlichen Ausgaben von ca. 0,4 Milliarden Euro, lägen, wobei der Schwerpunkt auf den Personalkosten ruhe. Ein Großteil der Vermögenswerte sei dabei in Grundbesitz, Liegenschaften und Gebäuden gebunden. Für Deutschland, sagt Frambach, gebe es auch Angaben. „Häufig genannte Zahlen stammen etwa von dem Politikwissenschaftler und Publizisten Carsten Frerk, der im Zuge des Ausgabenskandals um den ehemaligen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst von 2013 gegenüber Fokus online und dem Spiegel das Vermögen der Katholischen Kirche in Deutschland einmal auf etwa 200 Milliarden Euro taxiert hatte.“

Das Diözesane Zentrum St. Nikolaus in Limburg wurde nach mehreren Jahren Umbauarbeit im September 2013 fertig gestellt. Bild: Innenhof mit Blick auf den Limburger Dom. Das Areal wird oft auch als Bischofshaus, Bischöfliches Haus, bezeichnet.

Der Autor Friedhelm Schwarz geht mit dem Unternehmen Kirche hart ins Gericht und sagt: „Kein Unternehmen, keine Partei und keine Gewerkschaft hat so viel Macht wie die beiden großen Kirchen in Deutschland. … Die Kirchen betonen in der Öffentlichkeit immer wieder ihre Armut. Doch das ist eine Zwecklüge, um noch mehr Einnahmen und Subventionen zu scheffeln, die nur dazu dienen, den Einfluss der Kirchenbürokraten auszubauen. Die beiden großen Kirchen in Deutschland verfügen heute über ein Gesamtvermögen von rund 500 Milliarden Euro. Sie haben 53 Millionen Mitglieder und beschäftigen über 1,3 Millionen Mitarbeiter in knapp 50.000 selbstständigen Unternehmen. Sie erzielen einen Gesamtumsatz von mehr als 125 Milliarden Euro jährlich.“ 

Frambach will die von Schwarz genannten Zahlen gar nicht in Abrede stellen, betont jedoch: „In den vielen Unternehmen, die sich in Eigentum und Trägerschaft der Kirche befinden, sind Menschen beschäftigt, die produzieren, Dienstleistungen erbringen, wirtschaftliche Werte erzeugen. Vielfach handelt es sich um soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Hospize, Jugend- und Altersheime. Die (katholische) Caritas etwa ist mit annähernd 700.000 hauptamtlichen Mitarbeitern der größte nichtstaatliche Arbeitgeber in Deutschland. Daher muss man sich ernsthaft fragen, ob die Welt bzw. die Bürgerinnen und Bürger besser dran wären, wenn sich dieses Vermögen nicht in den Händen der Kirche, sondern von Privatunternehmen befände.“

Der Peterspfennig

Der Peterspfennig steht dem Papst höchstpersönlich zur Verfügung. Diese Kollekte, die jedes Jahr am 29. Juni, dem Fest der Apostel Petrus und Paulus, für den ‘Liebesdienst an den Bedürftigen’ weltweit eingesammelt wird, spülte allein 2019 fast 57 Millionen US-Dollar in die Kassen des Vatikans. Diese Peterspfennig-Spende wird seit Jahren überwiegend dazu verwendet, das wachsende Haushaltsdefizit der Kurie zu decken und kommt den Bedürftigen gar nicht mehr zu. Eine Verwendung von Spenden für steuerpflichtige, wirtschaftliche Geschäftsbetriebe ist allerdings unzulässig. 

„Der Peterspfennig ist offiziell darauf ausgerichtet, den Papst in der Wahrnehmung seiner ‘vielfältigen Aufgaben’ und, ich zitiere, ‘dessen Sorge für die Erfordernisse der Weltkirche und den Liebesdienst an Bedürftigen zu unterstützen’“, erklärt Frambach. „Immer wieder tauchen allerdings Schlagzeilen auf, nach denen der Peterspfennig zur Schließung von Haushaltlöchern, der Finanzierung undurchsichtiger Immobiliengeschäfte und Spekulationen verwendet wird. Wenngleich der Vatikan durchaus selber Untersuchungen über mutmaßliche Betrügereien angesetzt hat, sehe ich durch die wohl kaum zu leugnenden praktischen Zustände einen riesigen Vertrauensschaden gegenüber den Spendern, von denen die meisten sicherlich im Vertrauen auf wohltätige Verwendung ihr Geld geben. Die Mittelverwendung für unzulässige Zwecke ist natürlich unzulässig.“

Franz von Assisi – das Streben nach einem Ideal

Der Kaufmannssohn Franz von Assisi gilt als Vorreiter der Armutsbewegung. Papst Franziskus hat die Wahl seines Namens mit der Aussage begründet, er wünsche eine arme Kirche für die Armen. Kaum vorstellbar, dass das Oberhaupt der Katholiken nicht um die immensen Vermögenswerte weiß, aber ein Veräußern und Verschenken dieser Werte hätte nach Frambachs Einschätzung auch nur einen kurzen Erfolg. „Würde die Kirche die Erlöse zur Armutsbewältigung verwenden, stiege einerseits sicherlich die Glaubwürdigkeit“, erklärt er, „andererseits aber würde sich an der grundsätzlichen Armutsproblematik in der Welt aber wohl kaum, allenfalls vielleicht kurzfristig, etwas ändern.“ Vielmehr glaubt Frambach, dass Papst Franziskus mit seiner Aussage zum Ausdruck bringen wollte, dass sich die Kirche bzw. jegliche ihrer Würdenträger in ihrer täglichen Arbeit eher mit den realen Problemen der Armen und Ärmsten direkt auseinandersetzen und sich weniger um Fragen des eigenen Verwaltens, der Eigenbeschäftigung und der strategischen Außendarstellung und Vernetzung kümmern sollten. Das Leben und die Arbeit Franz von Assisis sehe der Papst als erstrebenswertes Ideal. „Ich befürchte, dass eine arme Kirche in unserer heutigen Welt eher in der Bedeutungslosigkeit versinken würde, da sie viele ihrer sozialen Aufträge gar nicht mehr erfüllen könnte.“

Machtverlust folgt Unfehlbarkeitsdogma

In seinem Buch schreibt Frambach über die großen Umbrüche durch die Industrialisierung in Italien des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die den Kirchenstaat jeglicher weltlicheren Machtinstrumente beraubte. Parallel verkündet Papst Pius IX. in dieser Zeit das Unfehlbarkeitsdogma. Ein Zufall? „Diese Frage kann ich nicht wirklich beantworten, da es sich bei der Unfehlbarkeit um eine Eigenschaft handelt, die die katholische Kirche dem Papst zugeschrieben hat, um ein abschließendes Urteil über strittige theologische Fragen abzugeben“, antwortet der Wissenschaftler. Jedenfalls habe der Kirchenstaat im Verlauf des 19. Jahrhunderts in Italien große Landflächen und damit auch weltliche Macht abtreten müssen, weiß Frambach. Heute besitze der Kirchenstaat ´nur` noch die Vatikanstadt selber, Lateran und die Sommerresidenz Castel Gandolfo. „Die Vermutung, dass im Zuge des damaligen Verlustes des weltlichen Einflusses endlose Streitigkeiten auf theologischem Gebiet möglichst reduziert oder vermieden werden sollten, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen“, erklärt er. „Die Möglichkeit der Abgabe eines ‘endgültigen Urteils’ durch die sozusagen ‘höchste Instanz’ [Unfehlbarkeitsdogma; Anm. d. Red.] hat gewiss keine Ungelegenheit darstellt.“

Einfluss der Sozialenzyklika auf Sozial- und Wirtschaftspolitik

Das Problem sozialer Ungerechtigkeit hat die Kirche schon früh erkannt, eine wirkliche Stellungnahme jedoch erst in der Enzyklika ‘Rerum Novarum’ 1891 formuliert. Das hat Einfluss auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik vieler Länder gehabt. Den direkten Einfluss könne man beispielsweise an der Entstehung der katholischen Arbeiterbewegung in Ländern wie Belgien, Deutschland, Frankreich, Holland und Italien sowie an verschiedenen Wohltätigkeits- und Selbsthilfeorganisationen sehen, weiß Frambach. 

Das liege auch daran, dass katholische Theologen, die mit den Inhalten der Sozialenzykliken bestens vertraut waren, teilweise hohe politische Ämter innehatten oder in Parlamenten saßen, in denen sie entsprechende Forderungen auch umzusetzen versuchten. Frambach nennt hier stellvertretend den Priester Heinrich Brauns, der ab 1920 acht Jahre das Amt des Reichsarbeitsministers in der Weimarer Republik bekleidete. „Es hat sehr viele Kenner der Sozialenzykliken in einflussreichen Positionen gegeben. Bei der Einführung der Sozialen Marktwirtschaft in der Bundesrepublik Deutschland wird sogar auf den Ordo-Gedanken [Im Ordo-Gedanken vertraten die Menschen im Mittelalter die Überzeugung, dass eine gottgewollte hierarchische Gliederung der Welt existiert, in der die Menschen natürlicherweise in verschiedenen Über- und Unterordnungsverhältnissen miteinander leben; Anm. d. Red.] der katholischen Soziallehre explizit zurückgegriffen. Aber ebenso spielten Wertvorstellungen aus dem Protestantismus, Liberalismus und Sozialismus eine Rolle. Insgesamt höhere oder übergeordnete Werte, die sich in den aus dem Humanitätsgedanken gründenden Werten von Freiheit, Gleichheit, und Gerechtigkeit wiederfinden.“

Immer wieder lösten die Sozialenzykliken im Laufe der Jahre hohe politische Wellen aus. Frambach erinnert an die 2009 von Papst Benedikt XVI. veröffentlichte Sozialenzyklika ‘Caritas in Veritate’, die massiv die Finanzmärkte kritisierte oder Papst Franziskus’ ‘Laudato Si’’ von 2015, in der er die moderne kapitalistische Marktlogik mit insbesondere den katastrophalen Folgen für unsere Umwelt, der Lebensgrundlage der Menschen, hart kritisierte. Das ging um die Welt, denn eines dürfe man nicht vergessen: „Die Katholische Kirche hat weltweit um die 1,3 Milliarden Mitglieder. D.h., die Ideen der Enzykliken können einer vergleichsweisen großen Zuhörerschaft relativ einfach vermittelt werden.“ Ob es der Pfarrer auf der Kanzel oder die vielen Publikationsorgane der Kirche sind, die Reichweite dieser Botschaften ist enorm.

Diese Wirtschaft tötet

Papst Franziskus sagt: „Diese Wirtschaft tötet“, und geht dabei von einer Idee aus, dass die Armen eine besondere Unschuld auszeichne und sie die Bewahrer einer nicht von Egoismus, ökonomischen Interessen, Geld und Individualismus korrumpierten naiven Reinheit seien. Der Wirtschaftsjournalist Rainer Hank sagt dazu: „Der christliche Glaube hat den Kapitalismus angeschoben. Sie (die Armen) werden sowohl politisch als Wähler wie theologisch als Kirchenvolk instrumentalisiert. Würden die Armen mithilfe marktwirtschaftlicher Reformen ihr Elend verlassen, verlöre diese Soziallehre ihre Basis und ihre Legitimation. Ein Kapitalismus, der die Armen reich macht, stört.“ 

Dass die Armen die ‘Bewahrer’ einer ‘naiven Reinheit’ seien, stellt Frambach allerdings in Frage. „Armut allein macht den Menschen nicht zu einem besseren, sie schützt sicherlich vor mancherlei Versuchung, doch ich bezweifle, dass der Arme, wenn er reich wäre, anders handeln würde als der Reiche.“ Die viel zitierte Aussage von Papst Franziskus, ‘diese Wirtschaft tötet’, die er 2013 in dem Apostolischen Schreiben ‘Evangelii Gaudium’ getroffen habe, beziehe sich auf die Unzahl verachtungswürdiger Zustände in modernen Gesellschaften und ziele vor allem auf die Aussage, dass eine Schlagzeile an der Börse eine höhere Wahrnehmung erfahre, als ein erfrierender Obdachloser. 

„Ich stimme durchaus zu“, sagt Frambach, „dass die sogenannten ‘Armen’ in vielerlei Hinsicht gegenüber den sog. ‘Reichen’ benachteiligt sind, und es auch viele Situationen gegeben hat und gibt, in denen Menschen instrumentalisiert wurden und werden. Den Vorwurf jedoch, dass der Kapitalismus Reformen sozusagen absichtlich verhindern würde, um ihn nicht zu gefährden oder gar der Soziallehre ihre Legitimationsbasis zu entziehen, halte ich für geradezu absurd.“ In den modernen marktwirtschaftlich ausgerichteten Wirtschaftssystemen gehe es doch vor allem darum, die sozialen Probleme zu mindern. Aber das sei eben alles andere als einfach, wenn gleichzeitig persönliche Freiheitrechte zugesichert, soziale Absicherung gewährleitstet, ein Mindestmaß an Wohlstand für alle gegeben und nicht zuletzt die Umwelt lebenswert erhalten sein sollen.

Berechtigte Sorge um den Wohlfahrtsstaat

1931 erschien die Sozialenzyklika ‘Quadragesimo anno’ von Papst Pius XI., in der er vor einem Ausbau des Staates zum Wohlfahrtsstaat warnt. „Darin wird auf eine mögliche Entwicklung hingewiesen, dass der Staat immer mehr Aufgaben an sich ziehe, damit auf der einen Seite immer größer und mächtiger werde und in immer stärkerem Maße zentralverwaltungswirtschaftliche Elemente aufweise, auf der anderen Seite den Bürgern jedoch zunehmend Eigenverantwortung entziehe und Leistungsanreize nehme, ja eine Art Nehmer- bzw. Anspruchshaltung gegenüber dem Staat geradezu fördere“, so Frambach. „Das war eine Angst, die damals von der Katholischen Kirche formuliert wurde und in der Sache auch nicht ganz von der Hand zu weisen ist, denn es geht um das grundlegende Verhältnis von Bürger/-innen und Staat bzw. um die Rolle des Staates, die Gewährung von Freiheiten und die Wahrnehmung von Verantwortung, um die Schaffung zeitgemäßer Rahmenbedingungen.“ 

Spätestens mit der Auseinandersetzung um den Zustand unserer Umwelt und zunehmender Kriegshandlungen sind die Themen des Weltfriedens, der Menschlichkeit, grundlegender Lebensbedingungen in den Fokus getreten, Themen, die den Sozialenzykliken immer wieder behandelt wurden.

Neudefinition des Fortschrittsbegriffs

Immer wieder mahnt der Vatikan die Welt, Anspruchsdenken zurückzufahren und die Verantwortung gegenüber der Gemeinschaft ernst zu nehmen. Papst Franziskus sieht den Ausweg in einer Neudefinition des Fortschrittbegriffs, nach dem die reichen Staaten in vielfältiger Hinsicht von ihrem Reichtum an arme Länder abgeben, denn es gehe um den Frieden und den Fortbestand der Welt, um Gemeinschaft, Menschlichkeit und Solidarität. „Mit seinem Appell, Fortschritt neu zu definieren, wie es Franziskus getan hat, u.a. soziale und ökologische Aspekte in den Fortschrittsbegriff zu integrieren und mehr Frieden, Gemeinschaft, Menschlichkeit und Solidarität einzufordern, erfüllt der Papst genau das, was m.E. seine Aufgabe ist“, resümiert Frambach. „Mit der Forderung an reiche Länder, mehr Rücksicht auf die ärmeren zu nehmen – nicht zuletzt auch, weil viel Not und Elend dort durch die Wirtschaftsweise der reichen Staaten auch verursacht wurde –, greift Franziskus eine der, wenn nicht sogar die Frage der Volkswirtschaftslehre auf; nämlich die nach der immer ungleicher werdenden Verteilung der Einkommen und Vermögen, von deren Lösung wir mehr denn je entfernt sind. 

Während Volkswirte und insbesondere Entwicklungsökonomen seit langem mit leider nur mäßigem Erfolg nach Lösungen suchen, verstehe ich die in den Sozialenzykliken vorgenommenen moralischen Appelle der Päpste als einen anderen, vielleicht auch nicht erfolgversprechenderen, jedoch in die gleiche, richtige Richtung zielenden Vorstoß, das Leben auf unserem Planeten lebenswerter zu gestalten. Und zwar für alle.“

Buchtipp: Hans Frambach, Daniel Eissrich • Der dritte Weg der Päpste: Die Wirtschaftsideen des Vatikans • UVK Verlagsgesellschaft Konstanz und München, 2016 • 2. Aufl.: Die Wirtschaftsideen des Vatikans, utb (UVK Verlag) München, 2020

Prof. Dr. Hans Frambach leitet den Arbeitsbereich Mikroökonomie und Geschichte des ökonomischen Denkens in der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft, Schumpeter School of Business and Economics der Bergischen Universität.

Beitragsfoto: Prof. Dr. Hans Frambach / Wirtschaftswissenschaft (c) UniService Transfer

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