Überwältigende Spendenbereitschaft an Fahrrädern

VON JOACHIM ZAPPE

Wohin hin das Auge auch reicht – Fahrräder, Fahrräder, Fahrräder.

Vor gut einer Woche hatte sich die Fahrradwerkstatt Wermelskirchen mit der Bitte um Radspenden an die Öffentlichkeit gewandt, weil man gut gerüstet sein wollte für den steigenden Bedarf an Rädern für ankommende ukrainische Flüchtlinge. Was dann auf den Beitrag hier im Forum und in gleichlautenden Artikeln in Lokalpresse und sozialen Medien folgte, sprengte jede Vorstellungskraft des ehrenamtlichen Teams in der Luisenstraße.

Über 200 Radspenden in einer Woche!

Eine nicht vorstellbare Spendenbereitschaft sorgte dafür, dass sich Tag und Nacht Bürgerinnen und Bürger bei der Fahrradwerkstatt per Telefon  und Mail meldeten. „Wir sind völlig überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen“,  stellt Peter Kirchertz fest,  der mit seinen Mannen nun vor der fast unlösbaren Aufgabe steht, diese Spenden auch zeitnah anzunehmen und unterzubringen. Er hat eine Liste der Spender erstellt, auf der mittlerweile Kontaktdaten für weit über 200 Radspendern stehen. Hinzu kommen die Fahrradspenden die über den Email-Account und die direkt in der Luisenstraße abgegeben wurden und werden und teilweise für totales Chaos rund um die Fahrradwerkstatt führte. Die Lagerkapazität in der Fahrradwerkstatt ist begrenzt. Dort können neben den Montageständern maximal bis zu 30 Fahrräder untergebracht werden. Deshalb bedankt sich Peter Kirchertz bei allen potentiellen Spender bittet aber eindringlich um Geduld, bis die Radspenden angenommen werden können.  „Wir freuen uns über jede Spende, aber wir brauchen Zeit und bitten alle Spender um Verständnis, dass wir nicht jeden einzelnen zeitnah kontaktieren können“.

Dringend: Lagerraum gesucht!

Händeringend werden deshalb – auch von der Stadtverwaltung – Lagerungsmöglichkeiten möglichst in der Nähe der Fahrradwerkstatt gesucht, von wo man die Räder zur Bearbeitung abholen und fertige Räder zur Weitergabe abstellen kann. Erst, wenn dieses Problem gelöst ist, können Räder von den Spendern überhaupt abgeholt werden.  Im Moment ist das Schrauber-Team vorwiegend mit der Annahme und Unterbringung der Räder beschäftigt, die eigentlichen Montagen hinten anstehen. „Wir bitten um Verständnis, wenn das länger  dauert, die gespendeten Räder abzuholen” stellt Peter Kirchertz heraus  und hofft, dass dieser Hilferuf  von der Wermelskirchener  Öffentlichkeit gehört wird.

Entwickelt hat sich in der letzten Woche eine aus der Raumnot  entwickelte  spontane Kooperation mit der AWO in Opladen, wo ebenfalls für den guten Zweck Räder bearbeitet werden. Mit großem Anhänger  befreiten die Opladener  ihre Wermelskirchener Ehrenamtskollegen von dem riesigen Radlager auf dem Bürgersteig  in der Luisenstraße, die ansonsten hätten draußen stehen bleiben müssen. „Hauptsache die Fahrräder kommen da an, wo sie gebraucht werden, auch über die Stadtgrenze hinaus“,  freut sich Harri Sistig, der über das Familienseminar der AWO in Opladen ebenfalls gespendete Räder für Flüchtlinge bearbeitet und  bereitstellt.

Für Peter Kirchertz von der heimischen Fahrradwerkstatt ist es  ein wichtiges Anliegen,  nochmals zu beschreiben, welche Räder besonders benötigt werden. „Ideal sind Räder, die wir möglichst schnell fit und verkehrstauglich machen können. Die großen Rahmengrößen bei 28 Zoll-Rädern werden bei uns weniger benötigt, weil unsere Zielgruppe in der Regel  nicht übermäßig  groß ist. Deshalb sind für Kinder und Jugendliche oder Damen kleinere Bikes mit 24 oder 26 Zoll ideal. Räder, die sehr alt und über eine Technik verfügen, für die es keine Ersatzteile mehr gibt oder an denen man viele Stunden arbeiten müßte, um sie überhaupt einigermaßen einsatzbereit zu bekommen, sind für unsere Zwecke nicht sinnvoll “.

Wie die Arbeit in der Fahrradwerkstatt konkret aussieht und wie sich die Situation in der Luisenstraße gerade darstellt, wird die Wermelskirchener Öffentlichkeit bald in Bild und Ton im Fernsehen verfolgen können. WDR-Redakteur Timo Spicker schaute diese Woche dem Werkstatt-Team journalistisch bei  der Arbeit über die Schulter.

Unser Beitragsbild: Sinnvolle Kooperation, aus der (Raum-)Not geboren, Harri Sistig (rechts im Bild) von der AWO Opladen hilft bei der Abnahme von Fahrrädern

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