Diplomatisch

VON WOLFGANG HORN

Ich bin kein Diplomat und weiß mithin auch nicht, was Diplomatensprache ist, wie sie sich anhört und wann und wie und wo sie verwendet wird. Die Quasi-Ausladung des Deutschen Präsidenten aus der Ukraine scheint mir jedenfalls auch nicht in Diplomatensprache gesprochen worden zu sein. Sie ist für Diplomatisch gewiß zu brüsk formuliert. Aber unabhängig davon und auch unabhängig davon, daß ich dem Volk der Ukraine und auch der Regierung und dem Präsidenten allergrößten Respekt für seinen bewunderungswürdigen Kampf gegen den russischen Überfall zolle und gewiß auch verstehe, daß, in Not formuliert, so mancher Satz eine Schärfe bekommt, die nicht eigentlich beabsichtigt ist, so sehr finde ich dieses Scharmützel gegen den Bundespräsidenten aller Deutschen auch deplatziert und unangemessen. Eben weil der Bundespräsident der Präsident aller Deutschen ist, hat diese Ausladung, diese Mißbilligung einen Beigeschmack. Sie trifft letztlich alle Deutschen. Sie trifft das Land und seine Menschen, die, nimmt man alles nur zusammen, ganz gewiß unvorstellbar große Hilfe und Unterstützung für die Ukraine und seine kämpfende Bevölkerung leistet, finanzielle Hilfe, Waffen, Unterstützung von Flüchtigen aus dem Land, diplomatische Unterstützung. Deutschland und seine Menschen sind ganz gewiß bereit, den geschundenen ukrainischen Menschen in jeder nur erdenklichen Weise beizustehen. An dieser Bereitschaft kann es keinen Zweifel geben, auch wenn die eine oder andere Hilfsmaßnahme nicht ganz so verläuft, wie sich die ukrainische Regierung das im Einzelfall wünscht. Und aus diesem Grunde finde ich die mißbilligende Ausladung der Deutschen auch nicht angebracht. Denn wer den deutschen Präsidenten zu Hause nicht empfangen will, spricht sich zugleich gegen die Bevölkerung des Landes aus, dem dieser Präsident vorsteht. Ehrlich gesagt, wären mir mitunter weniger drastische, weniger kategorische Formulierungen aus dem Osten lieber, auch in Ahnung und Kenntnis der Not, in der sich die Ukraine leider befindet. Auch sprachliche Grenzen sind Trennungen und können zu Mauern werden. In Zeiten, in denen Brücken erforderlich sind, Zugänge, Gemeinsamkeiten, Nähe und Verständnis.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • EDV-Schrauber
    • 14.04.22, 9:15 Uhr

    Ich halte das für einen absoluten Affront gegenüber Deutschland und dem deutschen Volk, dessen Repräsentant Steinmeier letztendlich ist.

    Ich habe sicher Verständnis für Selenskyj’s Lage, aber wenn er meint sich uns gegenüber wie die Axt im Walde verhalten zu müssen, dann muss auch er die Konsequenzen hinnehmen.

    Ich würde deren Botschafter sofort einbestellen und ihm die passenden Worte sagen. Ich würde weiterhin medizinische und humanitäre Hilfsgüter liefern und selbstverständlich Flüchtlinge aufnehmen.

    Was Waffenlieferung betrifft: “die Regierung zieht sich zu Beratungsgesprächen zurück”.

    Mit freundlichem Gruß
    -EDV-Schrauber-

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