Mit dem Dienstrad zum Patienten

VON JOACHIM ZAPPE

Marcel Felbeck ist engagierter Physiotherapeut und er ist auch begeisterter Hobbyradfahrer.  Seit wenigen Monaten verbindet der Hückeswagener beide Leidenschaften beruflich und privat miteinander.  Er ist nämlich einer von mittlerweile Hunderttausenden Nutzern  eines Dienstrades  und das beste Beispiel dafür, dass diese neue Art, das Leasing- Fahrrad beruflich und privat zu nutzen,  nicht auf große, zahlungskräftige Unternehmen beschränkt sein muss. Solch ein kleines Unternehmen ist „Vita Mobile“,  die am Senioren-Park ansässige Physio-Praxis mit zehn Mitarbeitern. Im letzten Jahr feierte man dort 20jähriges Bestehen.  Christo Mentizis, seit fünf Jahren Inhaber von „Vita Mobile“ und Nachfolger des verstorbenen Firmengründers Michael  Wurtscheid,  hat seinem Team  die Möglichkeit eröffnet, über die Firma  zum Dienstrad  zu kommen.  

Als erster Mitarbeiter von „Vita Mobile“  ist Marcel Felbeck  seit letztem Jahr mit seinem Dienstrad unterwegs.  Er nutzt seither ein hochwertiges Bike für die Fahrten zur und von der Arbeitsstelle nach Hause. Das hatte der Physiotherapeut zwar schon vor dem Radleasing mit einem normalen Fahrrad gemacht, aber heute sind die zahlreichen Hausbesuche im Stadtgebiet, die Marcel  Felbeck regelmäßig durchführt,  kein „Problem“ mehr. „Mit dem E-Bike ist man schnell,  bequem und entspannt  bei  den  Patienten. Es gibt keine Parkplatzprobleme und man fühlt sich einfach  wohl mit und nach der Bewegung an der frischen Luft“, zieht der Physiotherapeut für sich eine positive Bilanz. Mittlerweile nutzt er, ausgerüstet mit der richtigen Bekleidung,  sein Fahrrad immer  öfters auch an den kälteren und ungemütlicheren Tagen. Und seit kurzem  ist er  bei „Vita Mobile“  nicht mehr der einzige „Dienstradler“.  Annekatrin Brzoskowski , die Sportlehrerin und ehemalige Leistungssportlerin im Physio-Team,  kommt zwar schon seit Jahren mit dem Fahrrad zur Arbeit,  aber  seit wenigen Wochen macht sie dies  Dank des  Rad-Leasings-Angebots ihres Arbeitgebers   noch entspannter mit einem  E-Bike der High-End-Kategorie.

Das Dienstrad  ist auf für kleine Firmen attraktiv

Gerade in diesem hochpreisigen Segment ist das Bike-Leasing besonders interessant. Denn nach der in der Regel dreijährigen Leasingnutzung,  bleibt ein geringer Restwert von 15 bis 18 Prozent des Neupreises, mit der das Fahrrad für den rein privaten Gebrauch übernommen werden kann. Bis dahin ist der Arbeitgeber der Leasingnehmer, der den Rad-Leasingvertrag abschließt. Wie es dann nach Vertragsabschluss im Einzelnen weitergeht, liegt im Ermessen von Arbeitgeber und  -nehmer.  Selten übernehmen die Firmen  dabei die kompletten Leasingraten. In dem Fall wäre das Leasingrad für den Mitarbeiter als Gehaltsextra kosten- und steuerfrei. Für den  Arbeitgeber stellen die Leasingraten Betriebsausgaben dar.

In der Regel, so wird das auch in der Wermelskirchener Physio-Praxis gehandhabt,  wird ein Anteil der Leasingraten vom Bruttogehalt des Angestellten abgezogen. Die Höhe des Firmenanteils liegt  dabei ganz im Ermessen und der Großzügigkeit des Arbeitgebers. Da die Räder meist auch privat genutzt werden, muss der Arbeitnehmer diesen „geldwerte Vorteil“, ähnlich wie beim Dienstwagen (1-Prozent-Regel vom Listenpreis),  versteuern.  Seit 2021 hat man im Fahrradleasing unter Förderungsgesichtspunkten allerdings den Satz von 1 Prozent auf überschaubare 0,25 Prozent gesenkt.

Die Auswahl an Anbietern für das Bike-Leasing wird immer größer. Fast die Hälfte der Fahrräder, die aus den heimischen Läden gehen, sind Diensträder.

Welches Leasing-Modell unter Berücksichtigung aller Rahmenbedingungen für welche Firma  und welchen Radler in Frage kommt, ist unterschiedlich. Die mittlerweile zahlreichen Leasingfirmen und Radhändler beraten hierzu individuell. Im Zweifel sollte ein Steuerberater konsultiert werden, wenn mit spitzem Bleistift eine Kosten- Nutzenanalyse als vorrangiges Entscheidungskriterium im Vordergrund steht. Zum Bespiel  bewirkt der Abzug des Leasinganteils vom Bruttoentgelt auch eine Reduzierung des sozialversicherungspflichtigen Entgelts und damit auch kleinere Beiträge in die Rentenversicherung.  Inwieweit sich dadurch die Rente reduziert, erscheint bei allen Effekten für Umwelt, Klima und Gesundheit als rein akademische Frage.

Wichtig ist auch die Fahrradmarke und Ausstattung  selbst, denn nicht alle Händler oder Leasinggeber haben alle Wunschmodelle in ihrem Leasing-Programm. Die gewünschte Fahrrad-Marke bestimmt  dann maßgeblich das Leasingunternehmen. Und dann muss das Wunschrad auch noch lieferbar sein, denn die Branche erlebt ja nicht erst seit gestern einen Fahrradboom ohne gleichen.

Sven Riedesel von Radsport Campana, wo die Wermelskirchener „Vita-Mobile“-Mitarbeiter mit ihren Rädern fündig geworden sind, schätzt, dass mittlerweile 40 Prozent aller E-Bikes über Radleasing aus seinem  Laden in Burscheid gehen. „ Seit einigen Jahren registrieren wir jährlich ohnehin einen Zuwachs von jährlich 20 Prozent bei den E-Bikes“, stellt Riedesel  fest.  Das erfreut den Händler  einerseits, aber man sieht andererseits eine riesige Welle an Inspektionen, Wartung und Reparaturen auf  sich zukommen. Schließlich wird zum Radleasing meist ein Full-Service  mit abgeschlossen. Das Ganze bei  erheblicher Knappheit an Teilen und Terminen. Da kann der Boom auch schon mal zur Last und beim Kunden zu Frust führen.

Seit wenigen Wochen auch mit dem Dienst-E-Bike von “Vita Mobile” unterwegs: Sportlehrerin Annekatrin Brzoskowski,

Sportlehrerin Annekatrin Brzoskowski  und Physiotherapeut Marcel  Felbeck sind dagegen erstmals optimal versorgt. Sie haben ihre Wunschräder bereits im Einsatz und Inspektionstermine sicher. Sie müssen sich auch bei Diebstahl ihrer Räder keine Sorgen machen. Denn alle Nebenkosten sind bei ihnen in den Leasingvertrag mitaufgenommen worden.

Benefit für Mitarbeiter und Umwelt

Kosten- oder Rentabilitätsüberlegungen haben  für Christo Mentizis,  dem  Inhaber von „Vita Mobile“, ebenso wenig eine Rolle für das Mitarbeiterangebot gespielt, wie das im letzten Jahr gefeierte 20jährige Firmenjubiläum.  „Wir haben hier ein tolles Team, und da ist es schön, wenn ich meinen  Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einfach etwas Gutes tun kann. Das passt  auch sehr gut zu unserer Firmenphilosophie von Prävention, Behandlung und Gesundheitsvorsorge“, stellt Mentizis heraus, der damit ganz im bundesdeutschen Trend für Mitarbeitermotivation liegt. Denn im Ranking der Mitarbeiter-Benefits, wie es so schön neudeutsch heißt, steht die  Kategorie „Dienstfahrrad“ mittlerweile ganz oben, wie aus einer Studie des Software-Unternehmens SEMrush hervorgeht, mit der Suchanfragen in Google ausgewertet wurden. Weit abgeschlagen sind  in dieser aus dem Jahre 2018 stammenden Untersuchung die Kategorien „Arbeitslaptop“, „Urlaubsgeld“,  „Arbeitshandy“ oder „Firmenkreditkarte“.  Selbst  die klassische „Gehaltserhöhung“, „Urlaubsgeld“ oder „Erholungsbeihilfe“  landeten  auf den hinteren Rankingplätzen. Kein Wunder, denn das Gehaltsplus ist aufgrund der (kalten) Progression immer öfters unattraktiv.

Bei den derzeit explodierenden Energiekosten mit Rekord-Spritpreisen bei  und über zwei  Euro, machten den  Mitarbeiter n von „Vita Mobile“ und natürlich allen anderen  Dienstradlern  die beruflichen Fahrten etwas weniger Kopfzerbrechen…..

Zum Beitragsbild: Christo Mentizis, Inhaber von “Vita Mobile”(links) mit dem ersten Dienstradler der Praxis, Pysiotherapeut Marcel Felbeck nach der Übergabe des E-Bikes.

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