Zweiter Sozialbericht für den Rheinisch-Bergischen Kreis veröffentlicht

Die Lebenssituationen der Menschen im Blick – erste Angebote bereits umgesetzt

Rheinisch-Bergischer Kreis | Der Rheinisch-Bergische Kreis hat zusammen mit den kreisangehörigen Kommunen, der Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände sowie dem Jobcenter Rhein-Berg den zweiten Sozialbericht vorgelegt. Der Bericht beschäftigt sich mit den Lebenssituationen der Menschen in Rhein-Berg und bildet somit die Basis für die Sozialplanung im Kreisgebiet. Zu den Themenfeldern des Sozialberichts zählen beispielsweise Demografie, Daseinsvorsorge, Gesundheit, Jugendhilfe und Pflege. Ziel ist es, die Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis langfristig bei ihren alltäglichen Herausforderungen zu unterstützen und Angebote sowie Leistungen zu optimieren. Die kontinuierliche Sozialberichterstattung ist ein wichtiges Instrument des kreisweiten Sozialplanungsprozesses „Motiv Mensch – Sozialen Wandel gestalten“, der 2015 gestartet ist.

„Mit Hilfe des ersten Sozialberichts 2017 ist es gelungen, die Lebenssituation der Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis kleinräumig und unter verschiedenen sozialpolitischen Aspekten sichtbar zu machen. Dabei zeigten sich in der räumlichen Betrachtung nicht nur Unterschiede bei den Lebenslagen und Teilhabechancen zwischen den Kommunen im Kreisgebiet, sondern auch innerhalb der Städte und Gemeinden“, so Markus Fischer, Dezernent für Soziales, Inklusion, Gesundheit, Familie und Jugend. Wichtiger Bestandteil der Sozialplanung sei die kontinuierliche Fortschreibung der Berichterstattung, um Entwicklungen und Trends zu identifizieren und zu analysieren. „Demnach freue ich mich über die Veröffentlichung des zweiten kreisweiten Sozialberichts, durch den der Sozialplanungsprozess weiter und nachhaltiger in den Strukturen des Rheinisch-Bergischen Kreises etabliert werden kann“, ergänzt Markus Fischer.

Viele Partner engagieren sich – Herausforderungen durch Corona

Viele Partner aus Verwaltung, Schulen, Kindertagesstätten, sozialen Einrichtungen und zunehmend auch Bewohnerinnen und Bewohner engagieren sich für ihr Quartier und übernehmen Verantwortung. Markus Fischer: „Umso bedauerlicher ist es, dass viele der partizipativen Elemente im Sozialplanungsprozess während der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Kontaktbeschränkungen ruhen mussten. Hier sind wir gefordert, neue, kreative und digitale Lösungen zu finden.“ Die Corona-Pandemie und ihre Folgen werden die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Rheinisch-Bergischen Kreis in vielerlei Hinsicht ändern. Einige Entwicklungen und Tendenzen zeichnen sich bereits ab, für eine abschließende Beurteilung der sozialen Folgen fehlen aber zurzeit noch belastbare wissenschaftliche und statistische Erkenntnisse. Mit der Veröffentlichung des Sozialberichts ergibt sich jedoch ein Ansatz, durch die frühzeitige Bewertung der veränderten Rahmenbedingung den Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis schnell die benötigte Unterstützung anbieten zu können.

Kleinteilige Untersuchung der Stadt- und Ortsteile

Die Grundlage für den Bericht ist eine kleinteilige Sozialraumuntersuchung, die die lokalen Merkmale der Städte und Gemeinden berücksichtigt. Zu dieser Untersuchung zählen beispielsweise Altersstrukturen und Betreuungsquoten von Kindern. Dadurch sollen die sozialen Lebensverhältnisse und Teilhabechancen möglichst umfassend abgebildet werden. Für den Rheinisch-Bergischen Kreis wurden kleine Raumeinheiten, sogenannte Wohnplätze der Sozialplanung, untersucht und verglichen. Insgesamt gibt es davon 81 im gesamten Kreisgebiet. Aus dieser kleinräumigen Sozialraumuntersuchung wurde ein Index mit 29 Indikatoren erstellt. Dieser zeigt an, wie stark die Werte in den einzelnen Wohnplätzen vom Kreismittelwert abweichen. Durch die dauerhaft angelegte Sozialraumuntersuchung können Handlungsräume identifiziert, die dortigen Herausforderungen frühzeitig erkannt und angegangen werden.

Sozialbericht betrachtet Wohnplätze – viele Projekte wurden bereits umgesetzt

In Bergisch Gladbach soll unter dem Titel „Gronau-Hand – Kita und Stadtteilhaus für den Stadtteil Gronau“ Kindern, Familien und Senioren geholfen werden, die von Armut betroffen sind. Dabei wird besonderer Wert auf Bildung, Beratung, Beschäftigung und Nachbarschaft gelegt. Ende Mai 2021 wurde das Stadtteilhaus mit der angeschlossenen Kita Windrad im Hermann-Löns-Viertel eröffnet. Das Stadtteilhaus ist ein generationenübergreifender Treffpunkt unabhängig von religiöser Orientierung und kultureller Herkunft. Aktuell sind der Jugendmigrationsdienst, die Bildungs- und Teilhabeberatung und eine Jugendreferentin als Ansprechpersonen vor Ort. Im Bereich der Stadtmitte und Heidkamp wird der Schwerpunkt auf eine „Seniorengerechte Stadtmitte – Mobil und Mitten im Leben“ gelegt. In Heidkamp wurde im Juli 2019 die interkulturelle Begegnungsstätte PAULA in der Paulusstraße auf dem Gelände der evangelischen Kirchengemeinde Zum Frieden Gottes eröffnet. Der Treffpunkt bietet niederschwellige Angebote im Bereich der sozialen und kulturellen Integration und hat sich mittlerweile zu einem Ort des bürgerlichen Engagements, der Begegnung und Integration entwickelt.

In Burscheid soll im Zentrum Nord unter dem Titel „Aufbruch Mitte“ die Familienförderung, Jugendhilfe und Integration von jungen Menschen in die Arbeitswelt fokussiert werden. Hier wurde das „Burscheider Büdchen“ 2019 als niederschwellige Anlaufstelle im Quartier eröffnet. Zwei Mitarbeitende der Katholischen Jugendagentur LRO gGmbH (KJA) stehen den Anwohnerinnen und Anwohnern als Ansprechpersonen bei ihren Anliegen zur Seite und bringen Hilfesuchende und bestehende Angebote zusammen. Die Nachbarkommune Leichlingen thematisiert „Wir sind Cremers Weiden – Engagiert für Jung und Alt“. Dabei sollen Kinder und Jugendliche frühzeitig gefördert und Senioren im Alltag beispielsweise durch nachbarschaftliche Netzwerke unterstützt werden. Um das Angebot der niederschwelligen Unterstützung und Förderung von Kindern, Eltern und Familien im Wohnplatz zu erweitern, ist die dortige Kindertagesstätte in den Qualifizierungsprozess zum Familienzentrum gestartet. Für Neuzugewanderte wurde mit Unterstützung des Kommunalen Integrationszentrums ein Willkommenstreff eingerichtet. Bereits seit 2017 gibt es in Leichlingen durch die Arbeit des „Quartierstreffs“ erste Ansätze zur Quartiersarbeit, seit 2021 gibt es einen Quartierskümmerer bei der Stadt. Als nächster Meilenstein steht die Einrichtung eines Quartiersbüros an.

In Wermelskirchen Innenstadt und Ost heißt es „Wermelskirchen, die familienfreundliche Stadt – Gemeinsam gestalten“. Hier sollen weitere Angebote im Freizeit- und Bildungsbereich für Kinder und Jugendliche geschaffen werden. Seit 2020 ist Marc Spies als Streetworker bei der Stadt Wermelskirchen beschäftigt. Mit dem Jugend- und Freizeitpark, der im September 2021 eröffnet wurde und von den Kindern und Jugendlichen gut angenommen wird, bieten sich viele neue Möglichkeiten für Projekte und Angebote.

Neuer Sozialbericht führt drei neue Wohnplätze auf

Der zweiten Sozialbericht betrachtet zusätzlich den Wohnplatz Bergisch Gladbach Bockenberg, wo „starke Vielfalt im Wohnpark“ im Fokus steht. Hier sollen Maßnahmen zur weiteren Verbesserung der Begegnungsmöglichkeiten geschaffen und vorhandene Aktivitäten ausgebaut werden. Das Ziel der sozialen Netzwerkarbeit am Wohnpark Bensberg ist die Stärkung, Unterstützung und Integration der Anwohnerinnen und Anwohner durch ein vielfältiges Angebot. Besonders in Gebieten, wo viele Menschen mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen und religiösen Hintergründen zusammenleben, haben sich gemeinsame Begegnungsorte und niederschwellige Unterstützungsangebote als wertvolles Mittel der Integration bewährt.

Neu aufgeführt ist auch der Wohnplatz Rösrath Mitte mit dem Titel „Chancengerechtigkeit für junge Menschen“. Bevor es an die Planung entsprechender Maßnahmen ging, wurden Kinder und Jugendliche zu ihren Anliegen, Wünschen und Problemen befragt. Anfang 2020 fand an allen Rösrather Grundschulen eine Projektwoche mit dem Motto „Was wünschen sich Kinder und Jugendliche in Rösrath?“ statt. Gemeinsam mit dem Caritasverband Rhein-Berg wurde zudem das Quartiersprojekt „Rösrath-Mitte“ gestartet. Es beinhaltet unter anderem die Stelle eines Quartiersentwicklers, die im Juni 2020 durch Roland Schauder besetzt wurde. Der Quartiersentwickler ist Ansprechpartner für die Bürgerinnen und Bürger, hört zu und berät. In seinem Büro im Caritas-Familienzentrum am Schützenplatz bietet er einmal wöchentlich eine Sprechstunde an. Darüber hinaus ist er vor Ort unterwegs und übernahm zeitweise die Koordination des „Roten Sofas“. Das „Rote Sofa“ wurde im September 2020 offiziell eingeweiht und stand in den Sülzauen, auf dem Sülztalplatz und im Ortsteil Rambrücken.

Auch Overath-Untereschbach wird erstmals betrachtet mit dem Titel „Mit Vielfalt in die Zukunft“. Jugendliche und junge Erwachsene stehen hier im Fokus. Ziel ist es, sie mit den Angeboten des Jobcenters vertraut zu machen und sie bei der Jobsuche zu unterstützen. Es soll die Möglichkeit geprüft werden, inwiefern ein Lotse oder eine Lotsin vor Ort unterstützen kann. Außerdem sollen Angebote geschaffen werden, die sich an alternde und ältere Menschen richten, die von Altersarmut bedroht sind. Hierbei sollen vor allem die Gesundheitsförderung und Teilhabe berücksichtigt werden.

Angebote des Jobcenters vor Ort – Hilfe für Jugendliche

Das Jobcenter bietet an fünf Standorten im Kreis regelmäßig Außensprechstunden an: im Burscheider Büdchen, in der Kontaktstelle KiWo im Wohnpark Bensberg, im Caritas-Haus Bergisch Gladbach, im Beratungshaus Overath-Untereschbach sowie im Waschcafé Wermelskirchen. Zudem gibt es seit 2019 in Wermelskirchen und Burscheid ein Angebot der aufsuchenden Arbeit für Jugendliche und junge Menschen, die von den herkömmlichen sozialen Institutionen nicht mehr erreicht werden. Eine Jugendsozialarbeiterin unterstützt Jugendliche und junge Menschen zwischen 15 und 27 Jahren mit dem Ziel, sie zur Aufnahme eines Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnisses oder der Fortführung ihrer schulischen Ausbildung zu motivieren.

Leitbild „Motiv Mensch – Sozialen Wandel gestalten“

Der Sozialbericht ist ein wichtiger Bestandteil des Sozialplanungsprozesses „Motiv Mensch – Sozialen Wandel gestalten“ im Rheinisch-Bergischen Kreis. Dabei steht immer der Mensch im Fokus der gesamten Planung. Lebensumstände und -umfelder sollen verbessert werden, vor allem durch eine gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen. Dazu gehören neben dem Rheinisch-Bergischen Kreis die Kommunen, die Arbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtsverbände und das Jobcenter Rhein-Berg. Den Sozialbericht finden Interessierte auf der Homepage des Rheinisch-Bergischen Kreises https://www.rbk-direkt.de/ unter dem Stichwort „Sozialbericht“.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.