NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDXCXII)

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei Neuinfektionen ist auf 222,7 gestiegen. Binnen 24 Stunden wurden 13.908 Neuinfektionen verzeichnet, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet. Zudem starben 69 weitere Menschen nach einer Corona-Infektion. Das RKI weist darauf hin, dass sich wegen der Weihnachtsfeiertage weniger Menschen testen ließen und nicht alle Gesundheitsämter Daten weiterleiteten. Die tatsächlichen Zahlen könnten daher höher liegen. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,81 angegeben (Vortag: 0,86). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 4201 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt. Die Lage auf den Intensivstationen in Bayern und Baden-Württemberg entspannt sich momentan. Bayern zählt 744 Covid-Intensivfälle, Baden-Württemberg 575. In Hamburg ist hingegen mit 68 gemeldeten Fällen ein steigender Trend zu erkennen. Aktuell liegen mit 10,1 Prozent mehr 40- bis 49-Jährige Covid-19-Patienten auf der Intensivstation als über 80-Jährige, die 9,1 Prozent der Intensivfälle ausmachen. Der Anteil der Menschen unter 50 Jahren in intensivmedizinischer Behandlung war noch nie so hoch wie jetzt. Die absoluten Zahlen der gemeldeten Intensivfälle bei Kindern und Jugendlichen bleiben dennoch vergleichsweise niedrig, nämlich im zweistelligen Bereich. In Nordrhein-Westfalen ist die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen wieder leicht gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab den Wert pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche am Montagmorgen mit 183,8 an. Am Sonntag hatte er bei 181,9 gelegen, vor einer Woche allerdings noch bei 238,3. Damit liegt das bevölkerungsreichste Bundesland bei der Inzidenz deutlich unter dem für den Bund ausgewiesenen Wert von 222,7. Nach Angaben des Präsidenten der Deutschen Krebsgesellschaft, Thomas Seufferlein, kann nur noch jede dritte deutsche Klinik weitere Patienten aufnehmen. “Schon jetzt haben zwei Drittel der befragten Kliniken keine Kapazitäten mehr, um weitere Krebs-Patienten aufzunehmen”, sagt er der “Bild”-Zeitung. Der Anteil an freien Intensivkapazitäten liege aufgrund der Pandemie “in weiten Teilen Deutschlands bei zehn Prozent oder darunter”. “Wir müssen diese Situation schnell wieder in den Griff bekommen, sonst schieben wir eine Welle von zu spät Operierten vor uns her, deren Folgen sich noch gar nicht abschätzen lassen.” Die derzeitige Überbelastung führe zu einer “ungewollten Priorisierung der zu behandelnden Patienten und damit zur ‘stillen Triage’”, warnt Seufferlein.

In mehreren Bundesländern werden an diesem Montag verschärfte Corona-Bestimmungen wirksam. Kontakte im privaten und öffentlichen Leben werden weiter eingeschränkt, insbesondere um sich gegen die sehr ansteckende Omikron-Variante zu rüsten. Manche Bundesländer hatten damit bereits zu Weihnachten begonnen, andere ziehen nun nach. Ab Montag gelten in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern strengere Regeln. Am Dienstag folgen weitere Länder. Auf diese Maßnahmen hatten sich Bund und Länder verständigt. Der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) führt ab kommendem Montag die 2G-Regel für alle Beschäftigten ein. Das berichtet die “Welt”. Auf Anfrage bestätigt der RBB dem “Spiegel”, die neue Maßnahme nun umzusetzen. Die Belegschaft sei am Donnerstag via E-Mail und im Intranet auf die Neuregelung hingewiesen worden, teilt RBB-Sprecher Justus Demmer mit. Sie gelte sowohl für die Räumlichkeiten als auch für die Fahrzeuge des RBB. Wer geforderte Unterlagen oder Zertifikate nicht vorweisen könne oder wolle, dürfe das Haus nicht betreten. Die Corona-Wellen werden nach Ansicht des Jenaer Infektiologen Mathias Pletz im Jahr 2022 abnehmen. “Die Wellen werden immer flacher werden, auch wenn neue Varianten kommen, weil einfach schon eine gewisse Grundimmunität da ist”, sagt der Direktor des Instituts für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene am Uniklinikum Jena. Die Spanische Grippe habe etwa gezeigt, dass so ein Virus nie ganz verschwinden werde. “Aber irgendwann wird es dann schwere Verläufe nur noch in dem Maße geben, dass sie für das Gesundheitssystem zu bewältigen sind.” Das Grundproblem bei Corona sei gewesen, dass das Virus zu Beginn der Pandemie auf eine Bevölkerung mit keinerlei Immunität getroffen sei. “Das war wie ein Streichholz in eine Benzinlache zu werfen.”

Weltärzte-Chef Frank Ulrich Montgomery kritisiert Richter wegen Urteilen zu Corona-Maßnahmen scharf. “Ich stoße mich daran, dass kleine Richterlein sich hinstellen und wie gerade in Niedersachsen 2G im Einzelhandel kippen, weil sie es nicht für verhältnismäßig halten”, sagt Montgomery der “Welt”. So maße sich ein Gericht an, etwas, das sich wissenschaftliche und politische Gremien mühsam abgerungen hätten, mit Verweis auf die Verhältnismäßigkeit zu verwerfen. “Da habe ich große Probleme”, sagte Montgomery. Es gebe “Situationen, in denen es richtig ist, die Freiheitsrechte hinter das Recht auf körperliche Gesundheit – nicht nur der eigenen Person, sondern aller – einzureihen”. “Und eine solche Situation haben wir”, sagte der Weltärztepräsident. Nur einen Tag nach gewalttätigen Übergriffen während einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Schweinfurt droht einigen Teilnehmern nach Polizeiangaben schon ein Gerichtsverfahren. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken mitteilt, sollten “plus minus vier” festgenommene Demonstranten noch am Montag in einem beschleunigten Verfahren ihr Urteil vom Amtsgericht Schweinfurt bekommen. Nach gewalttätigen Übergriffen während einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen ist es in Schweinfurt am Sonntagabend zu mehreren Festnahmen und Verletzungen unter anderem eines vierjährigen Kindes gekommen. Die Polizei nahm acht Personen fest und leitete gegen 44 Personen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein, so die Polizei Unterfranken. Das vierjährige Kind kam mit einer Pfefferspraywolke in Kontakt und musste medizinisch versorgt werden. Die Mutter habe versucht, eine Absperrung zu durchbrechen. “Dem Kind geht es jetzt wieder gut.”, sagt ein Polizeioberkommissar. Städtetagspräsident Markus Lewe dringt auf einen besseren Schutz von Amts- und Mandatsträgern vor gewaltsamen Corona-Protesten. “Politisch motivierte Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger haben ein unerträgliches Ausmaß erhalten. Mehr als jeder zweite Kommunalpolitiker wurde schon beleidigt, bedroht, mit Hass überschüttet oder tätlich angegriffen”, sagt der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe. “Wenn es hart auf hart kommt, also bei konkreten Gefährdungen, müssen auch Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker unbürokratisch Polizeischutz bekommen.” Verfassungsschutz und Polizeibehörden brauchten dafür mehr Personal. In den Bundesländern hat die Polizei einem Medienbericht zufolge bislang Tausende Fälle wegen gefälschter Impfpässe bearbeitet. Das berichtet die “tageszeitung” unter Berufung auf eine Umfrage bei allen deutschen Landeskriminalämtern (LKA). Diese gehen demnach von einer hohen Dunkelziffer aus. Dem Bericht zufolge ermittelte allein das LKA Bayern seit Jahresbeginn in 3070 Fällen, Anfang September gab es dort erst 110 solcher Fälle. In Nordrhein-Westfalen seien 2495 Fälle gezählt worden, knapp die Hälfte davon seit Ende November. In Berlin seien es 1028 Fälle, selbst im bevölkerungsarmen Schleswig-Holstein werde zu 550 Fällen ermittelt – zwei Drittel davon seien davon in den letzten vier Wochen angefallen. In einem Club in Saarbrücken ist es am Wochenende mehrfach zu Verstößen gegen die geltenden Corona-Regeln gekommen. Wie die Polizei mitteilt, tanzten in der Shisha-Bar in der Innenstadt in der Nacht zum Samstag annähernd 100 Menschen ohne Mund-Nasen-Bedeckung. Mehrere Gäste konnten bei der Kontrolle demnach nicht nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Bei einer weiteren Kontrolle in der Nacht zum Sonntag fanden die Beamten in dem Club laut Mitteilung erneut etwa 100 Feiernde vor, von denen eine Vielzahl keine Maske trug. Verstöße gegen die 2G-Plus-Regel konnten demnach nicht festgestellt werden. Die Feierlichkeiten wurden den Angaben zufolge jeweils beendet. Gegen den Club-Betreiber sowie gegen zahlreiche Gäste werden Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Der Verfassungsschutz will sich mit quantitativen Einschätzungen zur Szene der radikalen Corona-Leugner und Verschwörungsgläubigen erst einmal zurückhalten. Eine Nennung des Personenpotenzials zum neuen Beobachtungsobjekt “Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates” sei im Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2021 nicht geplant, sagt ein Sprecher des Bundesinnenministeriums der Deutschen Presse-Agentur. “Der zu berücksichtigende Zeitraum für dieses Beobachtungsobjekt im laufenden Berichtsjahr und die ausgeprägte Heterogenität der Szene lassen in diesem Jahr noch keine belastbaren Aussagen nach den Maßstäben des Verfassungsschutzberichts zu”, heißt es zur Begründung. Die Erkenntnisse über diese Szene würden jedoch in anderer Weise zusammengetragen “und für den Behördengebrauch vorgehalten”.

Die Corona-Krise bereitet Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil derzeit mehr Sorgen als im vergangenen Winter. “Ich war vor einem Jahr um diese Zeit optimistischer”, sagt der SPD-Politiker der dpa. “Da hatte ich die Hoffnung, dass wir dem Virus mit der beginnenden Impfkampagne den Garaus machen können.” Und weiter: “Wenn wir es schaffen, in der ganzen Gesellschaft einen hohen Impfschutz zu erreichen, werden wir perspektivisch mit der Pandemie klarkommen. Wir brauchen eine Impfquote von deutlich über 90 Prozent bei den Erwachsenen.” Die Bundesregierung hat ihr Mitte November gesetztes Ziel von 30 Millionen Impfungen bis zum Jahresende erreicht. Die Marke wurde am heutigen Sonntag überschritten, wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach der Deutschen Presse-Agentur sagt. “Die Booster-Kampagne in Deutschland läuft auf Hochtouren. Wir haben jetzt ein wichtiges Zwischenziel erreicht. Darauf können wir alle stolz sein.” Der SPD-Politiker dankt allen, die dazu beigetragen haben – insbesondere den Ärztinnen und Ärzten, aber auch denjenigen, die sich haben impfen lassen. “Sie haben damit sich selbst und der Gesellschaft einen großen Dienst erwiesen.” Hausärztevertreter erwarten nach dem Jahreswechsel einen großen Andrang von Impfwilligen. Es werde im Januar wegen der Nachfrage nach Boosterimpfungen einen “Ansturm” auf die Praxen geben, sagt der Chef des Hausärzteverbands der Region Nordrhein, Oliver Funken, der “Rheinischen Post”. Die Hausärzte wollten “schnellstmöglich” alle Interessierten mit einer dritten Impfdosis versorgen, fügt er hinzu. Dafür müsse der Impfstoff aber auch zuverlässig an die Praxen ausgeliefert werden. Auch an Weihnachten macht die Impfkampagne keine Pause. Allerdings macht sich der Feiertagseffekt deutlich bemerkbar: Insgesamt wurden gestern 34.698 durchgeführte Impfungen an das Robert-Koch-Institut gemeldet. An Heiligabend waren es 67.119, in der Vorwoche 935.060. Damit gelten nun 70,8 Prozent der Gesamtbevölkerung als vollständig geimpft. Abzüglich der Kinder unter fünf Jahren, für die derzeit noch kein Impfstoff zugelassen ist, entspricht das einem Anteil von rund 75 Prozent an Geimpften.

Der belgische Kickboxer Frédéric Sinistra galt als Corona-Leugner. Am 16. Dezember ist er im Alter von 41 Jahren an einer Covid-Erkrankung gestorben. Das berichten verschiedene belgische Medien, darunter “De Morgan” und “7sur7”. Sein Widerstand soll so weit gegangen sein, dass er die Worte “Corona” und “Covid” nicht in den Mund nehmen wollte. Auf seinem Instagram-Account postet seine Frau einen Beitrag, in dem sie Fans für die “wundervollen Ehrungen” dankt, behauptet jedoch gleichzeitig, ihr Mann sei nicht an Covid verstorben. In Russland verzeichnen die Gesundheitsbehörden 968 weitere Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus binnen 24 Stunden. Zudem haben sich 23.721 Menschen nachweislich mit dem Coronavirus angesteckt, seit Ausbruch der Pandemie sind es mehr als 10,3 Millionen. Die Gesamtzahl der Todesfälle hat diese Woche die Schwelle von 600.000 überschritten. Der tschechische Präsident Milos Zeman befürwortet in seiner traditionellen Weihnachtsansprache eine verpflichtende Corona-Impfung befürwortet. Er habe eine solche Verpflichtung anfangs skeptisch gesehen, erklärte er in seiner live übertragenen Fernsehansprache. Als aber immer neue Wellen der Pandemie gekommen seien, habe er seine Meinung geändert. Am Ende habe ihn das Beispiel Österreichs inspiriert, das eine Pflichtimpfung ab Februar 2022 verfügte. “Ich bin überzeugt, dass das der einfachste Weg ist, die Pandemie zu unterdrücken. Pflichtimpfungen haben wir schon gegen eine ganze Reihe anderer Krankheiten. Daher gibt es keinen Grund, warum wir zu diesen nicht auch das Coronavirus hinzufügen sollten.” Es sei besser, einen solchen radikalen Schritt zu setzen, anstatt nur zuzusehen, wie sich überall in Europa Phasen der Entspannung mit neuen Infektionswellen abwechselten. Wegen der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante sind in SchottlandWalesund Nordirland heute schärfere Kontaktbeschränkungen in Kraft getreten. In Wales dürfen sich in Pubs und Restaurants nur noch sechs Personen miteinander treffen, in Schottland sind größere Veranstaltungen nur noch mit Abstand und wenigen Hundert Zuschauern erlaubt. Ab Montag dürfen sich die Schotten auch nur noch in Gruppen von maximal drei Haushalten treffen, in Nordirland sind Treffen ebenfalls auf wenige Personen beschränkt.

Angesichts des Anstiegs der Omikron-Fälle melden die New Yorker Gesundheitsbehörden eine Zunahme der Krankenhauseinweisungen von Kindern. In der Stadt New York wurde seit Anfang des Monats “ein vierfacher Anstieg der Covid-19-Krankenhauseinweisungen bei Kindern unter 18 Jahren festgestellt”, wie die Behörden in einer Erklärung vom Freitag mitteilen. Ungefähr die Hälfte der Patienten sei jünger als fünf Jahre. Unter Fünfjährige dürfen im Gegensatz zu allen anderen Altersgruppen in den USA nicht geimpft werden. Zuletzt stiegen die Corona-Zahlen in den USA rasant: In den vergangenen sieben Tagen gab es durchschnittlich rund 190.000 Neuinfektionen pro Tag. Die Omikron-Variante führt in den USA weiter zu Reiseunterbrechungen. US-Fluggesellschaften haben am Sonntag fast 1200 Flüge verschoben. Grund ist die steigende Zahl von Omikron-Neuinfektionen, auch unter den Flugbesatzungen. Bis zum Nachmittag (Ortszeit) strichen die Airlines laut der Internetseite FlightAware.com mindestens 1171 Flüge in, aus sowie innerhalb der Vereinigten Staaten. Weitere Stornierungen sind wahrscheinlich. Zwei Carnival-Kreuzfahrtschiffe und ein Schiff der Reederei Royal Caribbean waren Medienberichten zufolge gezwungen, ihre Reise wegen Corona-Ausbrüchen an Bord abzubrechen. In China steigt die Zahl der Corona-Infektionen weiter an. Landesweit verzeichneten die Behörden 206 neue Ansteckungen mit dem Coronavirus – so viele wie seit März 2020 nicht mehr. Hotspot ist die Millionenstadt Xi’an, wo für die 13 Millionen Einwohner seit Donnerstag ein strikter Lockdown gilt. 155 der neuen Infektionen wurden in Xi’an gemeldet. Es sei damit zu rechnen, dass die Zahl der nachgewiesenen Fälle in den kommenden Tagen weiter ansteige, sagte der örtliche Behördenvertreter He Wenquan. Die Bevölkerung in der Metropole rief er zugleich auf, angesichts der Entwicklung nicht in Panik zu verfallen.

Beitragsfoto © Karolina Grabowska (Pexels)

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