Ein Wort zum Montag, dem 20. Dezember 2021
VON CORNELIA SENG
In diesem Advent 2021 schmücken zwei Blumenkästen unser Balkongeländer. Im Sommer blühte eine Begonie üppig, jetzt sind es Christrosen. Ich mag diese kleinen Blumen sehr. Manchmal strecken sie sogar durch den Schnee ihre Köpfchen. Irgendwie tapfer kommen sie mir vor. Und von einer klaren, schlichten Schönheit.
Sie erinnern mich an das alte Weihnachtslied:
„Es ist ein Ros’ entsprungen
aus einer Wurzel zart,
wie uns die Alten sungen,
von Jesse kam die Art
und hat ein Blümlein bracht
mitten im kalten Winter
wohl zu der halben Nacht.“
Ob der Verfasser des Liedes Christrosen gekannt hat, weiß ich nicht. Vielleicht hatte er eine ganz andere Blume im Sinn. Jedenfalls ist es ein berührender Vergleich. Wie die kleine Blume im Winter, so kommt Jesus in unsere kalte, dunkle Welt. Er bringt Leben in Klarheit. Und inspiriert Menschen auch heute noch.
Von Maryam aus der Türkei habe ich gelernt, dass uns der Duft jeder Rose an den Prophet Mohammed erinnern soll.
Das Jesus-Kind in der Krippe hat sicher nicht geduftet, vermutlich hat es nach „Stall“ gerochen. Und die ersten staunenden Besucher, die Hirten, haben sicher auch keinen angenehmen Geruch verbreitet. So war das auch später: Jesus ist als obdachloser Wanderprediger durchs Land gezogen. Mit den einfachen Leuten war er oft zusammen, sogar mit Bettlern hat er sich abgegeben. Anders als Mohammed hat er nie eine Waffe in der Hand gehabt. Im Gegenteil – er hat Gewaltlosigkeit gepredigt und ist schließlich selbst am Kreuz gestorben.
Was Jesus wohl zu unserer üppig dekorierten Weihnachtszeit sagen würde? Hatte er sich das so vorgestellt für seine Nachfolger?
Dankbar betrachte ich die kleinen Christrosen auf unserem Balkon. An dem üppigen Feiern hängt Weihnachten nicht. Im Gegenteil. Wie schön und klar das einfache Leben sein kann! Und wie hoffnungsvoll! – „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ (Lk 2,14)
