NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLXX)

Die Zahl der Corona-Toten in Deutschland hat offiziell die Schwelle von 100.000 überschritten. Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 351 neue Todesfälle, damit sind insgesamt 100.119 Menschen im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben. 75.961 Neuansteckungen haben die Gesundheitsämter dem RKI binnen 24 Stunden gemeldet, das ist der höchste Wert, der bislang gemessen wurde. Am Donnerstag vor einer Woche waren es 65.371 Neuinfektionen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, die gestern noch bei 404,5 lag, ist auf 419,7 gestiegen. Die Ansteckungsrate (Sieben-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,01 angegeben (Vortag: 1,04). Zuletzt lag der R-Wert am 4. November so niedrig. Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 4070 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2124 davon werden invasiv beatmet. Rund 3036 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die Fachgesellschaft für Intensivmedizin (DIVI) fordert eine Impfpflicht für alle Erwachsenen. Das teilt das DIVI-Präsidium mit. Das Gremium habe sich einstimmig dafür entschieden, heißt es in einer Pressemitteilung. Eine Impfpflicht für alle Bürger ab 18 Jahren sei alternativlos, um die Pandemie langfristig hinter sich zu lassen. “Es gilt unsere Patienten zu schützen, Menschenleben zu retten und auch unser Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren”, sagt DIVI-Präsident Prof. Gernot Marx. “Wir hatten eine höhere Impfbereitschaft in der Bevölkerung erhofft und erwartet.”

Bundesweit gibt es nur noch vier Landkreise, die eine Sieben-Tage-Inzidenz (Infektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche) von knapp unter 100 haben. Sie liegen alle im Norden. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen liegt nun bei 1074,6 – es ist der höchste Wert unter den Bundesländern. Es folgen – mit deutlichem Abstand, aber ebenfalls hohen Inzidenzen – Thüringen (773,2) und Brandenburg (655,7).

Die Lage auf den deutschen Intensivstationen spitzt sich weiter zu. Erstmals seit Mitte Mai müssen wieder mehr als 4000 Covid-19-Erkrankte intensivmedizinisch behandelt werden. Im Vergleich zum Vortag stieg die Zahl nach Angaben des DIVI-Intensivregisters um 83 auf 4070. Von den Betroffenen müssen 2124 invasiv beatmet werden. Die Zahl der freien Intensivbetten sank binnen 24 Stunden um 105 auf nunmehr 3036. Damit beträgt deren Anteil an den insgesamt zur Verfügung stehenden Betten 12,2 Prozent – Tendenz sinkend. In Sachsen liegen aktuell 521 Covid-19-Patienten auf der Intensivstation. Das sind fast genauso viele wie auf dem Höhepunkt der verheerenden Winterwelle 2020/21 mit einem Spitzenwert von 595 Patienten. Der Unterschied ist: Aktuell steigen die Fallzahlen rasant weiter. Damals waren sie bereits im Zuge des Lockdowns am Abklingen. Um Engpässe in der intensivmedizinischen Behandlung zu vermeiden, sollen bis zum Wochenende mehrere Dutzend Patienten aus den stark von Corona betroffenen Regionen im Osten und Süden in andere Teile Deutschlands verlegt werden. Wie der Vorsitzende des Arbeitskreises der Innenministerkonferenz für Feuerwehrangelegenheiten, Rettungswesen, Katastrophenschutz und zivile Verteidigung, Hermann Schröder, auf Anfrage mitteilt, wurden über das sogenannte Kleeblatt-Verfahren Anträge auf bundesweite Verlegung für insgesamt rund 80 Patienten aus Bayern und dem Kleeblatt-Ost geprüft. Wegen Überlastung der bayerischen Krankenhäuser werden in den nächsten Tagen voraussichtlich 50 Intensivpatienten aus Bayern in andere Bundesländer verlegt. Wann und wohin, ist noch unklar. “Die Planungen laufen”, sagte der Nürnberger Branddirektor Marc Gistrichovsky, der die Planungen koordiniert. Die “Zielgebiete” würden nach der Erfassung der geeigneten Patientinnen und Patienten ermittelt. Heute lagen erstmals mehr als 1000 Covid-Intensivpatienten in den bayerischen Krankenhäusern. Nach Einschätzung von Thüringens CDU-Fraktionschef Mario Voigt müsste Thüringen angesichts der verheerenden Situation den Katastrophenfall ausrufen. Wenn man sich die Zahlen und Fakten anschaue, werde klar, dass die Lage in Thüringen ernster ist als in anderen Bundesländern, sagt der Oppositionspolitiker in Erfurt. Thüringen befinde sich nicht nur in einer epidemischen Notlage. “Was es eigentlich braucht, das ist der Katastrophenfall in Thüringen”, sagt Voigt. Der 44-Jährige begründete dies unter anderem mit den Inzidenz-Werten und vor allem mit der Überlastung des Gesundheitswesens. “Wir haben mit Abstand die höchste Hospitalisierungsrate”, zählte Voigt auf. Wegen der angespannten Situation in Thüringer Kliniken müssen nach Angaben von Landesgesundheitsministerin Heike Werner in den kommenden Tagen 14 Patienten in norddeutsche Krankenhäuser verlegt werden. “Weitere werden folgen”, sagt Werner in einer Landtagsdebatte zur Pandemie. “Ich hoffe, dass die Krankenhäuser in den anderen Ländern, wahrscheinlich in Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, in der Lage sind und bleiben werden, uns diese Patientinnen und Patienten abzunehmen.”

Der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) warnt angesichts der vierten Welle der Pandemie vor einer Überlastung des Testsystems. In Deutschland gebe es eine Kapazität von etwa 2,2 Millionen PCR-Tests pro Woche, sagt ALM-Chef Michael Müller dem Portal “Business Insider”. “Das heißt, aktuell haben wir noch einen Spielraum von etwa 300.000 bis zur kompletten Auslastung.” Die Auslastung der PCR-Kapazitäten werde in den kommenden Wochen zunehmen. In Bayern oder Baden-Württemberg arbeiteten die Labore bereits über die Belastungsgrenze hinaus. “Das kann nicht ewig funktionieren”, so Müller. Kinderärzte protestieren vehement gegen eine neue Pflicht, nach der begleitende Eltern nur noch mit Negativtest in die Praxen kommen dürfen und das Personal täglich getestet werden muss. Die Kinderärzte seien fassungslos über die medizinisch unsinnige Neuregelung im geänderten Infektionsschutzgesetz, die zur Schließung vieler Praxen führen könnte, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in NRW. “99 Prozent unserer Patienten werden von ihren Eltern begleitet”, sagt die BVKJ-Vorsitzende Nordrhein, Christiane Thiele, der dpa. Auch wenn die Eltern geimpft seien, müssten sie nun einen Test vorlegen, bevor sie Zutritt zur Kinderarztpraxis bekommen – oder dort vor Ort getestet werden.

Der Inzidenzwert in Köln ist nach zwei Tagen mit verstärktem Anstieg wieder deutlich zurückgegangen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt er aktuell bei 289,4 und damit 41,9 Punkte unter dem Wert vom Dienstag (331,9). Am Montag lag die Inzidenz bei 300,9. Da das RKI und auch das Landeszentrum Gesundheit allerdings keine neuen Infektionsfälle angeben, dürfte das starke Sinken des Werts unter anderem darauf zurückzuführen sein. Die Zahl der Neuinfektionen wird mit 0 seit dem Vortag angegeben. Die Gründe für die offenbar nicht stattgefundene Meldung der Neuinfektionen sind noch unklar.

Unbekannte haben in Dresden einen Feuerwerkskörper in einen Saal geworfen, in dem gerade eine Impfaktion stattfand. Verletzt wurde bei dem Angriff im Stadtteil Prohlis niemand, wie die Polizei mitteilt. Der Böller habe aber den Fußboden beschädigt. Die Beamten beziffern den Sachschaden auf etwa hundert Euro. Sie ermitteln unter anderem wegen Sachbeschädigung und suchen Zeugen. Zahlreiche Beweismittel im Zusammenhang mit mutmaßlich gefälschten Impfpässen haben Ermittler in Niedersachsen und Hessen beschlagnahmt.Demnach wurden am Morgen insgesamt 24 Wohn- und Gewerbeobjekte durchsucht – rund 300 Polizeikräfte waren im Einsatz, wie die Staatsanwaltschaft Hildesheim mitteilt. Beschlagnahmt wurden unter anderem zahlreiche mutmaßlich bestellte und gefälschte Impfpässe, Stempel und Datenträger. Die Ermittler fanden ebenfalls Waffen, Drogen sowie hochwertige Markenuhren. Die Auswertung der beschlagnahmten Gegenstände sowie die weiteren Ermittlungen dauern laut Staatsanwaltschaft weiter an. Die Ermittlungen richten sich gegen fünf Hauptbeschuldigte aus dem Raum Hildesheim in Niedersachsen im Alter zwischen 21 und 29 Jahren, die falsche Impfpässe hergestellt und verkauft haben sollen. Der Verkauf der Fälschungen soll vornehmlich über soziale Medien erfolgt sein.

Die Düsseldorf Jecken verschieben den Rosenmontagszug im kommenden Jahr vom 28. Februar auf den 8. Mai. Das entschied das Comitee Düsseldorfer Carneval. Der neue Termin eröffne die Chance, den Düsseldorfer Rosenmontagszug in der gewohnten Weise mit Tausenden von Zuschauern am Straßenrand durchzuführen, begründen die Narren den Schritt. “Wir alle gehen davon aus, dass wir im kommenden Frühjahr die vierte Coronawelle überwunden haben”, sagt der Präsident des Comitees Michael Laumen. Die Ampel-Koalition plant in der Pandemie einen Krisenstab und ein zusätzliches Expertengremium. “Wir werden das Krisenmanagement der Bundesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie neu ordnen”, heißt es im Entwurf des Koalitionsvertrages. “Hierzu setzen wir unverzüglich einen gemeinsamen Krisenstab der Bundesregierung ein, um die gesamtstaatliche Bekämpfung der Corona-Pandemie besser zu koordinieren.” Ergänzend heißt es: “Zur wissenschaftlichen Beratung wird ein interdisziplinär besetzter wissenschaftlicher Pandemierat beim Bundesministerium für Gesundheit geschaffen.” SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sagt dazu in Berlin: “Wir brauchen diesen wissenschaftlichen Sachverstand, um zu klugen Entscheidungen zu kommen.”

Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen im bisher impffähigen Alter von 12 bis 17 Jahren ist bereits geimpft. Bundesweit haben 51,1 Prozent die erste Impfung. Den doppelten Impfschutz haben 45,5 Prozent. Die Quoten sind allerdings von Bundesland zu Bundesland extrem unterschiedlich: Die Spanne reicht von 58,2 Prozent in Schleswig-Holstein bis zu 28,2 Prozent in Sachsen. Insgesamt gehören die östlichen Bundesländer zu den Schlusslichtern: Brandenburg (33,1), Mecklenburg-Vorpommern (32,2), Thüringen (32,2) und Sachsen-Anhalt (29,9). Mit Blick auf das Impftempo kritisiert der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, die Ärzteverbände in Deutschland.Wieler ruft in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur zu einer “nationalen Kraftanstrengung” auf, die in seinen Augen jedoch “nicht zuletzt an der Vertretung der Ärzte und Ärztinnen” scheitere. “Sie will nicht, dass Apotheker oder zum Beispiel Tierärzte oder Pensionäre impfen, und beruft sich auf das Standes- und Haftungsrecht”, so der RKI-Chef. “Auch wenn es vermutlich rechtliche und organisatorische Hindernisse geben würde: In der derzeit herrschenden Notlage finde ich schon bemerkenswert, dass bestimmte Interessengruppen das Eigeninteresse offenbar über das Gemeinwohl stellen.” Etwa 23,4 Prozent der Bevölkerung in Deutschland (über 12-Jährige) haben noch keinen oder nur unvollständigen Impfschutz. Die tägliche Impfleistung erreicht im Durchschnitt fast wieder eine halbe Million Impfungen pro Tag. Gegenüber dem NDR sagte der Intensivmediziner Christian Karagiannidis, dass eine Million Booster-Impfungen pro Tag nötig wären, um die Ausbreitung des Virus deutlich zu reduzieren. Gut 350.000 Booster-Impfungen werden pro Tag durchgeführt. Etwa 8,8 Prozent der Gesamtbevölkerung haben bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten. Unter den über 60-Jährigen ist es bald jeder Fünfte (19,8 Prozent). Berlins CDU-Fraktions- und Landesvorsitzender Kai Wegner plädiert dafür, noch mehr für Corona-Impfungen zu werben, schließt aber auch eine allgemeine Impfpflicht nicht aus. “Wir unterstützen jeden Vorschlag, der die vierte Welle bricht und uns schnell wieder alle Freiheiten ermöglicht”, sagt Wegner. “Es ist erfreulich, dass auch die Zahl der Erstimpfungen derzeit steigt.” Notwendig sei, die Kapazitäten schnell auszubauen und noch entschlossener für die Impfkampagne zu werben. “Wenn die Zahl der Impfverweigerer zu groß bleibt, könnte am Ende eine allgemeine Impfpflicht stehen, um Corona endgültig zu besiegen.” Die Impfkampagne nimmt wieder stark an Fahrt auf. Am Dienstag wurden laut Robert-Koch-Institut 638.109 Menschen geimpft. Das ist der höchste Tageswert seit dem 28. Juli. Darunter waren 84.478 Erstimpfungen, 56.091 Zweitimpfungen und 497.540 Auffrischungsimpfungen. Am Dienstag vor einer Woche waren es insgesamt rund 465.000 Impfungen. Insgesamt sind damit 68,1 Prozent der Deutschen – 56,6 Millionen – vollständig geimpft. 58,8 Millionen (70,7 Prozent) haben eine Erstimpfung bekommen. 6,6 Millionen Menschen haben zusätzlich eine Auffrischungsimpfung erhalten. Die Bundeswehr verpflichtet alle Angehörigen der Truppe, sich gegen Sars-CoV-2 impfen zu lassen. Das erfährt ntv aus Kreisen des Bundesverteidigungsministeriums. Denjenigen, die sich verweigern, droht ein Disziplinarverfahren. Eine entsprechende Regelung will Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer heute verkünden. Der Präsident des Deutschen Städtetags, Markus Lewe, hält eine Corona-Impfpflicht für unabdingbar. “Ich persönlich glaube, dass wir an einer allgemeinen Impfpflicht nicht vorbeikommen”, sagte Lewe am Mittwoch im Deutschlandfunk. Der Oberbürgermeister von Münster erinnerte an die Pockenimpfung vor Jahrzehnten, “die ohne eine Verpflichtung nicht zum Erfolg gekommen wäre”. Der Städtetag habe auch schon einen Prüfauftrag zur Frage der Impfpflicht aufgegeben, fügte der CDU-Politiker hinzu. “Der Schlüssel zur Bewältigung der Pandemie liegt in der Impfung.” Es gehe darum, weitere Pandemiewellen zu verhindern, denn “jede Welle, die wir bekommen, zerstört das Zusammenleben”. Die aktuelle vierte Welle laste “schwer” auf den Kommunen. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan Hofmeister, befürchtet, dass nur eine allgemeine Impfpflicht für eine ausreichende Impfquote sorgen wird. “Die Impfpflicht wird der einzige Ausweg sein, wenn es nicht gelingt, die restlichen 13 Millionen Erwachsenen, die noch nicht geimpft sind, zu impfen”, so Hofmeister im “ntv Frühstart”. Die Kassenärzte hätten sich immer dafür eingesetzt, durch Vertrauen und Werbung eine Impfquote zu erreichen, die helfe. “Das ist jetzt nicht der Fall ganz offensichtlich, sodass also tatsächlich jetzt so etwas wie eine Impfpflicht diskutiert werden muss.” Bedauerlicherweise habe die Politik bereits ganz am Anfang die Pflicht kategorisch ausgeschlossen. Sollte sie eingeführt werden, rechnet Hofmeister nicht mit stärker werdenden Konflikten in den Praxen zwischen Personal und eigentlichen Impfgegnern. Die Praxen arbeiteten schon seit eineinhalb Jahren im Ausnahmezustand und seien erschöpft. “Das kann kaum noch schlimmer werden.”

Die EU-Kommission empfiehlt den EU-Ländern, keine zusätzlichen Reisebeschränkungen für Geimpfte, Genesene oder frisch Getestete einzuführen. Wer ein gültiges EU-Corona-Zertifikat habe, solle “grundsätzlich keinen zusätzlichen Beschränkungen wie Tests oder Quarantäne unterworfen werden, unabhängig vom Abreiseort in der EU”, teilte die Brüsseler Behörde mit. Zudem solle die Gültigkeitsdauer der EU-Impfnachweise beschränkt werden. Man schlage vor, dass diese Zertifikate neun Monate ab der vollständigen Impfung gültig sein sollen, bevor eine Auffrischungsimpfung notwendig werde, so die Vizepräsidentin der EU-Kommission Vera Jourova. Die EU-Länder sollten nun “unverzüglich” alle erforderlichen Maßnahmen ergreifen, damit alle Menschen eine Booster-Impfung bekommen können, die diese für ein gültiges Zertifikat brauchen. Über die nicht verbindlichen Vorschläge müssen nun die EU-Länder beraten und dann eine gemeinsame Position dazu verabschieden. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA gibt grünes Licht für den Einsatz des Impfstoffs von Biontech und Pfizer bei Kindern im Alter von fünf bis elf Jahren. Der zuständige EMA-Ausschuss empfiehlt eine Erweiterung der Zulassung. Die finale Entscheidung muss noch von der Europäischen Kommission gefällt werden. Dies gilt jedoch als Formsache. Ohne sofortige Maßnahmen und höhere Impfzahlen steht Europa nach Angaben der EU-Gesundheitsbehörde ECDC ein schwieriger Winter bevor. Modellierungsszenarien weisen darauf hin, dass dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) im Dezember und Januar eine möglicherweise sehr hohe Krankheitsbelastung durch die Delta-Variante drohe – es sei denn, man wende umgehend sogenannte nicht-pharmazeutische Interventionen (NPI) an, teilt die Behörde mit. Zu solchen Maßnahmen zählen zum Beispiel Abstand halten und das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes. Gleichzeitig müssten mehr Menschen geimpft werden, heißt es in der neuen Corona-Risikoeinschätzung des ECDC. Die Festtage zum Jahresende seien traditionell mit Zusammenkünften, Shopping-Touren und Reisen verbunden, schreibt die in Stockholm ansässige Behörde weiter. Dies stelle ein erhebliches Risiko einer noch stärkeren Infektionsverbreitung dar. Die Menschen in Dänemarkkönnten schon bald in verschiedenen Alltagssituationen wieder einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen. Die Regierung in Kopenhagen strebt an, das Tragen einer Maske gemäß einer Empfehlung der sogenannten Epidemiekommission unter anderem im öffentlichen Nahverkehr und beim Einkaufen wieder vorzuschreiben. Das sagte Gesundheitsminister Magnus Heunicke auf einer Pressekonferenz. Negative PCR-Tests sollen zudem nur noch 72 Stunden, Schnelltests 48 Stunden Gültigkeit haben. Diese und weiteren Vorschläge sollten am Donnerstag von einem parlamentarischen Fachausschuss behandelt werden. Werden sie abgesegnet, treten sie am Montag in Kraft. Der russische Impfstoff Sputnik V ist nach Angaben seiner Entwickler länger wirksam als andere Vakzine, darunter die mRNA-Wirkstoffe. Sputnik V sei sechs bis acht Monate nach Verabreichung der zweiten Dosis zu 80 Prozent gegen das Coronavirus wirksam, erklären die Forscher. Das habe eine Studie mit 18.600 Menschen in San Marino ergeben, wo mehr als 70 Prozent der Bevölkerung mit Sputnik V geimpft wurden. Sputnik V ist in Russland seit Dezember 2020 verfügbar. Von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurde das Vakzin allerdings noch nicht zugelassen. Ärzte mehrerer russischer Kliniken wollen Impfgegnern Corona-Stationen zeigen. Ein von der Staatsagentur Tass veröffentlichter offener Brief richtet sich in erster Linie an Politiker, Künstler und Medienleute, die zuletzt Impfungen gegen das Coronavirus in Zweifel gezogen hätten, heißt es. Angesichts der Reichweite, die diese Menschen in den Medien hätten, werde man trotz vieler Arbeit Zeit finden, “sie durch die Intensivstationen und pathologischen Abteilungen unserer Krankenhäuser zu führen”, heißt es in dem Schreiben an die Adresse von Prominenten. Russlands oberster Corona-Arzt Denis Prozenko schreibt auf Telegram: “Sie sollen mit eigenen Augen sehen, wie die Menschen um jeden Atemzug kämpfen, sie sollen die Geschichten unserer Patienten hören, die ihnen geglaubt haben und nicht uns. In Frankreich sollen ab sofort alle im Alter von 18 Jahren und darüber eine Booster-Impfung erhalten. Das empfiehlt die Gesundheitsbehörde HAS im Kampf gegen eine fünfte Corona-Welle. Die gegenwärtige Lage in Frankreich sei besorgniserregend. Die HAS rät zudem dazu, die sozialen Kontakte zu reduzieren. Angesichts stark steigender Infektionszahlen will die französische Regierung am Donnerstag neue Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus beschließen. Um massivere Schritte zu vermeiden soll dabei auf eine Verschärfung von Kontaktbeschränkungen und eine Forcierung der Impfkampagne gesetzt werden, kündigt Regierungssprecher Gabriel Attal an. Auch die Vorgaben für die Nutzung des Gesundheitspasses, der nach den 3G-Regeln für den Besuch etwa in Restaurants und Bars, von Veranstaltungen und für Fernreisen mit dem Zug oder dem Flugzeug nötig ist, sollten enger gefasst werden. Die Slowakei und Polen melden neue Rekorde bei den täglichen Fallzahlen. In der Slowakei wurden nach offiziellen Angaben in 10.315 weiteren Fällen Menschen positiv auf das Virus getestet. Die Regierung plant Medienberichten zufolge einen zweiwöchigen Lockdown. Die Impfrate liegt mit 45 Prozent der Bevölkerung deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. In Polen gibt das Gesundheitsministerium 28.380 neue Positiv-Tests bekannt. Auch das ist ein Rekordwert und erstmals seit April wieder ein Niveau über der Marke von 25.000. Nach einem deutlichen Rückgang am Dienstag sind in Österreich wieder besonders viele Neuinfektionen verzeichnet worden. Die Behörden meldeten 15.365 neue Fälle binnen 24 Stunden, das ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Pandemie. Die Zahl der Patienten auf den Intensivstationen blieb binnen Tagesfrist stabil, hat sich aber seit Monatsbeginn in etwa verdoppelt. Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner liegt bei etwa 1100. Besonders stark ist das Infektionsgeschehen bei den 5- bis 14-Jährigen mit einer Inzidenz von 2300. Immer wieder diskutiert wird daher, ob die bisher trotz des Lockdowns geöffneten Schulen doch geschlossen werden sollen. In Österreich gelten seit Montag bis 13. Dezember Ausgangsbeschränkungen. Viele Geschäfte und Freizeiteinrichtungen sind geschlossen. Angesichts der vierten Corona-Welle beschließt ItaliensRegierung strengere Regeln und erweitert die Impfpflicht. “Wir wollen jetzt diese Normalität bewahren und wollen keine Risiken”, sagt Ministerpräsident Mario Draghi. Ab dem 6. Dezember gelten in dem Land mit rund 60 Millionen Einwohnern in vielen Bereichen 2G-Regeln. Ab dem 15. Dezember müssen sich auch das Schulpersonal sowie Polizisten, Soldaten, Rettungskräfte und Angestellte in der Gesundheitsverwaltung gegen Covid-19 impfen lassen. Das Gesundheitspersonal, für das schon seit April eine Pflicht galt, braucht die Auffrischungsimpfung.

Die Corona-Impfstoffe vermindern die Übertragung der hochansteckenden Delta-Variante des Virus nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nur um 40 Prozent. “Die Datenlage deutet darauf hin, dass die Übertragung vor dem Auftreten der Delta-Variante durch die Impfstoffe um etwa 60 Prozent reduziert wurde. Mit Delta ist dieser Wert auf etwa 40 Prozent gesunken”, erklärt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er rief die Menschen deshalb inständig auf, weiterhin Masken zu tragen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen. “Wir sind besorgt über das falsche Gefühl der Sicherheit, dass die Impfstoffe die Pandemie beendet hätten und Geimpfte keine weiteren Vorsichtsmaßnahmen ergreifen müssten”, sagt der WHO-Chef. Israel steht nach Einschätzung des nationalen Corona-Beauftragten Salman Sarka am Beginn einer neuen Infektionswelle. Aus Sicht des Experten komme der jüngste Anstieg der Zahl von Neu-Infektionen “zu früh und zu schnell”, berichtet der Rundfunk. Im September hatte Israel sich mit mehr als 11.000 neuen Fällen pro Tag auf dem bisherigen Höhepunkt der Pandemie befunden. Mithilfe von Booster-Impfungen gelang es, die Infektionszahlen wieder auf durchschnittlich 400 am Tag zu drücken. Die vierte Welle galt als überwunden. Zuletzt verzeichnete das Gesundheitsministerium aber wieder einen leichten Anstieg der Fallzahlen und des R-Werts, der das Infektionsgeschehen widerspiegelt. Experten erklären dies dem Bericht zufolge unter anderem mit der sinkenden Immunität von mehr als einer Million Israelis, die ihre zweite Impfdosis vor mehr als sechs Monaten erhielten. Mit 4116 registrierten Neuinfektionen verbucht Südkorea einen neuen Höchstwert in der Pandemie. Doch im globalen Vergleich sind die Zahlen in dem Land auf einem relativ niedrigen Niveau: Bislang sind 425.065 Ansteckungen nachgewiesen worden, 3363 Menschen starben. Wie der “Guardian” berichtet, war Südkorea in diesem Monat in den Modus “Leben mit Covid-19” gewechselt und hatte strenge Maßnahmen aufgehoben. Hintergrund ist die gute Impfquote: Demnach sind 79,1 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Sollte jedoch die Belastung in den Krankenhäusern durch schwere Verläufe weiter steigen, dürften Lockerungen wieder zurückgenommen werden, heißt es in dem Bericht. Derzeit liegen rund 590 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen. Kanada hat mit den Corona-Impfungen für Kinder ab fünf Jahren begonnen. Nachdem der Impfstoff von Biontech/Pfizer am vergangenen Freitag für die Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen freigegeben wurde, reihten sich in einem Impfzentrum in Montréal die ersten jüngeren Kinder in die Impfschlange ein. Für Kinder wird mehr Zeit pro Impfling als für Erwachsene eingeplant. Allein in der Provinz Québec wurden nach Regierungsangaben bereits rund 115.300 Impftermine für die Altersgruppe von fünf bis elf Jahren vereinbart. Kanada gehört zu den Ländern mit der höchsten Corona-Impfquote weltweit. Mehr als 85 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahren sind dort bereits zweimal geimpft.

Beitragsfoto © Nataliya Vaitkevich (Pexels)

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