Rheinisch-Bergischer Kreis | Die Berufs- und Lebensperspektiven vieler junger Menschen mit Migrationsgeschichte im Rheinisch-Bergischen Kreis sind stark eingeschränkt. Das teilt die Kreistagsgruppe Rheinisch-Bergischer Kreis der Partei Die Linke mit. Wenn mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren ist, sei der Weg in Ausbildung, Studium, Beschäftigung und damit verbunden in gesellschaftliche Teilhabe besonders erschwert. Das mache die Broschüre „Faktencheck Bildung und Integration 2019/2020“ des Rheinisch-Bergischer Kreises deutlich.
Von allen Jugendlichen an weiterführenden Schulen waren demnach im Schuljahr 2019/2020 insgesamt 47,1% am Gymnasium, bei den Jugendlichen mit Migrationsgeschichte waren es jedoch nur 23,6%. Auf die meisten von ihnen warte nach einem Besuch von Förder-, Haupt-, Sekundar- oder Gesamtschule nur das „Berufliche Übergangssystem“.
Über 25 Prozent der jungen Erwachsenen mit Migrationsgeschichte, die ein Berufskolleg im Rheinisch-Bergischen Kreis besuchen, hängen in einer solchen Warteschleife. Der dabei angestrebte Übergang in den Arbeitsmarkt misslingt oft. Wie bedenklich die derzeitige Entwicklung ist, wird in der Broschüre anhand der Zahl der Erwerbslosen ohne deutschen Pass ersichtlich. Von 2019 bis 2020 erhöhte sich ihre Zahl im Kreisgebiet um über 20 Prozent auf 2.513 Personen.
Die Kreistagsgruppe der Linken fordert schnelles Gegensteuern. Der Sachkundige Bürger der Linken, Henrik Mühlenbein: „Wir brauchen eine auf Kreisebene verankerte Taskforce für chancengleiche Bildung im Rheinisch-Bergischen Kreis. Wir müssen die kommunale Integrationsquote erhöhen. Dazu gehören auch Sprachstandsfeststellungen und Förderkurse in Deutsch und Muttersprachen vom 4. bis zum 10. Lebensjahr, und eine verstärkte Beratung der Eltern zu Zweisprachigkeit, Sprachtherapiemöglichkeiten und ähnliches. Durch mehr Einstiegsqualifizierungen könnte die Zahl derer, die auf das berufliche Übergangssystem angewiesen sind, reduzieren werden.“
Für die Kreistagsgruppe der Linken begrüßt Peter Tschorny die Förderung des Kommunalen Integrationszentrums durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW, welche eine Aufstockung der Case-Managementstellen auf insgesamt 14 Stellen bedeutet. Das entspricht einer Erhöhung des Budgets um mehr als das Doppelte auf 770.000 €. Ebenfalls soll die Verausgabung der Fördermittel für Integrationsmaßnahmen nach dem Gesetz zur Förderung der gesellschaftlichen Teilhabe im nächsten Jahr von ca. 200.000 € auf 470.000 € erhöht werden. Hier ist also für geeignete Maßnahmen zusätzlicher Spielraum vorhanden.