NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDLXIV)

Deutschland zählt zum ersten Mal seit Pandemiebeginn über 60.000 Neuinfektionen. Laut Robert-Koch-Institut wurden 65.371 neue Positiv-Tests registriert. Vor einer Woche wurde erstmals die Marke von 50.000 überschritten. Die Sieben-Tage Inzidenz gibt das RKI mit 336,9 an, am Vortag lag sie bei 319,5. 264 Menschen sind im Zusammenhang mit einer Infektion gestorben. Vor einer Woche waren es 235 Todesfälle. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,04 angegeben (Vortag: 1,05). Laut DIVI-Intensivregister werden in Deutschland derzeit 3376 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1710 davon werden invasiv beatmet. 3112 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Wegen der schnell steigenden Zahl der Corona-Intensivpatienten müssen Krankenhäuser in fünf der sieben bayerischen Regierungsbezirke alle nicht medizinisch notwendigen Operationen verschieben. In Oberbayern erließ die Regierung eine entsprechende Anweisung. In Niederbayern, Schwaben sowie Mittel- und Oberfranken haben dies die örtlichen Krankenhauskoordinatoren übernommen. Ausgenommen sind bislang Unterfranken und die Oberpfalz, auch dort beobachten die Regierungen die Lage jedoch genau. Damit soll verhindert werden, dass die Krankenhäuser der Behandlung der Patienten nicht mehr Herr werden. Angesichts der steigender Corona-Fallzahlen haben Mediziner vor einer Überlastung von Intensivstationen gewarnt und konsequente Auffrischungsimpfungen sowie eine erneute Intensivierung der Impfkampagne gefordert. “Wir sehen gerade in den Bundesländern mit hohen Inzidenzen, in Bayern, Thüringen und Sachsen, dass die Notfallversorgung und Intensivversorgung teilweise nicht mehr gewährleistet werden kann, dass einzelne Krankenhäuser Notfälle nicht mehr versorgen können”, sagte Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf. In einem dramatischen Appell an die Gesundheitsminister von Bund und Ländern warnen die Anästhesisten-Verbände angesichts der vierten Corona-Welle vor einem Kollaps des Gesundheitssystems. “Das deutsche Gesundheitssystem steuert auf eine Katastrophe zu”, schreiben der Berufsverband Deutscher Anästhesisten (BDA) und die Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI). Sie fordern wirksame Schritte zur Pandemie-Eindämmung, um noch eine realistische Chance zu wahren, die Intensivmedizin, aber auch andere Bereiche der Gesundheitsversorgung vor einem Kollaps zu bewahren. Die Narkose-Ärzte verlangen unter anderem eine verbindliche 2G plus-Regelung für alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Sachsen hat die Corona-Überlastungsstufe bei seinen Krankenhausbetten offiziell erreicht.Damit gelten ab Freitag verschärfte Regeln und Kontaktbeschränkungen. Als Überlastungsstufe sind im Freistaat 1300 mit Corona-Patienten belegte Betten auf den Normalstationen der Krankenhäuser festgelegt. Wird der Wert an drei Tagen hintereinander erreicht, treten ab dem übernächsten Tag verschärfte Vorschriften in Kraft. Am Mittwoch wurden 1520 belegte Betten ausgewiesen, am Dienstag waren es 1524 und am Montag 1391.

Die Zahl der Landkreise und kreisfreien Städte, die eine Sieben-Tage-Inzidenz über 1000 aufweisen, ist auf 13 gestiegen (Vortag: 9). Wie aus den aktuellen Angaben des Robert-Koch-Instituts hervorgeht, ist der Superhotspot der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit einem Fallaufkommen von 1369,7 neuen Fällen pro 100.000 Einwohnern und Woche. Auf Platz zwei folgt der bayerische Landkreis Rottal-Inn mit einer Inzidenz von 1359,6. Ein Großteil der betroffenen 1000er-Regionen liegt in Sachsen und Bayern. Nur zwei liegen in anderen Bundesländern: der Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg (Inzidenz: 119,8) und Sonneberg in Thüringen (1001,0). In fast allen Bundesländern steigt die Sieben-Tage-Inzidenz. Lediglich Sachsen und Sachsen-Anhalt melden nach einem mehrtägigen Anstieg niedrigere Werte als am Dienstag. Zwölf Bundesländer melden ein Allzeithoch bei den Neuinfektionen. Den größten Zuwachs verzeichnet Bayern mit 13.733 Fällen. Baden-Württemberg (10.162 Neuinfektionen) hatte bereits am Vortag einen neuen Höchststand registriert.

Die Zahl der PCR-Tests ist nach Angaben der Deutschen Laborärzte in den letzten zwei Wochen um 50 Prozent gestiegen. Sollten die Inzidenzen im bisherigen Maße weiter steigen, könnten die Labore die 24-Stunden-Frist für ein Untersuchungsergebnis nicht mehr garantieren, sagt der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dann könne es “zu einer verlängerten Untersuchungsdauer kommen”. Um dies möglichst zu vermeiden, bereiteten sich die Laboratorien durch Neueinstellungen von Personal aber auch durch einen Ausbau der Gerätekapazitäten derzeit auf diese Situation vor. RKI-Chef Lothar Wieler hat in einer Online-Diskussion mit Sachsens Ministerpräsident Kretschmer ein dramatisches Bild von der Corona-Situation im Land gezeichnet: “Sie sehen, die Prognosen sind super düster. Sie sind richtig düster. Wir halten die im Laufe von 10 Tagen für ziemlich belastbar, die gehen alle steil nach oben”, sagt er in Bezug auf die Belegung der Intensivstationen. “Es herrscht eine Notlage in unserem Land”, so Wieler. Die Instrumente zum Gegensteuern seien bekannt, dass Maßnahmen wirkten, wisse man seit der ersten Welle. Konkret gehe es darum, Kontakte zu reduzieren. Aus seiner Sicht müssten Clubs und Bars geschlossen werden, auch Großveranstaltungen sieht er skeptisch. Angesichts der angespannten Corona-Lage in Deutschland hält der Virologe Christian Drosten einen Maßnahmen-Mix mit 2G-Regel, mehr Auffrischimpfungen sowie Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte für sinnvoll. “Allein um unser Gesundheitssystem weiter funktionsfähig zu halten und die medizinische Allgemeinversorgung gewährleisten zu können, muss es unser oberstes Ziel sein, die Ungeimpften gegen eine Infektion zu schützen”, erklärte der Leiter der Charité-Virologie. Diese hätten bei einer Infektion ein vielfach höheres Risiko als Geimpfte, ins Krankenhaus zu kommen. Die Berliner SPD-Chefin Franziska Giffey hält es für sinnvoll, bei weiter steigenden Coronazahlen eine bundesweite 2G-Regelung zu prüfen. “Wir sind deutschlandweit in einer sehr ernsten Lage, obwohl sich ein Großteil der Gesellschaft seit eineinhalb Jahren an die Regeln hält und rund 70 Prozent geimpft sind”, sagt Giffey den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Gerade diese Menschen dürften nicht noch weitere schwerwiegende Einschränkungen hinnehmen müssen. “Wenn aber alle Angebote, Kampagnen, Sensibilisierungen und Appelle für eine höhere Impfrate nicht mehr helfen, dann müssen wir verbindlichere Maßnahmen prüfen, um die Infektionszahlen zu senken, das Gesundheitssystem vor Überlastung zu bewahren und einen erneuten Lockdown zu verhindern”, so Giffey. Die deutschlandweite, flächendeckende Ausweitung der 2G-Regel – “mit Ausnahmen nur für die, die sich nicht impfen lassen können” – “gehört dazu”, wird Giffey zitiert. 2G bedeutet, dass in der Regel nur geimpfte und genesene Menschen Zutritt beispielsweise zu Freizeiteinrichtungen oder Restaurants haben. In Berlin gilt diese Regelung bereits. Bund und Länder wollen sich bei ihrem Treffen für Beratungen zum weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie auf eine massive Ausweitung der Impfungen sowie erneut schärfere Einschränkungen für Ungeimpfte verständigen. So sollen alle Bürger schriftlich eine Booster-Impfung spätestens sechs Monaten nach der vorhergehenden Impfung angeboten bekommen, wie aus der ntv vorliegenden Beschlussvorlage hervorgeht. Ebenfalls geplant ist eine bundesweite Einführung der 2G-Regeln. Zugang zu Freizeit- und Kulturveranstaltungen, zu Sportevents, zur Gastronomie oder zu Beherbergungsbetrieben sollen nur noch Geimpfte oder Genesene haben. Mecklenburg-Vorpommerns Regierungschefin Manuela Schwesig will auf der Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag sowohl über das Hochfahren der Impf-Infrastruktur als auch über neue Corona-Regeln reden. Es sei darüber zu diskutieren, dass für Innenbereiche, in denen viele Menschen zusammenkämen und Abstands- und Hygieneregeln schwer einzuhalten seien, zur 2G-plus-Regel übergegangen werden sollte. “Bei diesen Veranstaltungen sind dann nur Geimpfte und Genesene mit Test zugelassen”, sagte Schwesig. So könnten auch in Zukunft große Veranstaltungen stattfinden und zugleich die Ansteckungsgefahr weiter verringert werden.

Vor dem Landtag in Erfurt hat eine größere Gruppe von Menschen am Mittwoch gegen die Corona-Politik in Thüringen demonstriert. Mit Plakaten und Schildern äußerten die Demonstranten ihren Unmut gegen 2G- und 3G-Regelungen. Auf einigen Schildern war von einer “Corona-Diktatur” die Rede. Das Kabinett in Thüringen hat am Dienstag eine 2G-Pflicht für viele Bereiche des öffentlichen Lebens eine 2G-Pflicht beschlossen. Im Thüringer Landtag selbst galt am Mittwoch erstmals eine Testpflicht für Abgeordnete und Mitarbeiter. Parlamentarier ohne negativen Corona-Test mussten auf der Tribüne Platz nehmen. Das betraf ausschließlich AfD-Abgeordnete. Die Sieben-Tage-Inzidenz im Freistaat lag zuletzt bei 569,0.

Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hat sich mit einem Spruch über die Ärzteschaft den Zorn der Hausärzte zugezogen. Laumann hatte laut “Ärztezeitung” bei einer Veranstaltung mit Blick auf das Impftempo bei Hausärzten gesagt: “Statt Golfplatz am Samstag Impfen am Samstag.” Dafür entschuldigte er sich – doch die so Gescholtenen sind trotzdem noch sauer. “Es reicht”, erklärte der Hausärzteverband Nordrhein. Solche Stammtischparolen seien destruktiv und respektlos gegenüber den niedergelassenen Ärztinnen, Ärzten und ihren Praxisteams, die seit Monaten in hohem Tempo impften. Auch samstags werde in Hausarztpraxen geimpft. Der verbale Ausrutscher des Ministers zeige einmal mehr, wie chaotisch die NRW-Regierung mit der Pandemie umgehe. Laumann hatte zuvor via Twitter erklärt, dass es ihm fernliege, diejenigen zu verärgern, ohne deren Einsatz die Pandemie nicht zu bewältigen sei.

Die Polizei in Hessen ist mit einer Großrazzia gegen Fälschungen von Impfpässen im großen Stil vorgegangen. Dabei seien die beiden mutmaßlichen Fälscher sowie zehn der mutmaßlichen Käufer gefälschter Impfpässe vorläufig festgenommen worden, teilen das hessische Landeskriminalamt und die Staatsanwaltschaft Darmstadt mit. Insgesamt durchsuchten demnach 200 Einsatzkräfte 23 Objekte.

Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft befürwortet die Einführung einer Impfpflicht. “Ich sage ganz deutlich: Wenn es in Deutschland nicht zu Lockdowns jeglicher Art kommen soll, werden wir ehrlicherweise um Pflichtimpfungen nicht herumkommen, wie es sie jetzt schon gegen Masern gibt”, sagt Bundesgeschäftsführer Markus Jerger den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er könne nachvollziehen, dass Politiker das Wort “Impfpflicht” nicht in den Mund nehmen wollen. “Aber unter dem Strich ist das die unbequeme Wahrheit, wenn alle anderen Maßnahmen nicht greifen.” Wer sich nicht impfen lassen wolle, der müsse im schlimmsten Fall Lohnkürzungen in Kauf nehmen. Wegen der stark steigenden Zahlen fordern die Landkreise die rasche Einführung einer Impfpflicht für Beschäftigte in Pflegeheimen. Es sei “höchste Zeit für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen”, sagt der Präsident des Landkreistages, Reinhard Sager, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Bei einer Impfpflicht für bestimmte Berufe müssten auch die übrigen Angestellten beispielsweise von Pflegeheimen wie Köche oder Reinigungskräfte einbezogen werden. Auch sie spielten eine Rolle im Infektionsgeschehen. Eine Impfpflicht sei “in Anbetracht von 15 Millionen ungeimpften Menschen, einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 300 und einer sich regional zuspitzenden Situation” erforderlich, so Sager. Das Bundesgesundheitsministerium dringt beim weiteren Vorgehen in der Pandemie auf schnellere Fortschritte bei den Verstärkungen bereits länger zurückliegender Impfungen. Gemeinsames Ziel sollten 20 bis 25 Millionen Auffrischungsimpfungen bis zum Ende des Jahres sein, heißt es in einem Bericht zu den Beratungen von Bund und Ländern an diesem Donnerstag. “Dafür müssen sich bundesweit durchschnittlich drei Millionen Menschen in den kommenden Wochen für eine Auffrischungsimpfung entscheiden.” Der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, will das Impf-Tempo durch Impfungen in Apotheken erhöhen. “Wir sind in einer Notlage, und in einer Notlage muss man bestimmte Dinge großzügig gestalten”, sagte Wieler bei einer Online-Diskussionsveranstaltung mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer. Deshalb sei er ganz klar dafür, dass unter anderem Apotheker impfen sollten. Die Booster-Impfungen seien umfänglich. “Je schneller geimpft wird, desto besser.” Es brauche jedes niedrigschwellige Angebot. “Sonst kriegen wir diese Krise nicht in den Griff.” In Berlin können Menschen ihren Impfschutz künftig schon fünf statt sechs Monate nach ihrer letzten Impfung auffrischen lassen. Dazu sei eine Landesregelung für die Booster-Impfung getroffen worden, hieß es aus der Gesundheitsverwaltung. Die Regelung gilt von Donnerstag an. Corona-Impfungen für Kinder unter zwölf Jahren können einem Medienbericht zufolge in Deutschland voraussichtlich noch vor Weihnachten starten. Das berichtet das Nachrichtenportal “The Pioneer” unter Berufung auf einen Bericht des Bundesgesundheitsministeriums. Demnach wird eine Zulassung für den Kinderimpfstoff von Biontech für die Altersgruppe der Fünf- bis Elfjährigen noch für November erwartet. “Erstmalig verfügbar in Deutschland wird dieser Kinderimpfstoff vorbehaltlich der Zulassung voraussichtlich ab dem 20. Dezember 2021 sein”, wird aus dem Papier zitiert. Dem Bericht zufolge strebt die Regierung zudem 20 bis 25 Millionen Auffrischungsimpfungen bis zum Ende des Jahres an. In den kommenden Wochen sollten zusätzlich zum Impfstoff von Biontech wieder vermehrt Impfstoff von Moderna für Booster-Impfung genutzt werden. Auffrischungsimpfungen auf breiter Front können nach Ansicht eines Berliner Corona-Modellierers den Trend der stark steigenden Infektionszahl umkehren.“Wir sehen in den Simulationen deutlich infektionsreduzierende Effekte, sobald circa 30 Prozent der Bevölkerung den Booster erhalten haben”, sagte Kai Nagel von der Technischen Universität Berlin der Funke Mediengruppe. Voraussetzung dafür sei, entsprechende Impfkapazitäten zu schaffen. “Optimalerweise würden wir wieder, wie im Sommer, mindestens ein Prozent der Bevölkerung pro Tag mit dem Booster impfen. Wenn wir diese 30 Prozent deutlich vor Weihnachten schaffen, dann bestehen Aussichten auf sinkende Inzidenzen zu Weihnachten.” Bislang haben in Deutschland rund fünf Prozent der Menschen eine Auffrischungsimpfung erhalten. Die FDP schließt eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen nicht grundsätzlich aus. Parteichef Christian Lindner sagt beim “SZ-Wirtschaftsgipfel”, es gebe sehr wohl Argumente, die für eine Impfpflicht etwa in Pflegeberufen sprächen. “Da sind wir offen in dieser Frage”, so Lindner. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert die Ständige Impfkommission (STIKO) auf, ihre Empfehlung für Booster-Impfungen mit einer Priorisierung zu koppeln. “Wenn wir ohne Einschränkungen den Booster für alle öffnen, legen wir die Priorisierung in die Hände der Praxen. Bei 30.000 Arztpraxen bedeutet das 30.000 unterschiedliche Priorisierungen”, so Lauterbach gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Seine Forderung für Auffrischungsimpfungen ab 18 Jahren: “Die STIKO sollte klar festlegen, welche Gruppe als nächstes dran ist.” Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) fordert die schnelle Einführung einer Impfpflicht für Einrichtungen zur Betreuung von alten Menschen, Kranken und Kindern. “Bund und Länder sollten in Ergänzung der neuen 2G- und 3G-Regeln eine einrichtungsbezogene Impfpflicht” beschließen, so der BDI. “Sofortmaßnahmen zum prioritären Schutz vulnerabler Gruppen in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen und Kitas sind jetzt unverzichtbar.” Es sei “unverantwortlich und schwer erträglich, dass unter den Beschäftigten Individualinteressen von wenigen Ungeimpften Vorrang gegenüber der Unversehrtheit von Leib und Leben besonders schutzbedürftiger Personen genießen”, erklärt der Industrieverband. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern hat Deutschland, zusammen mit Österreich und der Schweiz, einen hohen Anteil an Ungeimpften. Ganz anders sieht es hingegen in Portugal und Island aus. Die Bundesländer planen die Verabreichung der Auffrischungsimpfungen einem Bericht zufolge weitgehend ohne große Impfzentren. Lediglich Bayern, Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und das Saarland hätten vor, Impfzentren weiter zu betreiben oder wieder zu öffnen, berichtet die “Welt” unter Berufung auf eine Umfrage unter den Ländern. Ansonsten werde vor allem auf niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, kleine Impfstellen und mobile Impfteams gesetzt. Daten des RKI zufolge wurden gestern 435.713 Impfungen verabreicht. In den allermeisten Fällen handelte es sich dabei um Auffrischungsimpfungen (73 Prozent). Bezogen auf die Gesamtbevölkerung sind den Angaben zufolge noch 29,8 Prozent der Bürgerinnen und Bürger ungeimpft. Unter den Personen im impffähigen Alter sind es 21,1 Prozent.

Der US-Pharmakonzern Novavax hat für seinen Impfstoff eine Marktzulassung in der Europäischen Union beantragt. Die EU-Arzneimittelbehörde EMA teilt mit, sie habe bereits mit der Prüfung begonnen und werde voraussichtlich in “einigen Wochen” eine Entscheidung bekanntgeben. Bei dem Vakzin handelt es sich um einen sogenannten Totimpfstoff, der für die Immunisierung also abgetötete Bestandteile des Coronavirus enthält. Mit verschärften Maßnahmen will Belgieneinen neuen Lockdown verhindern. Angesichts drastisch steigender Fallzahlen gilt von Samstag an wieder eine Homeoffice-Pflicht für vier Tage die Woche, wie die Regierung ankündigt. Auch die Impfkampagne soll noch einmal an Fahrt aufnehmen: Wer bereits geimpft ist, soll künftig eine dritte Dosis erhalten können. “Der Konzertierungsausschuss hat sich für maximale Vorsicht entschieden”, sagt Premierminister Alexander De Croo. Zudem wird die Maskenpflicht ausgeweitet. Nachdem er sich offenbar absichtlich mit dem Coronavirus infiziert hatte, ist ein 55-jähriger Mann in Österreich gestorben. Das berichten mehrere österreichische Medien. Gegenüber der “Kleinen Zeitung” sprach eine Ärztin aus dem Bezirk Liezen von dem Fall und von mehreren Corona-Partys in der Region, bei denen sich Teilnehmer gezielt ansteckten. “Wir haben das sowohl im Ennstal als auch im Ausseerland. Oft findet es nur in kleineren Ortschaften statt, aber es gibt viele solche Zusammenkünfte”, sagte die Medizinerin dem Blatt. Auch berichtete sie von unter 30-Jährigen, die nach derartigen Veranstaltungen an Long Covid litten. Die jüngsten Corona-Maßnahmen in Österreich sind laut dem Prognose-Gremium des österreichischen Gesundheitsministeriums zu schwach. Die Expertinnen und Experten bewerteten insbesondere das Zugangsverbot für Ungeimpfte in der Gastronomie sowie die von der Regierung propagierten Auffrischungsimpfungen. “Das Bremspotenzial dieser Maßnahmen ist aber aktuell unzureichend, um kurzfristig eine nachhaltige Senkung der Inzidenzen herbeizuführen”, hieß es in der neuesten wöchentlichen Prognose. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Intensivstationen in den westlichen Bundesländern Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Tirol in zwei Wochen an ihre Auslastungsgrenzen stoßen, bewerteten die Prognostiker mit 80 bis 97,5 Prozent. Die Niederlande haben rund 21.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden registriert. Das sei ein neuer Höchstwert, teilt das Reichsinstitut für Gesundheit und Umwelt RIVM mit. Die Inzidenz liegt damit deutlich über 700. In den vergangenen sieben Tagen hatte das RIVM etwa 48 Prozent mehr Neuinfektionen festgestellt als in der Vorwoche. Die Regierung hatte am vergangenen Wochenende einen Teil-Lockdown verhängt. Es gelten Kontaktbeschränkungen und kürzere Öffnungszeiten für Gaststätten und Geschäfte. Die Maskenpflicht und die 1,5-Meter-Regel wurden wieder eingeführt. Auch die Patientenzahl und die Todesfälle nehmen zu. In den vergangenen 24 Stunden waren 44 Todesfälle gemeldet worden, die höchste Zahl seit Mai. 

In den USA sind nach Angaben der Regierung inzwischen 80 Prozent der Menschen ab zwölf Jahren mindestens einmal geimpft. Das sei ein vielversprechender Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie, sagt der Koordinator des Präsidialamtes für den Kampf gegen die Corona-Pandemie, Jeff Zients. Zudem würden 2,6 Millionen Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren bis Ende des Tages ihre erste Impfdosis erhalten.

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