Den Profis überlassen

VON WOLFGANG HORN

Das solle man besser den Profis überlassen. Mit diesem Satz wies einst Christian Lindner Jugendliche zurecht, die sich gegen Politik und Parteien für geeignete Maßnahmen gegen die Klimaveränderung öffentlich einsetzten. Am Freitag hat der den Rheinisch-Bergischen Kreis im Deutschen Bundestag vertretende Bundestagsabgeordnete und FDP-Parteivorsitzende Lindner, in den “Tagesthemen” von Moderator Ingo Zamparoni befragt, warum mit dem Auslaufen des Rechtsstatus der Epidemischen Notlage nationaler Tragweite auf Eindämmungsmöglichkeiten wie Ausgangs- oder Kontaktbeschränkungen verzichtet werde, geantwortet: “Weil diese Maßnahmen nach wissenschaftlichen Untersuchungen keine Wirksamkeit haben und weil auch deutsche Gerichte solche Ausgangsbeschränkungen ja bereits verworfen haben.” Auf Zamperonis ungläubige Nachfrage, ob er wirklich behaupte, dass Kontaktbeschränkungen und Ausgehverbote nicht wirksam seien, gab der Politik-Profi zum Besten: “Es gibt wissenschaftliche Untersuchungen zur Wirksamkeit von Ausgangsbeschränkungen zum Beispiel für geimpfte Menschen, die eben nicht das Infektionsgeschehen eindämmen.” Ist es nicht furchtbar? Vor dem Millionenpublikum der Tagesthemen hätte Lindner die Angelegenheit besser den Profis überlassen, Fachleuten, die Ahnung von der Materie haben, von Virologie, Biologie und Medizin. Hier schwurbelt sich ein Performer in eine Rolle, die ihm nicht zusteht. Heute dann der Rückzug, nachdem die Empörung des Publikums unüberhörbar wurde. “Wenn ich in den ‘Tagesthemen’ missverständlich war, bedauere ich das.” Wie bitte? Mißverständlich? Nein, Christian Lindner, das waren Sie nicht. Das war eindeutig. Das war auch eindeutig die Lindnersche und die Linie der FDP. Am rechten Rand fischen. Wolfgang Kubicki hat am Vortag bei Illner ebenfalls eine eindrucksvolle Vorstellung davon abgeliefert, wie wenig die FDP und ihr Handeln mit den Empfehlungen nahezu aller Experten zu tun hat. Die Liberalen wollen die Pandemiebekämpfung nicht den Profis überlassen, nicht an Empfehlungen der Profis orientieren.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Wolf
    • 13.11.21, 23:04 Uhr

    Na ja, in der Zwischenzeit ist er ja ordentlich zurück gerudert… Aber von einem Politiker darf man schon erwarten, dass er sich seine Aussagen in der Öffentlichkeit vorab gut überlegt.
    Es wäre ganz schön dumm, wenn die Ampel am Ende wegen der Dümmlichkeiten des kleinsten Partners scheitern würde.

    Antworten

    • Walter+Schubert
    • 14.11.21, 14:43 Uhr

    Ach, unser Christian. Das arbeitslose Model für Unterhemden ist immer für einen guten Spruch gut. Basierend auf seiner umfangreichen Arbeits- und Lebenserfahrung kennt er sich ja auch in jedem, wirklich jedem Gebiet aus. Nach dem erfolgreichen Generieren von Fördermitteln und dem genauso erfolgreichen Scheitern seiner Selbstständigkeiten ist er für den Posten des Finanzministers ja geradezu zwingend. Schnell hatte er gemerkt, dass richtige Arbeit nicht so sein Ding war. Also ab in die Politik. Und wie man sieht ist dies ein Bereich in dem man mit heißer Luft, mit dumm schwätzen, einem Eimerchen Scheiße und einer kleinen Portion unberechtigtem Selbstvertrauen durchaus Erfolg haben kann. Schön in einem Land zu leben wo auch Randgruppen eine Chance haben. “Es gab noch nie so viel zu tun” lautete ein FDP-Wahlspruch. Mein Wunsch: “Lieber Christian, lass’ es einfach liegen.”

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.