2G

VON WOLFGANG HORN

Im ganzen Freistaat Sachsen gilt ab Montag die 2G-Regel. Zu Innenräumen von Gaststätten sowie zu anderen Veranstaltungen in Innenbereichen haben damit nur noch Geimpfte und Genesene Zugang. Eine Folge der dramatisch steigenden Corona-Infektionszahlen. In Sachsen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 385,7, deutlich über dem Bundesschnitt von knapp 170. Dabei dürfte die Inzidenz der Ungeimpften um ein Vielfaches höher liegen als bei den vollständig geimpften Sachsen. Sachsen hat bei der Impfquote bundesweit die rote Laterne. Im Stammland der Impfverweigerer müssen nunmehr alle die Suppe auslöffeln, die Impfverweigerung und Quer- und Leichtgläubigkeit eingebrockt haben. Eine leider absehbare Entwicklung, von der man ohne Mühen prognostizieren kann, daß andere Bundesländer noch von ihr erreicht werden, denn fast überall sind die für eine erfolgreiche Bekämpfung der Deltavariante des Coronavirus erforderlichen Impfquoten in der Erwachsenenbevölkerung nicht erreicht worden. Ausgangspunkt der fatale Alleingang des Gesundheitsministers Spahn, der mit der Verkündung vom “Ende der epidemischen Lage” juristisch womöglich etwas Richtiges formuliert, politisch aber ein vollkommen falsches Signal ausgesendet hatte: Corona ist vorbei. Und die Ampelkoalitionäre singen das gleiche Lied, fatalerweise. So ist es, wenn Juristen die Politik formulieren, nicht aber Experten für öffentliche Kommunikation. Ich kann mich erinnern: Einst gab es Politiker, die den Menschen erklären konnten, welches Problem besteht und wie man es lösen kann. Allein: Heute regiert auf weiter Flur die technokratische oder juristische Verengung. Kommunikative Kraft wurde ersetzt durch juristisch korrektes, aber unverständlich-dürres, papiernes Politikkauderwelsch. Auch die österreichische Bundesregierung will die Zügel für Ungeimpfte anziehen und in Bälde die Corona-Regeln verschärfen, womöglich gar landesweit eine weitgehende 2G-Regel einführen. Überall dort, wo man das Ende der Pandemie beschworen und allenfalls noch darüber nachgedacht hatte, wann man denn den „Freedom-Day“ begehen könne, den Tag, an dem alle Pandemiemaßnahmen aufgehoben werden, überall dort muß man nun mit der bitteren Erkenntnis umgehen, daß die Pandemie nicht vorbei ist, sondern mit umso größerer Wucht zuschlägt. Wie schrieb heute Hendrik Wieduwilt auf der Website von ntv? „Wir behausen eine Wutrepublik, in der eine Minderheit von Trotzköpfen sich nicht um Todesopfer und Freiheitsverluste der anderen schert. Weil sich der Staat – auch angesichts einer Bundestagswahl – nicht einmal zu einer Impfpflicht für Pflegekräfte durchringen konnte, tragen andere jetzt die Leichensäcke aus den Heimen.“ Gut beschrieben. Wir alle, das ganze Land baden aus, was Politik, ahnungslose Querdenkerei und verantwortungslos-leichtgläubige Impfverweigerung angerichtet haben. Wir könnten lange bereits einen Zustand erreicht haben, in dem das Virus seine Macht verliert und das Land und die Gesellschaft in eine neue Normalität übergeht: Wenn sich mehr Menschen hätten impfen lassen, wenn die Zugänge zu öffentlichen Einrichtungen und kulturellen, gastronomischen oder sportlichen Events besser und gründlicher kontrolliert würden, wenn mehr und besser getestet und weniger gefuscht, getäuscht und betrogen würde. Wenn, kurzum, mehr Verantwortung wäre im Land, mehr Solidarität, mehr Nächstenliebe und weniger Egomanie und Egoismus.

Beitragfoto © pixabay

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