NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDXIX)

Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 10.118 neue Corona-Fälle gemeldet, 381 mehr als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 64,3 von 63,0 am Vortag. Weitere 73 Menschen sind im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen geht leicht zurück.Wie aus dem Tagesreport des DIVI-Intensivregisters hervorgeht, fällt die Zahl im Vergleich zum Vortag um 7 auf 1357. Davon werden 782 invasiv beatmet, wie die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) weiter mitteilt. Aktuell sind in Deutschland 3781 Intensivbetten frei.

Die Bundesregierung hat sich nach Angaben des Verkehrsministeriums gegen die Einführung der sogenannten 3G-Regel in Zügen entschieden. Das Ministerium teilt mit, innerhalb der Bundesregierung sei geprüft worden, ob und wie 3G in Zügen verpflichtend eingeführt werden könne – das bedeutet, eine Mitfahrt nur für Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete mit entsprechendem Beleg. Weiter heißt es: “Dabei haben die beteiligten Ressorts übereinstimmend festgestellt, dass diese Auflage weder rechtlich möglich noch praktikabel ist.” Für 3G in Zügen fehle die Rechtsgrundlage.” Zudem würde der Kontrollaufwand den Nutzen nicht rechtfertigen. Das Bundesland Bremen wappnet sich mit einem Stufenplan gegen eine mögliche vierte Corona-Welle im Winter. Das Modell gilt von diesem Freitag an. Das kleinste Bundesland, das die höchste Impfquote im Ländervergleich aufweist, setzt als Leitindikator auf die sogenannte Hospitalisierungsinzidenz. Sie spiegelt die Zahl der Neuaufnahmen von Corona-Infizierten in den Kliniken innerhalb der letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner wider. Es gibt die Warnstufen null bis vier: In den Stufen 0 und 1 wird empfohlen, einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen Personen einzuhalten, ab Stufe 2 muss dieser Abstand außerhalb der eigenen Wohnung eingehalten werden. Ab Stufe 2 gilt zudem bei Veranstaltungen unter anderem im Innenbereich die 3G-Regelung (Geimpft-Genesen-Getestet) mit Kapazitätsbeschränkungen, Abstandsregeln und die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Die deutschen Amtsärzte fordern angesichts des beginnenden Herbstes eine Ausweitung der 3G-Regel sowie von Corona-Informationspflichten auf alle Berufe mit Kundenkontakt. Notwendig sei, die 3G-Regel – geimpft, getestet oder genesen – flächendeckend für alle Bereiche mit Kundenkontakt einzuführen, sagt die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Verbunden werden müsse dies mit einer Auskunftspflicht für die Beschäftigten oder einem Informationsrecht für Arbeitgeber. Es nutze wenig, wenn beispielsweise Restaurantgäste eine Impfung, Genesung oder einen negativen Corona-Test nachweisen müssten, “aber der Arbeitgeber sein Gaststättenpersonal nicht danach fragen darf”, sagt Teichert. Mitglieder von Gemeinderäten in Nordrhein-Westfalen dürfen vorläufig weiter nur dann an Rats- und Ausschusssitzungen teilnehmen, wenn sie gegen das Coronavirus geimpft oder von Covid-19 genesen sind oder einen negativen Test vorweisen können. Das Oberverwaltungsgericht in Münster weißt den Eilantrag eines Stadtratmitglieds aus Salzkotten ab. Es liege mit der 3G-Regelung kein unverhältnismäßiger Eingriff in die Rechte der Ratsmitglieder vor, heißt es. Die Beschränkung diene dem legitimen Zweck des Infektionsschutzes, zudem seien Tests bis zum 10. Oktober kostenlos. Für danach müssten wohl Vorkehrungen zu treffen sein, damit kommunalen Mandatsträgern keine Kosten durch Tests entstünden, die sie für die Ausübung ihres Mandats bräuchten. Ein Ratsmitglied müsse sich dabei nicht auf die Möglichkeit einer kostenlosen Impfung verweisen lassen, hieß es. Bundesfamilienministerin Christine Lambrecht hat die Lockerungen bei der Maskenpflicht an den Schulen in mehreren Bundesländern begrüßt. “Das freut mich für die Schülerinnen und Schüler sehr”, sagte die SPD-Politikerin. Kinder und Jugendliche hätten in der schwierigen Zeit der Pandemie sich und andere geschützt, Verständnis und Rücksicht gezeigt. “Kinder haben es mehr als verdient, dass sie – überall wo es möglich und verantwortbar ist – jetzt weitere Schritte in die Normalität gehen können”, fügte Lambrecht hinzu. Mehrere Länder hatten Lockerungen bei der Maskenpflicht an Schulen angekündigt oder bereits umgesetzt. In Bayern soll die Pflicht ab nächster Woche im Unterricht wegfallen. Auch in Baden-Württemberg wird ein solcher Schritt erwogen. Im Saarland muss ab diesem Freitag in Schulen generell keine Maske mehr getragen werden. In Berliner Schulen wird ab Montag die Maskenpflicht bis zur einschließlich sechsten Klasse aufgehoben. In Brandenburg ist das bereits der Fall. Nordrhein-Westfalen will in der nächsten Woche entscheiden, wie es mit dem Thema nach den Herbstferien weitergeht. Nach langer Corona-Pause sind in Bayern nun auch Volksfeste und andere öffentliche Festivitäten wieder erlaubt. Unabhängig von der Sieben-Tage-Inzidenz gilt die 3G-Regel, wonach nur Geimpfte, Genesene oder negativ Getestete Zutritt haben. Das teilte die Staatskanzlei nach einem Kabinettsbeschluss im Umlaufverfahren mit. Zudem dürfen schon an diesem Freitag, wie angekündigt, Clubs und Diskotheken wieder öffnen. An den bayerischen Schulen entfällt ab kommenden Montag die Maskenpflicht im Unterricht. Obwohl viele Maßnahmen zuletzt gelockert wurden und die Maskenpflicht bei Anwendung der 2G-Regel – Zutritt nur für Geimpfte und Genesene – bald bundesweit aufgehoben werden könnte, sprechen Experten von verfrühter Euphorie und warnen wie Dr. Georg-Christian Zinn vor einer Winterwelle. “Wenn wir nicht aufpassen, wird es uns kalt erwischen”, sagte der Hygieniker im Interview bei ntv. Urlaubsrückkehrer, die ansteckendere Delta-Variante und mehr Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen könnten die Infektionszahlen wieder kräftig steigen lassen.

Der Vorsitzende der Sächsischen Impfkommission, Thomas Grünewald, rechnet mit einem Anstieg der Grippefälle in diesem Jahr. “Wir haben deutlich gelockerte Maßnahmen. Das Risiko und die Chance, dass sich die Influenza stärker verbreitet, ist relativ groß”, sagt er dem Mitteldeutschen Rundfunk. Im vergangenen Jahr habe es sehr wenige Influenzafälle gegeben. Das bedeute aber nicht, dass es dieses Jahr keine Grippe geben werde. Nach der Schließung der Impfzentren müssen in Nordrhein-Westfalen womöglich zehntausende Impfdosen ungenutzt entsorgt werden. Impfdosen, die nur noch weniger als zwei Monate lang haltbar sind, dürften laut NRW-Ministerium nicht mehr an den Bund zurückgegeben werden, meldet die Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung. Davon betroffen seien in NRW aktuell rund 60.000 Dosen Astrazeneca, die derzeit in den Impfzentren lagern. “Sollten diese vor Erreichen der Verfallsgrenze nicht verimpft werden können, erfolgt dann eine sach- und fachgerechte Vernichtung”, so das Ministerium. Die in Deutschland zugelassenen Corona-Impfstoffe schützen vor Covid-19 – insbesondere vor einem schweren Krankheitsverlauf mit Hospitalisierung. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht schätzt, beträgt dieser Schutz für alle zugelassenen Impfstoffe für die Kalenderwochen 35 bis 38 etwa 93 Prozent bei den 18- bis 59-Jährigen und 89 Prozent in der Altersgruppe ab 60 Jahren. Eine Behandlung auf einer Intensivstation wird demnach in der jüngeren Altersgruppe mit einer Zuverlässigkeit von 96 Prozent verhindert, bei den älteren liegt der Wert bei 94 Prozent. Der Schutz vor einem tödlichen Verlauf beträgt demnach bei den jüngeren 97 Prozent und bei den älteren 88 Prozent. Drei Viertel der Erwachsenen und ein gutes Drittel der Kinder zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Die dafür meist nötige zweite Spritze haben nach Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) inzwischen 75,0 Prozent aller Menschen ab 18 Jahren bekommen – und 34,1 Prozent derer zwischen 12 und 17 Jahren. Mindestens eine erste Impfung haben demnach 78,8 Prozent der Erwachsenen und 41,6 Prozent der 12- bis 17-Jährigen erhalten. Den RKI-Daten zufolge sind insgesamt inzwischen 53,6 Millionen Menschen oder 64,4 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. Mindestens einmal geimpft sind 56,5 Millionen Menschen oder 68 Prozent aller Einwohner. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat seit Beginn der Impfkampagne 56.837 wahrscheinliche Impfdurchbrüche identifiziert, wie aus dem aktuellen Wochenbericht hervorgeht. Die meisten davon betrafen Menschen, die mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer geimpft wurden – dieser Impfstoff ist allerdings auch der mit Abstand am häufigsten verabreichte. Auffällig ist der hohe Anteil der Impfdurchbrüche in der Altersgruppe über 60 Jahren – fast die Hälfte aller erfassten symptomatischen Infektionen geht zwischen Ende August und Ende September darauf zurück. Allerdings sind in dieser Altersgruppe auch bereits über 80 Prozent geimpft. Und nur etwa jede siebte Erkrankung verläuft so schwer, dass ein Krankenhausaufenthalt nötig war. Nur rund jeder 50. Fall mit einem Impfdurchbruch landete auf der Intensivstation. Der Bund hat für den Betrieb der Corona-Impfzentren bisher 1,6 Milliarden Euro an die Länder ausgezahlt. Das teilt das Bundesgesundheitsministerium auf Anfrage mit. Bund und Länder hatten vereinbart, die zeitweise mehr als 400 regionalen Impfzentren spätestens zum 30. September in ihrer Zahl und den Kapazitäten zurückzufahren oder zu schließen. Der Bund übernimmt aber auch weiterhin einen Teil der Finanzierung. Die meisten Länder schließen ihre Impfzentren und stellen auf mobile Impfteams um, wie das Ministerium erläutert. Daneben laufen weiter Impfungen in Arztpraxen. Einige Länder wollen auch noch eine kleinere Zahl an Impfzentren offenhalten.

Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC warnt angesichts von teils nicht ausreichenden Impfquoten vor einer verschlechterten Corona-Lage in Europa in diesem Herbst. Nur 61,1 Prozent der Gesamtbevölkerung in der EU und den damit eng verknüpften Ländern Norwegen, Island und Liechtenstein seien bislang vollständig geimpft, teilt die in Stockholm ansässige Behörde mit. Länder, deren Impfquote im oder unter dem momentanen EU-Durchschnitt lägen und die in den nächsten zwei Wochen Pläne zur Lockerung von Corona-Maßnahmen hätten, liefen hohe Gefahr, bis Ende November einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen, Krankenhauseinlieferungen und Todesfälle zu erleben. In Deutschland sind bislang 64,4 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Covid-19 geimpft. 68,0 Prozent haben zumindest ihre erste Impfdosis erhalten. Die EU-Kommission von Ursula von der Leyen blockiert weiter die Auszahlung von EU-Corona-Hilfen an Ungarn, bestätigt eine Sprecherin der Brüsseler Behörde. Nach Angaben aus EU-Kreisen fordert die Kommission von der Regierung des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban unter anderem zusätzliche Garantien und Vorkehrungen gegen eine missbräuchliche Verwendung der Mittel. Orban wirft der Brüsseler hingegen Behörde vor, die Genehmigung für den Corona-Plan aufgrund ihrer “Ablehnung der nationalen Gesetzgebung zum Schutz der Kinder” zu verzögern. Diese sieht Regeln zur Einschränkung von Informationen über Homosexualität und Transsexualität vor, die die Kommission als diskriminierend ansieht. Inmitten steigender Infektionszahlen meldet Russlandbinnen 24 Stunden 867 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus und damit einen neuen Höchstwert. Zugleich verzeichnen die Behörden 23.888 Neuinfektion. Am Vortag waren es 22.430. Im Streit um Corona-Infektionen im österreichischen Skiort Ischgl hat ein schwer erkrankter deutscher Urlauber den Staat Österreich auf insgesamt 90.000 Euro Schadenersatz geklagt. Die Verhandlung vor dem Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen ist der erste Prozess eines deutschen Klägers im Zusammenhang mit den Vorgängen in Ischgl im März 2020. Der Vorwurf: Politik und Behörden hätten bei der Eindämmung des Virus versagt. Mit einem Urteil wird bis Jahresende gerechnet.

Das mangelnde Tempo bei den Corona-Impfungen in ärmeren Ländern liegt an fehlendem Impfstoff, und dies ist nach Auffassung eines ranghohen Vertreters der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Marktmanipulationen zurückzuführen. Bruce Aylward, Berater des WHO-Generalsekretärs für Impffragen, verlangt mehr Transparenz der Herstellerfirmen über ihre Produktion und Lieferungen. Das Ziel der WHO, bis Ende September zehn Prozent der Menschen in allen Ländern geimpft zu haben, wird verfehlt. Einige Dutzend Länder vor allem in Afrika liegen deutlich darunter. Aylward kümmert sich unter anderem um die Impfinitiative Covax, mit der die WHO ursprünglich eine faire Verteilung der Impfstoffe weltweit geplant hatte. Angesichts steigender Corona-Zahlen hat Südkorea die Kontaktbeschränkungen um zwei Wochen verlängert. Sie gelten nun bis zum 17. Oktober, wie die Behörde für Seuchenkontrolle und -prävention (KDCA) mitteilt. Dazu gehört, dass nach 22 Uhr keine Restaurants mehr besucht werden dürfen und nach 18 Uhr nur noch Treffen von zwei Personen erlaubt sind. Zudem will die Regierung im Kampf gegen die Pandemie der Bevölkerung mehr Impfanreize bieten. In der vergangenen Woche hatte Südkorea im Durchschnitt täglich mehr als 2600 Neuinfektionen verzeichnet und damit mehr als doppelt so viele wie im Vormonat. Vor allem der Großraum der Hauptstadt Seoul ist von den steigenden Infektionszahlen betroffen.

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