NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CDXVIII)

Die Gesundheitsämter haben dem Robert-Koch-Institut (RKI) 12.150 neue Infektionen gemeldet. Am Donnerstag vor einer Woche hatte der Wert bei 10.696 Ansteckungen gelegen. Damit steigt die Zahl der Infizierten seit Beginn der Pandemie auf 4.227.501 in Deutschland. Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 67 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 115 Todesfälle. Die Ansteckungsrate (7-Tage-R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 0,89 angegeben (Vortag: 0,93). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 1364 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 787 davon werden beatmet. Rund 3870 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei.

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Corona-Neuinfektionen ist im Vergleich zum Vortag etwas gestiegen. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gab den Wert am Morgen mit 63,0 an. Am Vortag hatte der Wert bei 61,0 gelegen, vor einer Woche bei 63,1. Die kreisfreie Stadt Hagen in Nordrhein-Westfalen meldet laut Robert-Koch-Institut die höchste Inzidenz bei den 0- bis 14-Jährigen. Demnach gab es dort in den letzten sieben Tagen 390,4 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in dieser Altersklasse. Auch in Bremerhaven ist die Inzidenz unter den Jüngsten mit 356 sehr hoch. Mit Blick auf die Bundesländer ist die Sieben-Tage-Inzidenz in 8 von 16 Ländern im Vergleich zum Vortag gestiegen. Den größten Zuwachs verzeichnet Thüringen. In den anderen 8 Ländern hingegen sank die Inzidenz. Unverändert liegt Bremen als einziges Bundesland über bei der Inzidenz 100 – auch dort gab es wieder einen leichten Anstieg. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Nordrhein-Westfalen ist weiter rückläufig. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt das Robert-Koch-Institut (RKI) zuletzt mit 53,9 an – vor einer Woche waren es noch 65,2 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen Bundesweit liegt der Wert bei 61,0 und damit etwas höher als am Vortag. Die höchste Inzidenz in NRW verzeichnet weiterhin Hagen, wo die Kennziffer auf 135,7 klettert. Den niedrigsten Wert hat der Kreis Mettmann mit 11,4. Die Gesundheitsämter melden in NRW 22 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus und 1841 Neuinfektionen. Der Bonner Virologe Hendrik Streeck erwartet zwar steigende Inzidenzen im Herbst, sieht das aber nicht ganz so kritisch wie sein Kollege Christian Drosten. “Das ist eben die Saisonalität des Virus”, sagt Streeck. Er plädiert dafür, jetzt “agil” zu sein, also Corona-Maßnahmen zurückzunehmen und im Falle von steigenden Inzidenzen wieder hochzufahren. Demnach befänden wir uns derzeit in einer Übergangsphase von Pandemie in eine Endemie. Die Impfquote sehe er “nicht ganz so pessimistisch wie Drosten”. Der Virologe gibt zu bedenken, dass zu den Geimpften noch die Genesenen hinzugezählt werden müssen. Die Schutzquote sei damit höher als angenommen.

Eine Corona-Therapie von Roche hat in klinischen Tests Wirkung gezeigt. Das Präparat Ronapreve verringerte nach Angaben des Schweizer Pharmakonzerns in einer Phase-II/III-Studie die Virenlast von im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten signifikant und erreichte damit das Hauptziel. In mehreren Ländern wie etwa den USA, Großbritannien und Japan ist der Cocktail aus den Arzneien Casirivimab und Imdevimab für den Notfalleinsatz bereits zugelassen. Mehr als ein Drittel der Covid-19-Patienten leiden einer Studie zufolge zumindest unter einem Langzeitsymptom, und zwar im Zeitraum von drei bis sechs Monaten nach der Infektion. Die Erhebung der Universität Oxford und des National Institute for Health Research untersuchte mehr als 270.000 Personen, die sich von Covid-19 erholten. Als häufigste Symptome werden Atemprobleme, Müdigkeit, Schmerzen und Beklemmungszustände genannt. Nicht zur Sprache kommen die genauen Ursachen der Symptome, ihr Schweregrad und ihre mögliche Dauer.

Nordrhein-Westfalen lockert die Corona-Schutzmaßnahmen. Ab dem 1. Oktober wird die Maskenpflicht im Freien komplett abgeschafft. In der Gastronomie entfallen Abstandsregelungen. Bei Großveranstaltungen mit Sitzplätzen, insbesondere in Fußballstadien, werden mehr Zuschauer zugelassen. Bei den Tanzveranstaltungen, bei den Diskotheken, übernimmt NRW eine Regelung aus Schleswig-Holstein. Dabei wird neben dem derzeit vorgeschriebenen PCR-Test für Ungeimpfte auch ein sogenannter PoC-Test, also ein Schnelltest unter professioneller Aufsicht, anerkannt. Er darf aber nicht älter als sechs Stunden sein. Nach etwa eineinhalb Jahren mit viel Online-Lehre startet das neue Wintersemester an den NRW-Hochschulen am Freitag mit mehr Präsenz und 3G-Kontrollen – also geimpft, getestet oder genesen. So werde man “endlich wieder ein Ort des Austauschs”, sagte ein Sprecher der Universität in Düsseldorf. Viele der rund 70 Hochschulen setzen aber zum Beispiel bei großen Vorlesungen weiter auf digitale oder gemischte Formate. An der Universität Duisburg-Essen sollen die 3G-Kontrollen über ein Boarding-System “ähnlich wie am Flughafen” gelöst werden, wie ein Sprecher erläuterte. An “Check-In”-Schaltern muss man die Immunisierung nachweisen. Ein grünes Häkchen zeigt in einer App dann an, dass man eine der drei Voraussetzungen erfüllt. In Bochum und Düsseldorf können sich Studentinnen und Studenten eine fälschungssichere Vignette auf den Uni-Ausweis kleben, wenn die Vorlesungen starten. In Bonn finden mehr als die Hälfte der Veranstaltungen in Präsenz oder als Online-oder-Präsenz-Veranstaltung statt. Die Kontrollen liefen dort über “externe und eigene Kräfte”, sagte ein Unisprecher. Lockerungen bei Corona-Vorgaben zur Maskenpflicht im Unterricht liegen aus Sicht der Bundesregierung in der Verantwortung der Länder. Unter Schutz- und Hygienekonzepte an den Schulen könne auch das Maskentragen fallen, sagt Regierungssprecher Steffen Seibert. Grundsätzlich würden Konzepte an die Pandemielage angepasst. Die Ausgestaltung sei aber Sache der Länder. In Bayern sollen Schülerinnen und Schüler in Kürze am Platz keine Masken mehr tragen müssen. Das kündigt Ministerpräsident Markus Söder nach Teilnehmerangaben in einer CSU-Fraktionssitzung an. Schülerinnen und Schüler in Bayern sollen von nächster Woche an im Unterricht keine Masken mehr tragen müssen. Dies kündigte Ministerpräsident Markus Söder in einer Sitzung der CSU-Landtagsfraktion an. Kultusminister Michael Piazolo zufolge endet die Maskenpflicht am 4. Oktober auch im Sportunterricht. Für ihn sei immer klar gewesen, dass die Maskenpflicht am Platz falle, sobald es die Zahlen und Umstände zulassen. Das Ziel der Maßnahme sei es in den ersten Unterrichtswochen nach den Ferien gewesen, Infektionen durch Reiserückkehrer zu verhindern. “Dieses Ziel haben wir erreicht”, sagte Piazola. Außerhalb des Klassenzimmers bestehe die Maskenpflicht aber weiterhin. Trotz der Gefahr durch eine vierte Corona-Welle sollen in diesem Jahr Weihnachtsmärkte in Baden-Württemberg möglich sein. Darauf einigen sich das baden-württembergische Sozialministerium, die kommunalen Landesverbände und Vertreter der Schausteller. “Die steigende Impfquote ermöglicht es uns, ein Stück zur Normalität zurückzukehren”, sagt der Amtschef im Gesundheitsministerium, Uwe Lahl. Allerdings gilt auf den Weihnachtsmärkten Maskenpflicht, weil der Abstand nicht zuverlässig eingehalten werden könne. Zudem soll es Zugangskontrollen geben, um zu überprüfen, dass die Besucher entweder geimpft, genesen oder getestet sind.

Eine mögliche Impfempfehlung für Kinder unter 12 Jahren wird aus Sicht der Ständigen Impfkommission (STIKO) noch schwieriger als die für 12- bis 17-Jährige. Kein Kind unter 17 sei in Deutschland ausschließlich an Covid-19 gestorben, sagte der STIKO-Vorsitzende Thomas Mertens der “Stuttgarter Zeitung” und den “Stuttgarter Nachrichten”. Weil die Krankheitslast bei den 12- bis 17-Jährigen so gering gewesen sei, sei die Entscheidung zur Impfung in der Nutzen-Schaden-Abwägung so schwierig gewesen. “Bei den Jüngeren wird das noch schwieriger sein.” Wenn sich die Zulassungsstudie von Biontech auf 3000 Kinder beziehe, dann tauchten auf dieser Datenbasis seltene Nebenwirkungen wie zum Beispiel Herzmuskelentzündungen wahrscheinlich gar nicht auf, sagte Mertens. Der STIKO-Chef erwartet zugleich erneut eine “Welle des politischen Drucks” mit Blick auf die Impfung jüngerer Kinder. “Druck ist in dem Zusammenhang aber schlecht. Ganz besonders auch, weil die Kinder herhalten sollen, um die Impfmüdigkeit der 18- bis 59-Jährigen auszugleichen”, sagte er den Blättern. “Das ist absurd.” In vielen Bundesländern schließen heute die Impfzentren. Die Versorgung übernehmen dann die Hausarztpraxen. “Für die ausstehenden Impfungen, zu denen wir dringend weitere Menschen ermuntern müssen, ebenso wie für die nun fälligen Auffrischungsimpfungen sehen wir uns in den Hausarztpraxen […] gut gerüstet”, sagt der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Ähnlich äußert sich Kassenärzte-Chef Andreas Gassen: “Die Praxen sind gut vorbereitet, auch vor dem Hintergrund, dass der Beratungsaufwand größer geworden ist”. Der Chef der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, wirft Impfunwilligen rücksichtsloses Verhalten vor. “Wir leben in einer freien und demokratischen Gesellschaft, in der es grundsätzlich auch für jeden ein individuelles Recht auf Krankheit gibt. Dieses Recht auf Krankheit darf aber nicht zur Gefahr für andere werden”, schreibt Gaß in einem Aufruf, aus dem das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitiert. 90 Prozent der Covid-Patienten auf den Intensivstationen seien nicht geimpft. Nur bei den allerwenigsten gebe es medizinische Gründe, die eine Impfung ausschlössen. Es sei ein Akt der Solidarität, durch die eigene Impfung die “ personellen und medizintechnischen Ressourcen in unseren Krankenhäusern für die schwerkranken Patientinnen und Patienten zu schützen, die dringend darauf angewiesen sind.” Angesichts der bevorstehenden Schließung eines Großteils der Corona-Impfzentren fordert der Sozialverband VdK, mehr niedrigschwellige, mobile Impfangebote für sozial Benachteiligte zu machen. Die seien etwa für Obdachlose nötig, überall dort, wo sie sich im Alltag aufhalten: in der Fußgängerzone, auf dem Supermarktparkplatz, am Sportplatz, vor dem Jobcenter“, sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. ”Keine Impfzentren mehr bedeutet weniger Impfangebote. Umso wichtiger sind daher Alternativen: Kommen die Menschen nicht zur Impfung, muss die Impfung eben zu den Menschen kommen“, forderte Bentele. Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher von den Grünen verteidigt Corona-Impfaktionen an Schulen auch für minderjährige Schüler. Die Ständige Impfkommission (STIKO) habe eine Empfehlung zur Impfung von 12- bis 17-Jährigen ausgesprochen, betont die Ministerin in der Plenardebatte des Landtags. Sie verwies darauf, dass Corona-Infektionen bei jungen Menschen häufig ohne Symptome blieben. ”Geimpfte Kinder tragen daher wesentlich zum Schutz vor der Weiterverbreitung der Covid-19-Erkrankung bei“, so Nonnenmacher. ”Es wurde deutlich gemacht, dass alle Impfangebote selbstverständlich freiwillig sind.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat davor gewarnt, in der aktuellen Phase der Regierungsbildung die Pandemie-Bekämpfung zu vernachlässigen. Stattdessen könne und müsse die Politik mehr tun, um bislang ungeimpfte Menschen von einer Impfung zu überzeugen, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Er kritisierte: „Rund um die Bundestagswahl ist dieses wichtige gesundheitspolitische Thema in den Hintergrund gerückt.” Das dürfe aber nicht so bleiben. „Wir müssen wieder mehr vorlegen“, forderte der SPD-Politiker. Mit Blick auf den Herbst geht Lauterbach davon aus, „dass wir demnächst wieder eine Zunahme der Infektionszahlen sehen werden”. Denn bei kälterer Witterung breite sich das Virus schneller aus. „Ich hoffe daher sehr, dass wir die Ungeimpften möglichst bald dazu bewegen können, sich noch zu impfen“, betonte Lauterbach. Zudem setzt er nach eigenen Worten darauf, „dass sich 2G im Herbst stärker durchsetzen wird”. Mitarbeiter einer Chemiefabrik in Bayern erhalten 500 Euro Prämie, wenn sie sich gegen das Coronavirus impfen lassen. Das Unternehmen Chemische Fabrik Karl Bucher in Waldstetten im Landkreis Günzburg will mit der Aktion vor allem Beschäftigte zur Impfung motivieren, die bisher unentschlossen waren. Da sich die Politik bei einem so sensiblen Thema schwer tue, habe man sich zu dem Angebot entschieden, sagt Geschäftsführer Stefan Bucher. In Deutschland sind Impfprämien für Mitarbeiter eher unüblich, in anderen Staaten wie den USA werden solche Sonderzahlungen in Betrieben häufiger angeboten. Vereinzelt haben zwar auch Unternehmen in der Bundesrepublik Impfprämien angekündigt, die 500 Euro der Chemiefabrik sind allerdings ungewöhnlich hoch. Die drei saarländischen Impfzentren in Saarlouis, Neunkirchen und Saarbrücken stellen am Donnerstag wie geplant ihre Arbeit ein. Die Schließung hatte der Ministerrat im Juli beschlossen, weil man davon ausging, bis Ende September jedem Saarländer ein Impfangebot machen zu können. Danach werden weiterhin niedergelassene Ärzte impfen. Zwei der Zentren, Saarlouis und Neunkirchen, bleiben laut Plan in einem Stand-by-Betrieb, so dass sie kurzfristig wieder hochgefahren werden können. Auch mobile Impfteams sollten einsatzbereit bleiben. Ein viertes Impfzentrum im Saarland, das von der Bundeswehr in Lebach betrieben wird, stelle seine Arbeit auch am Donnerstag mit einem Abschlussappell ein. Wegen des mutmaßlichen Diebstahls von Unterlagen zur Ausstellung von Impfzertifikaten nimmt die Polizei in Aachen Ermittlungen gegen vier Mitarbeiter eines Impfzentrums auf.Bei zwei von ihnen entdeckten Polizisten am Dienstag bei einer Kontrolle am Impfzentrum offizielle Unterlagen aus dem Zentrum, wie die Polizei mitteilte. Die drei Frauen und ein Mann stünden in dringendem Tatverdacht, offizielle Schriftstücke und Zubehör zur Ausstellung von Impfzertifikaten gestohlen zu haben. Bei anschließenden Wohnungsdurchsuchungen seien weitere Unterlagen und Bargeld gefunden worden. Alle Tatverdächtigen seien zunächst festgehalten, nach der Aufnahme ihrer Personalien jedoch wieder entlassen worden.

Eine Woche nach der Schließung einer illegalen mutmaßlichen “Querdenker”-Schule im oberbayerischen Landkreis Rosenheim ist weiter unklar, ob die als Betreiberin angegebene Stiftung überhaupt existiert. “Wir konnten bisher nirgendwo verifizieren, dass es die Stiftung so gibt”, sagt der Sprecher der Regierung von Oberbayern, Wolfgang Rupp. Die Leiterin der nicht genehmigten Bildungseinrichtung hatte angegeben, die Schule werde von einer Stiftung getragen, die nach russischem Recht anerkannt sei – deshalb gelte deutsches Recht nicht. Die Stiftung soll den Namen “Freiheit braucht Mut” tragen – das stand auch auf Schildern an dem alten Bauernhof im oberbayerischen Schechen, in dem die Bildungseinrichtung untergebracht war. Die Initiatoren der illegalen Schule, in der rund 50 Kinder unterrichtet wurden, hielten sich bisher an das behördliche Verbot.

Nach Corona-Lockdown und monatelangem Homeoffice bereitet Siemens seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eine allmähliche Rückkehr ins Büro vor.“Das Büro kommt jetzt zurück”, sagte Siemens-Vorstand Matthias Rebellius der “Süddeutschen Zeitung”. Man ziele auf „eine 50/50-Mischung zwischen Büro und Homeoffice ab“, so der Manager, denn man dürfe den „persönlichen Zusammenhalt zwischen den Menschen in der Arbeit auf keinen Fall verlieren“. Allerdings sei dies „nur ein Rahmen und abhängig von den Aufgaben“ der Beschäftigten. Grundsätzlich kämen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „nicht mehr ins Büro, um zwölf Stunden alleine an ihrem Schreibtisch zu sitzen und Software zu schreiben oder Excel-Daten zu bearbeiten“, so Rebellius. „Das können sie auch zuhause machen.“ In Zukunft werde der „soziale Austausch“ im Büro „wichtiger als die Arbeit an sich“.

Touristen lassen sich in der Corona-Pandemie einer Studie zufolge nur von strengen Reisebeschränkungen abschrecken. Appelle etwa von Politikern zum Urlaubsverzicht zeigen hingegen kaum Wirkung, wie das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) unter Berufung auf eine Analyse rund um die bei Deutschen so beliebte Baleareninsel Mallorca mitteilt. Demnach konnten Spaniens Einreiseverbote und Quarantäneregeln den Flugverkehr erheblich verringern. Corona-Regeln in der Urlaubsregion wie Maskenpflicht und Ausgangssperren oder die Veröffentlichung von Inzidenzen im Urlaubs- und Herkunftsland sowie öffentliche Appelle hätten dagegen keinen Effekt.

In Frankreich gelten die 3G-Regeln und die Gesundheitspass-Pflicht ab heute bereits für Kinder ab 12 Jahren und zwei Monaten. Beim Besuch von Freizeit- und Sportstätten, in Kinos, Restaurants und Cafés oder im Fernzug müssen so künftig nicht mehr nur Erwachsene einen Nachweis von Impfung, Genesung oder negativem Test (3G) vorlegen. Da Kinder erst ab einem Alter von 12 Jahren geimpft werden können, wurde eine Frist von zwei Monaten für das Erlangen eines vollständigen Impfschutzes eingeräumt. In Großbritannien bleibt die Zahl der neuen Corona-Fälle weiter auf hohem Niveau. Die Behörden melden zuletzt fast 37.000 Neuinfektionen. Der Sieben-Tage-Schnitt steigt damit auf knapp über 35.000. Bei den neuen Todesfällen hingegen setzt sich der leichte Abwärtstrend der vergangenen Tage fort: Der Sieben-Tage-Schnitt sinkt auf 129. Zuletzt werden 150 neue Todesfälle binnen 24 Stunden gemeldet. Der Covid-19-Impfstoff des britischen Pharmaherstellers Astrazeneca erweist in einer groß angelegten US-Studie mit 17.600 Probanden einen 74-prozentigen Schutz vor einer Erkrankung. Bei Menschen ab einem Alter von 65 steige die Wirksamkeit sogar auf 83,5 Prozent, heißt es in der klinischen Studie des Unternehmens. “Ich war positiv überrascht”, sagt Anna Durbin, Impfstoffforscherin an der Johns Hopkins University und eine der Studienleiterinnen. Der Impfstoff biete auch einen hohen Schutz vor schweren Erkrankungen und Krankenhausaufenthalten. Es traten keine Fälle der seltenen, aber schwerwiegenden Nebenwirkung der Hirnvenen-Thrombose auf, die bislang mit dem Vakzin in Verbindung gebracht wurde. Angesichts steigender Corona-Infektionsraten verhängt Litauen erneut eine allgemeine Maskenpflicht in Innenräumen. Auf Beschluss der Regierung in Vilnius müssen von 1. Oktober an auch Menschen mit einem gültigen “Grünen Pass” wieder eine Schutzmaske in geschlossenen Räumen tragen. Mit jenem Zertifikat werden Impfungen, Genesungen oder Corona-Tests nachgewiesen. In Litauen sind die Corona-Zahlen in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt dort mittlerweile bei knapp 360. Gegenwärtig sind 67,8 Prozent der rund drei Millionen Einwohner gegen Corona geimpft oder davon genesen. Nach dem Tod einer 20-Jährigen nach einer Impfung mit dem Corona-Vakzin von Johnson & Johnson setzt Slowenien die Verabreichung des Präparats aus. Die junge Frau sei wenige Tage nach ihrer Impfung an einer Hirnblutung und einer Thrombose gestorben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Impfungen mit dem Mittel von Johnson & Johnson würden daher ausgesetzt, “bis alle Details zu diesem Fall aufgeklärt sind”, erklärt Gesundheitsminister Janez Poklukar. Ein Expertengremium hatte der Regierung des kleinen EU-Landes die Aussetzung empfohlen. Es könne “eine unerwünschte Verbindung zwischen dem Tod und der Impfung” geben, erklärte die Chefin des Gremiums. Die Schweiz hat einen dritten Corona-Impfstoff gekauft. 150.000 Dosen des Impfstoffs des US-Konzerns Johnson & Johnson sollen noch in dieser Woche geliefert werden. Das Vektor-basierte Vakzin solle primär bei Personen zum Einsatz kommen, die aus medizinischen Gründen nicht mit einem mRNA-Impfstoff geimpft werden können, erklärt die Regierung. Es steht aber auch für andere Impflinge zur Verfügung. Bislang kommen in der Schweiz lediglich die Impfstoffe von Biontech/Pfizer sowie von Moderna zum Einsatz. In der Schweiz ist die Impfrate geringer als in anderen Ländern, obwohl ausreichend Impfdosen verfügbar sind. Nach anderthalb Jahren mit ohnehin vergleichsweise lockeren Maßnahmen sind in Schweden die allermeisten Corona-Beschränkungen aufgehoben worden. Seit Mittwoch gelten in dem skandinavischen EU-Land keine Teilnehmerobergrenzen mehr für allgemeine Zusammenkünfte und Veranstaltungen wie Fußballspiele und Konzerte. Auch größere private Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage sind damit wieder ohne Beschränkung der Gästezahl möglich. Die Empfehlung zum Arbeiten aus dem Homeoffice fällt ebenfalls weg. Wer Krankheitssymptome zeigt, sollte aber weiterhin zu Hause bleiben und sich auf das Coronavirus testen lassen. Nicht-geimpfte Erwachsene sollten der Gesundheitsbehörde zufolge jedoch große Menschenaufläufe meiden und auch keinen engeren Körperkontakt mit Personen aus Risikogruppen sowie Älteren haben.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind die Impfraten in zahlreichen Ländern der Welt noch immer verschwindend gering. Das Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO), bis Ende September in jedem Land mindestens zehn Prozent der Bevölkerung zu impfen, wird verfehlt, wie aktuelle WHO-Zahlen belegen. In einigen Dutzend Ländern vorwiegend in Afrika liegt die Impfquote deutlich darunter. Die WHO ruft reiche Länder auf, mehr Impfdosen abzugeben. “Wir brauchen heute eine eisenharte globale Verpflichtung, dass bis Ende des Jahres mindestens 40 Prozent der Bevölkerung in jedem Land geimpft werden”, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus vergangene Woche. Bis Mitte nächsten Jahres sollen es 70 Prozent sein. Tedros appelliert an Firmen und Regierungen, durch Technologietransfer mehr Produktion zu ermöglichen. In vielen ärmeren Ländern kursieren auch Verschwörungstheorien und das Vertrauen in Impfstoffe ist gering. Die Videoplattform Youtube will künftig falsche Informationen über alle Impfungen und nicht nur zu Corona-Impfstoffen entfernen. Betroffen seien Beiträge, die Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und örtlicher Behörden zu Sicherheit, Effizienz sowie Inhaltsstoffen widersprächen, teilt die Google-Tochter mit. Damit werde man zum Beispiel nicht mehr behaupten dürfen, dass Impfungen Krebs und Diabetes verursachten oder zur Nachverfolgung von Geimpften eingesetzt werden könnten, erläuterte Youtube. Accounts, die wiederholt oder besonders stark gegen die Regeln verstießen, würden von der Plattform verbannt. Bereits am Dienstag hatte die Videoplattform zwei deutschsprachige Videokanäle des russischen Staatssenders RT entfernt. Youtube begründete die Sperre mit Verstößen gegen die Regeln zu Falschinformationen rund um die Corona-Pandemie. In den USA sind laut einer Studie mittlerweile in etwa genauso viele nicht-weiße wie weiße Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Die Kaiser Family Foundation (KFF) teilt mit, dass laut ihrem Covid-19-Impfmonitor “ähnliche Anteile an Erwachsenen aller Rassen und ethnischen Gruppen jetzt angeben, geimpft worden zu sein”. Die Studie beruht auf einer landesweiten repräsentativen Telefonumfrage mit 1500 Erwachsenen. 72 Prozent gaben an, mindestens eine Impfdosis erhalten zu haben, was in etwa den Angaben der US-Seuchenbekämpfungsbehörde CDC entspricht. Bei den befragten Weißen lag der Anteil laut KFF bei 71 Prozent, bei Schwarzen bei 70 Prozent und bei hispanischstämmigen Erwachsenen bei 73 Prozent. Vergangene Woche kündigten die USA an, die Reiseregeln für vollständig Geimpfte zu lockern. Davon sind jedoch Menschen, die zwei Mal mit dem Vakzin von Sputnik V geimpft sind, ausgenommen. Hunderttausende von Russen könnten direkt betroffen sein, schreibt die “Washington Post”. “Das ist ein großes Problem für russische Reisende und für Menschen in anderen Ländern, die Sputnik V erhalten haben”, schreibt Judyth Twigg, Professorin an der Virginia Commonwealth University, in einer E-Mail an die Zeitung. Die neuen US-Vorschriften werden aber nicht nur die Russen betreffen. Nach Angaben des Global Health Innovation Center der Duke University wurden weltweit rund 448 Millionen Sputnik-V-Dosen gekauft, viele davon für Länder mit niedrigem Einkommen. Indien will bis Ende dieses Jahres selbst einen mRNA-basierten Covid-19-Impfstoff herstellen. Das erste Unternehmen des Landes mit einem Durchbruch bei der Impfstoffentwicklung könnte die Gennova Pharmaceuticals Ltd sein. Der Impfstoffkandidat des Unternehmens mit der Bezeichnung HGCO19 wird zum Teil von der Regierung finanziert und in Zusammenarbeit mit der HDT Bio Corp aus Seattle entwickelt. Ein wesentliches Merkmal des Kandidaten sei es, dass er zwischen zwei und acht Grad Celsius gelagert werden könne, was die Verteilung in einigen Ländern der Welt vereinfachen würde, so Gennova-CEO Sanjay Singh.

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