Bei der Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland gibt es im Vergleich zum Vortag kaum Dynamik. Das Robert-Koch-Institut (RKI) gibt den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 61,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 61,4 gelegen, vor einer Woche bei 71,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 3022 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.36 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 3736 Ansteckungen gelegen. 433 Menschen sind nach einer Infektion mit dem Coronavirus in dieser Woche gestorben – 82 Todesfälle mehr als in der vorangegangenen Woche. Das geht aus den Zahlen der Landesbehörden hervor. Somit setzt sich der Anstieg bei den Todesfällen seit Mitte August weiter fort. In der Woche vom 9. bis 15. August starben 80 Menschen mit oder an dem Coronavirus. Seitdem ist der Wert Woche für Woche kontinuierlich gestiegen. Der R-Wert liegt einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts zufolge aktuell bei 0,98 (Vortag: 0,97). Damit bleibt die Ansteckungsrate bundesweit unter der kritischen Marke von 1,0. Der R-Wert oder auch Reproduktionsfaktor gibt einen Hinweis auf die Dynamik im Infektionsgeschehen: Liegt der Wert über 1, gibt es einen exponentiellen Anstieg der Fallzahlen, liegt er darunter, flaut das Infektionsgeschehen ab. Es handelt sich bei den Angaben allerdings um Schätzungen, die vom RKI nachträglich korrigiert werden, sobald neuere Daten vorliegen.
Bei der Sieben-Tage-Inzidenz ist der Wert in Baden-Württemberg (81,0), Berlin (69,1), Thüringen (55,6), Sachsen (40,8) und Mecklenburg-Vorpommern (34,0) im Vergleich zum Vortag gestiegen. In den restlichen Bundesländern ist der Wert im Vergleich zum Vortag hingegen gesunken. Den größten Rückgang gibt es in Bremen (108,3), das jedoch als einziges Bundesland weiterhin über 100 liegt.
Nach dem Mord an einem Studenten in Idar-Oberstein hat die evangelische Theologin Margot Käßmann an die Menschen in Deutschland appelliert, gemeinsam für die Corona-Maßnahmen einzustehen. “Die Maßnahmen sind dazu da, die Corona-Krise möglichst bald zu beenden”, schreibt die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der “Bild am Sonntag”. Wer die Maßnahmen massiv ablehne und andere einschüchtere, greife die Solidarität im Land an. “Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem ich Angst haben muss, wenn ich anmahne, was die Regeln sind”, schrieb die Theologin. “Die Aggression der Coronaleugner und Maskengegner wird immer roher.” Dagegen hälfen nur Zivilcourage und klare rechtliche Konsequenzen. Unbekannte haben eine Corona-Teststation im Kreis Borken in Nordrhein-Westfalen in Brand gesetzt. Der Bürocontainer sei in der Nacht zu Sonntag in Ahaus gewaltsam geöffnet worden, um darin Feuer zu legen, teilte die Polizei mit. Auch das angrenzende Drive-in-Zelt wurde durch die Hitze stark beschädigt. Die Feuerwehr kam gegen 4.30 Uhr zum Brandort und löschte das Feuer. Die Polizei ermittelt und sucht Zeugen. Wegen fehlender Corona-Masken ist es in zwei Wahllokalen in Bremerhaven zu Polizeieinsätzen gekommen. Im ersten Fall weigerte sich ein Mann, einen Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen, wie ein Polizeisprecher mitteilt. Die von einem Wahlhelfer angebotene Maske schlug er aus. Da er sich weigerte, das Wahllokal zu verlassen, wurde er von Polizisten vor die Tür gebracht. Der Wahlleiter wies ihn darauf hin, dass er mit Maske später wählen könne. Er wurde wegen Verstoßes gegen das Infektionsschutzgesetz angezeigt. Der zweite Fall betraf ein Ehepaar, das ohne Masken ins Wahllokal kam und Atteste zur Befreiung von der Maskenpflicht vorlegte. Als ein Wahlhelfer die Atteste prüfte, beschwerten sich die Eheleute lautstark – weil ihnen die Überprüfung offenbar zu lange dauerte. Daraufhin wurden sie gebeten, das Wahllokal zu verlassen, um die Wahl nicht zu stören. Es kam zu einem Streit und Handgemenge. Auch hier wurde Strafanzeige gestellt. Die Mitnahme von Masken in Autos soll künftig zur Pflicht werden. Wie die Düsseldorfer “Rheinische Post” berichtet, sollen Autofahrer auch nach der Pandemie künftig zwei Masken dabeihaben müssen. Dies bestätigt eine Sprecherin des Bundesverkehrsministeriums der Zeitung. Demnach sollen die Masken dem vorgeschriebenen Inhalt des Verbandkastens in Pkw, Lkw und Bussen hinzugefügt werden. Man beabsichtige, die Vorgabe mit der nächsten Änderung der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung umzusetzen, so die Sprecherin. Greifen soll die Regelung voraussichtlich im kommenden Jahr.
63,1 Prozent der Menschen in Hessen sind gegenwärtig vollständig gegen Sars-CoV-2 geimpft. Das teilt das Sozialministerium in Wiesbaden mit. Wenn nur die aktuell impffähigen Altersgruppen ab zwölf Jahren berücksichtigt werden, beträgt der vollimmunisierte Anteil demnach 71,2 Prozent. Wie bereits am Vortag sind den Angaben zufolge 79 Prozent der auf hessischen Intensivstationen behandelten Patienten mit einer Covid-19-Infektion nicht vollständig geimpft. Bei sieben Prozent der Betroffenen sei der Impfstatus unbekannt. 15 Prozent der Patienten auf den Intensivstationen verfügten über eine vollständige Corona-Impfung.
Mit einem ökumenischen Gottesdienst ist die Interkulturelle Woche der Kirchen in Deutschland eröffnet worden. In Rostock mahnten Bischof Georg Bätzing (Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (Vorsitzender des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland) und Metropolit Augoustinos (Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland), die Corona-Pandemie treffe schutzsuchende Menschen “mit voller Härte”. So seien die Möglichkeiten, Europa sicher zu erreichen, eingeschränkt. Wer bereits hier sei, habe es schwerer, Deutsch zu lernen oder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Im Zuge der Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung in vielen Ländern einer Studie zufolge so stark gesunken wie seit dem Zweiten Weltkrieg in Westeuropa nicht mehr. In einigen Ländern sei der Fortschritt der vergangenen Jahre in kurzer Zeit zunichtegemacht worden, berichten Forscher des Leverhulme Centre for Demographic Science an der Universität Oxford im “International Journal of Epidemiology”. Bei Männern war der Rückgang demnach größer als bei Frauen. Für die Studie untersuchten die Wissenschaftler Daten aus 29 Staaten, die meisten aus Europa, darunter Deutschland, sowie Chile und die USA. In 27 dieser Staaten sank demnach 2020 die Lebenserwartung, in 22 Ländern um mindestens ein halbes Jahr. “In westeuropäischen Ländern wie Spanien, England und Wales, Italien, Belgien wurde ein solcher Rückgang der Lebenserwartung in einem einzigen Jahr zum Zeitpunkt der Geburt zuletzt während des Zweiten Weltkriegs beobachtet”, sagte Co-Autor José Manuel Aburto. Am meisten sank die Lebenserwartung von Männern in den USA – um 2,2 Jahre im Vergleich zu 2019.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat das Verhalten der Union auf Bundesebene nach der Bundestagswahl kritisiert. Das Wahlergebnis sei ein Erdbeben gewesen und habe eine ganz klare Wechselstimmung gegen die CDU gezeigt, sagte er im MDR. Das müsse man sich ganz klar eingestehen. Ihm erschließe sich deshalb die Haltung im Adenauer-Haus in Berlin nicht, von einem Regierungsauftrag zu sprechen, sagte Kretschmer. Den Erfolg der AfD in Sachsen, die erneut stärkste Kraft wurde und zehn von 16 Direktmandaten holte, schrieb Kretschmer Fehlern in der Bundespolitik zu, vor allem bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Dort habe Sachsen näher an den Menschen agiert und sich etwa gegen Kita- und Schulschließungen entschieden. Dieser Weg sei aber durch die Bundesnotbremse gestoppt worden. Der SPD-Politiker Karl Lauterbach sieht sein erneut errungenes Direktmandat bei der Bundestagswahl als “ein Votum für unsere Corona-Politik”. Der in der Pandemie bundesweit bekannt gewordene Gesundheitsexperte hatte seinen Wahlkreis Leverkusen – Köln IV mit 45,6 Prozent der Erststimmen zum fünften Mal gewonnen und bleibt im Bundestag. Lauterbach hatte vor der Wahl Interesse am Posten des Bundesgesundheitsministers geäußert.
Mit vielen Partys feiern die Menschen in Norwegen das Ende der Corona-Beschränkungen. Nachtclubs und Kneipen sind voll, vielerorts herrscht ausgelassene Stimmung. In Warteschlangen vor Discos und Bars werden Lieder gesungen. In der Stadt Trondheim mussten mehrere Menschen versorgt werden, die beim langen Anstehen ohnmächtig wurden. Norwegen hatte zuvor die allermeisten Corona-Maßnahmen aufgehoben. Unter anderem gilt nun nicht mehr die Ein-Meter-Abstandsregel, auch die Beschränkungen für Teilnehmende bei Veranstaltungen und Zusammenkünften fallen weg. Bei einer Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen ist es in Mailand zu Ausschreitungen gekommen. Von den mehreren Tausend Protestierenden, die gegen Impfungen und gegen den umfangreich vorgeschriebenen “Grünen Pass” auf die Straße gingen, gerieten mehrere mit Polizisten und Carabinieri aneinander. Nach Medienberichten wurden einige Demonstranten leicht verletzt. Mit dem “Grünen Pass” will die Politik die Impfkampagne weiter antreiben. Die Covid-Expertengruppe der Regierung beschloss zudem, eine dritte Impfdosis künftig allen Menschen über 80 Jahren und den Bewohnern von Pflegeheimen anzubieten. Bislang konnten nur Menschen mit schwachem Immunsystem eine dritte Impfung erhalten.
Nach wochenlangem Lockdown sollen in Sydney die Corona-Beschränkungen für Geimpfte Mitte Oktober gelockert werden – sobald 70 Prozent der Menschen mit zwei Impfdosen vollständig immunisiert seien, kündigte die Regierungschefin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian, an. Sie sei “ziemlich zuversichtlich”, dass diese Zielmarke am 11. Oktober erreicht werde. Die Anordnung, nur in dringenden Fällen die Wohnung zu verlassen, soll dann in Sydney und New South Wales aufgehoben werden. Bars, Restaurants und Geschäfte dürfen wieder für geimpfte Gäste öffnen. Für Ungeimpfte bleiben die Beschränkungen noch bis Anfang Dezember bestehen. Bis dahin rechnen die Behörden mit einer Impfquote von 90 Prozent.
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