Ein letzter Versuch

VON WALTER SCHUBERT

„Gibt es ein Recht (Menschenrecht?) auf Lärm?“ Mit dieser überspitzten Frage beschäftigen sich mittlerweile Gerichte. In diesen Fällen geht es um Motorradlärm. Müssen es Anwohner, die dummerweise an einer beliebten Strecke wohnen, hinnehmen, vom Motorradlärm belästigt zu werden? Müssen sie Fenster und Türen schließen? Ist es in Ordnung, wenn sie ihren Garten, ihren Balkon oder ihre Terrasse nicht mehr nutzen können? Ja vielleicht gibt es auch für diese Menschen den Tipp, einfach wegzuziehen, Ohrstöpsel zu verwenden, den „Arsch zusammen zu kneifen“ und sich nicht so anzustellen oder auf schlechtes Wetter zu hoffen.

Gibt es wirklich ein Recht, ein Hobby oder eine Freizeitgestaltung so laut zu gestalten, dass die, die damit gar nichts zu tun haben, die gar nicht dort hin wollen, die es auch nicht bestellt haben, derart zu quälen?

Ein Beispiel, an dem ich selbst beteiligt bin: Es gibt den beliebten Oldtimer-Treffpunkt am alten Bahnhof in Hilgen. Bei gutem Wetter an jedem Sonntag von vielen Auto- und Motorradfahrern gerne besucht. Eine wunderbare Sache und völlig unkompliziert treffen sich dort Oldtimerbesitzer und meist gibt es viele Besucher. Die ganze Sache löst sich am frühen Nachmittag wieder auf.

Zur Treffpunktzeit herrscht ein permanentes Ankommen und Wegfahren und es sind nicht die leisesten Fahrzeuge, die dort hin und her fahren. Mittlerweile kann ich die Anwohner verstehen, die von diesem sonntäglichen Treiben die Nase voll haben. Die Situation ist, wie sie ist: Die Anwohner wohnen eben dort und die Oldtimer werden nicht weniger und auch nicht leiser. Wäre denn nicht ein Kompromiss denkbar? Wir treffen uns nur alle 14 Tage oder vielleicht sogar nur einmal im Monat? Dann wäre das Treffen auch etwas Besonderes. Ich fahre nicht mehr an jedem Sonntag dort hin – mein persönlicher Kompromiss.

Und nun ein allerletzter Versuch zu den Rhombus-Veranstaltungen: Es ist schön, dass Veranstaltungen stattfinden, wunderbar, wenn diese gut besucht werden und die Gäste Spaß haben. Auch ist es prima, wie sich die Optik der alten Fabrik verändert hat. Also alles gut und alles schön? Kein Problem, wenn ein guter Kompromiss gefunden wird. Die dritte Veranstaltung mit Live-Musik am Montagabend war absolut ok., hörbar, aber überhaupt nicht störend.

Ein Kompromiss, eine Regelung, mit der alle leben können – das war Thema und Anliegen meiner Artikel und Kommentare. Die Art und Weise, wie ich dafür angegangen wurde erschließt sich mir nicht. Es wäre schön, wenn wir hier im Forum Wermelskirchen andere Umgangsformen praktizieren als in den bekannten sogenannten sozialen Netzwerken.

Kommentar (1) Schreibe einen Kommentar

    • Grauganz
    • 24.08.21, 11:46 Uhr

    Vielen Dank, Walter Schubert, für diesen Beitrag, der doch einiges klarstellt. Es gibt eben keinen guten und keinen schlechten Lärm. Und der nach einer Pandemie ist nicht besser als der vor derselben.

    Es geht, wie zumeist im Leben, darum, sich abzustimmen, Rücksicht zu nehmen, Befindlichkeiten und Erfahrungen ernst zu nehmen. Die Lust am Feiern ist nicht an sich wichtiger als das Bedürfnis nach Ruhe.

    Was mir am wichtigsten ist: Ich glaube, daß viele derer, die hier im Forum, noch extensiver etwa in Facebook, Deinen Beitrag kommentiert und kritisiert haben, sich mit einer eher unflätigen und rüden Wortwahl selber ins Abseits gekickt haben. So wird jeder Dialog im Keim erstickt. Und um Dialog geht es hier. Es geht um den Austausch von Erfahrungen und Meinungen. Und der funktioniert nur mit einem Minimum an Respekt und Umgangsform.

    Danke, daß Du dies noch einmal betont hast.

    Wolfgang Horn

    Antworten

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