VON JOACHIM ZAPPE
Gleich werden die Pforten des Bergischen Löwen geöffnet. Lars Röntgen steht scheinbar entspannt an dem nagelneuen Tresen seines total renovierten Traditions-Restaurants. Das Telefon läutet, eine Servicekraft sagt den Dienst für den Eröffnungstag krankheitsbedingt ab. Mit der Mitarbeiterin der IT-Firma wird das ruckelige Buchungssystem per Telefon Konferenz unter die Lupe genommen und angepasst. Dazwischen werden noch Arbeiten in der neuen Küche getätigt, denn da köchelt es schon. Kurzum: Die knallharte Gastro-Realität hat Röntgen wieder von Null auf Hundert eingeholt.
Zwei Jahre lang musste er sich in unglaublicher Geduld üben. Nach der Kirmes 2019 schloss der neue Eigentümer des Bergischen Löwens für die Umbauarbeiten sein Restaurant. Nach drei Monaten sollte eigentlich Wiedereröffnung sein. Daraus wurden schließlich zwei Jahre. In dieser Zeit folgte eine regelrechte Achterbahnfahrt, weil die Umbauarbeiten unter keinem guten Stern, beziehungsweise Handwerkerproblemen standen. „Kein Gewerk lief so, wie geplant ab. Das reicht von der Abluftanlage bis hin zum Mobiliar. Selbst bis zum heutigen Tag gibt es Bereiche, die noch nachgearbeitet werden müssen“, blickt Lars Röntgen frustriert zurück. Und schließlich gab es auch noch eine Pandemie, die gerade die heimische Gastronomie hart traf. Zu allem Übel infizierte sich der Gastronom selbst mit Corona. „Die Erkrankung ist schon einige Zeit her, aber ich habe bis heute post-Covid-Symptome.
Dabei gab es schon vor dem Erwerb der Immobilie viele Steine, die aus dem Weg geräumt werden mussten. Die Stadt Wermelskirchen war sich als ehemalige Eigentümerin nicht einig, was am Markt mit dem Bergischen Löwen passieren sollte. Lange wurde auch von den lokalen Politikern über die Verwendung der denkmalgeschützten Immobilie nachgedacht. Verpachtung, Verkauf, Abriss oder sogar die Verwendung als Notunterkünfte – Vorschläge und Überlegungen gab es viele. Dazwischen immer wieder Gutachten und Rentabilitätsberechnungen. In dieser Zeit hing der langjährige Betreiber des Bergischen Löwens ohne richtige Perspektive in der Luft.
Das ist jetzt anders. Der Blick geht nach vorne. Eine geräumige, moderne Küche steht zur Verfügung. Insgesamt 55 Plätze (vorher 35) stehen auf einer Ebene zur Verfügung. Eine geschmackvolle Einrichtung erwartet die Gäste, die nur noch von der Marktseite ins Restaurant kommen. Corona-Abtrennungen gehören natürlich zum Standard. Neben Lars Röntgen, der natürlich die Küche leitet, wird Rose Maria Lenzen sich als neue Restaurantchefin um das Service-Team und die Gästebetreuung kümmern.
An Arbeit wird es wohl nicht mangeln, denn die Außen-Gastronomie am Mark wird – so der Plan – kräftig ausgebaut. Eine große Holzterrasse neben dem Restaurant ist genehmigt und bereits bestellt. Auch ein Teil der gepflasterten Fläche vor dem Restaurant, auf dem eigentlichen Marktplatz, soll möbliert werden. „Die Genehmigung liegt vor, jetzt fehlt noch die Konzessionierung“, sagt Röntgen, “ wir müssen aber erst einmal Erfahrungen mit einem so großen Außenbereich sammeln. Dann denken wir auch über einen Mittagstisch nach“. Die Wermelskirchener Bürger*innen wird es freuen, wenn der Markt eine Renaissance der Gastlichkeit erfährt und ein Traditionshaus die heimische Gastronomie vervollständigt.
Ist er eigentlich nach den beiden Jahren aufgeregt, wenn es gleich losgeht? Freut er sich? Bei diesen Fragen wird Lars Röntgen sichtlich nachdenklich.“ Ja sicher, aber ich bin sehr, sehr angespannt, denn die gesamten Abläufe in Küche und Service müssen in und mit einem neuen Team hart erarbeitet werden und sich einspielen. Ich hoffe, dass es klappt.“
Wenn man die neuen Räumlichkeiten sieht, dann wird der neutrale Betrachter daran sicherlich nicht zweifeln. Nicht nur die Stammgäste werden wieder zum Bergischen Löwen pilgern.
Zum Betragsbild: Lars Röntgen kurz vor der offiziellen Wiedereröffnung des Bergischen Löwen. Nach fast zwei Jahren geht eine Achterbahnfahrt zu Ende .