Trassennutzung, aber richtig: Unsere Freunde und Helfer sind wieder da!

VON JOACHIM ZAPPE

In den vergangenen Corona-Monaten wurden sie, nicht nur von mir,  schmerzlich vermisst. Aber endlich sind die Freunde und Helfer von der Polizei und von der Verkehrswacht Remscheid wieder vor Ort. Genauer gesagt an der Balkantrasse in Burscheid und am Abzweig Bergisch Born – Hückeswagen.  An insgesamt neun Terminen sind die Beamten der „Verkehrsunfallprävention“  als Verkehrsberater und Ansprechpartner für Trassennutzer  da.  Am aufgebauten Pavillon gibt es wertvolle Tipps für  alle Besucher und Passanten, umfangreiches Informationsmaterial und – schon fast traditionell – Bananen zur Stärkung.  Und natürlich immer wieder einen kommunikativen Erfahrungsaustausch und  Fachgespräche rund ums sichere Radfahren. Seit Eröffnung der Trasse im Jahr 2012  gehören die Beamten aus Remscheid und im Wechsel auch aus dem Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis zum Trassenbetrieb dazu.

Radfahrer, Spaziergänger, Hundebesitzer, Jogger  oder Inline-Skater  sind die Zielgruppe  für nette Gespräche, die so gar nicht belehrend  oder  zurechtweisend-besserwisserisch sind.  „Es geht uns vor allem um das Werben für gegenseitige Rücksichtnahme  der unterschiedlichen Gruppen und um die Aufklärung der Unfallgefahren“, stellt  Michael Wenner von Remscheider Polizei  fest. “Wir wollen ganz ungezwungen  mit den Trassennutzern ins Gespräch kommen“. Er ist einmal mehr zusammen mit Kollege Stefan Keller und  Bernd Schäfer von der Verkehrswacht Remscheid  in Bergisch Born aktiv. Umfangreiches Informationsmaterial steht wie immer kostenlos zur Verfügung. Es geht in den bereitgestellten Flyern um Diebstahlschutz für Fahrräder, um Verkehrsregeln und Fahrradtouren. Zu Demonstrationszwecken sind leuchtende Warnwesten und Reflektoren aller Leuchtfarben ausgestellt, denn die Sichtbarkeit oder richtiger, die Nichtsichtbarkeit auf den Trassen  wird als Gefahrenquelle oftmals sehr unterschätzt.

Auch das Tragen von Helmen ist den Verkehrsberatern ein großes  Anliegen. Eine Helmpflicht gibt es in Deutschland zwar nicht, die meisten Fahrradfahrer auf der Trasse sind aber aus eigener Einsicht mit Helm unterwegs. „Unbehelmte“  sind mittlerweile eindeutig in der Minderheit, die von den Fachleuten in Bergisch Born noch vom Tragen eines Helmes überzeugt werden sollten. Wie diese idealerweise auszusehen haben und wie die Helme, richtig eingestellt, getragen werden, damit sie auch wirklich schützen, das führen die Beamten an diversen Modellen direkt vor Ort vor.  Ein Vater mit Sohn kommt gerade an der Station in Bergisch Born ohne Helm vorbei. „Nein, die Helme kommen gleich auf den Kopf“, stellt der Vater klar,  die schützende Kopfbedeckung  ist  noch im geparkten Auto und wird natürlich aufgesetzt, bevor die Radtour richtig beginnt. Das beruhigt  Michael Wenner  und seine Kollegen.

Um auf die besondere Unfallgefahr durch hohe Geschwindigkeiten von Radfahrern aufmerksam zu machen, hat Michael Wenner in Bergisch Born erstmals den Anhalteweg von Radfahrern bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten  nach einem eigens durchgeführten Experiment visualisiert. Auf der einen Seite wird der Anhalteweg eines Mountainbikers simuliert, der eine Geschwindigkeit von 20 km/h fährt und plötzlich bremsen muss. Dieser Weg beträgt 12 große Schritte, also knapp 10 Meter. Das könnten im Ernstfall schon ein paar Meter zu viel sein. Der Anhalteweg eines normalen Radfahrers, der vielleicht keine so gute Bremsanlage hat und dazu auch nicht so geübt  ist, wird bei gleicher Geschwindigkeit wahrscheinlich  noch länger sein.

Michael Wenner zeigt das Ergebnis seines Geschwindigkeits-Experiments: Rechts im Bild der Anhalteweg eines 20 km/h fahrenden Mountainbikers, zwölf Schritte, ca. 10 Meter lang. Links der Anhaltewegs eines mit 50 km/h extrem schnellen Rennradfahrers, der erst nach 40 Schritten zum Stillstand kommt.

Lebensgefährlich wäre die Situation für einen  Rennradfahrer, der, zugegeben im durchgeführten Extremfall – 50 (!) km/h fährt. Der Anhalteweg beträgt nach dem durchgeführten Experiment von Michael Wenner 40 Schritte, also umgerechnet zwischen 30 und 36 Metern. Jeder der in Bergisch Born die beiden Anhaltewege  anhand der farbigen Verkehrshütchen im Vergleich  in Augenschein nimmt, wird sich der Gefahr für Leib und Leben  durch nicht angepasste Geschwindigkeit auf der Trasse bewusst sein.

Wichtiges Thema der Verkehrsberater sind natürlich auch die Verhaltensregeln, die das  Miteinander auf den immer voller werdenden Trassen mit der Tendenz zu steigender Aggressivität  erträglich machen sollten. Die Beamten und die Verkehrswacht Remscheid sind der Überzeugung, dass  an den Zugängen oder anderen wichtigen Stellen der Trasse unbedingt Hinweisschilder oder Banner  mit diesen Regeln angebracht werden sollten. Wer die wichtigsten Regeln kennt und sich daran hält, der leistet nach Ansicht der Experten einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit und  Unfallprävention. Wenn es um Regeln geht, so wissen die Beamten zu berichten, gibt es oft heftige Kontroversen. Dies vor allem, weil jeder denkt, die Trasse wäre nur für Radfahrer oder nur für Fußgänger da. Gegenseitiges Verständnis oder gar Rücksicht ist oft nicht vorhanden.

Neu: der polizeiliche Fahrradpass als App aus den entsprechenden Stores erhältlich

Einen ausführlichen Vorschlag, wie man die lebenswichtigen Regeln für die Trassennutzung  praktikabel  gestalten kann, haben wir hier im Forum  im Beitrag „Auf Nummer sicher gehen und fahren“  vorgestellt.  Der ADFC Wermelskirchen-Burscheid hat das Thema unseres Beitrags aufgegriffen  und mit den Verantwortlichen der Städte Wermelskirchen einen Dialog zur Beschilderung der Trasse initiiert. Im Rahmen des „Interkommunalen, integrierten Entwicklungs- und Handlungskonzeptes Burscheid/Wermelskirchen 2030“ könnte eine Chance der Realisierung geben. Denn: Infotafeln, Banner oder Schilder kosten Geld in der Anschaffung, der Pflege  und Wartung. Man darf gespannt sein, was daraus wird.

Ein Halt am Stand der Polizei und der Verkehrswacht Remscheid lohnt. Nicht nur wegen der Bananen.

Auf jeden Fall lohnt  ein Halt bei unseren Freunden und Helfern an der Trasse zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Das kann man nur wärmstens empfehlen, nicht nur wegen der Banane!

Die nächsten Termine der Verkehrsunfallprävention und der Verkehrswacht Remscheid sind, jeweils von 11 bis 17 Uhr, am  22. Und  28. Juli sowie am 6. August.

Unser Beitragsfoto zeigt die Verkehrsberater der Polizei, Michael Wenner und Stefan Keller. Eingerahmt haben Sie Bernd Schäfer von der Verkehrswacht Remscheid.

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