Ein Wort zum Montag, dem 14.Juni 2021
VON CORNELIA SENG
In der Kirche hat jeder Sonntag ein eigenes Thema. Am Beginn dieser neuen Woche geht es um „die Einladung zum Leben“. Als Text aus der Bibel, als Evangelium, wird die Geschichte „Vom großen Abendmahl“ (Lk 14, 15-24) gelesen. Ich mochte dieses Gleichnis von Jesus schon immer.
Ein Mensch gibt ein Festmahl. Die Einladungen sind raus. Doch als es soweit ist, sagt von den Eingeladenen einer nach dem anderen ab. Alle haben Ausreden – natürlich gehen ihre Geschäfte vor! Mit ihren Absagen lassen sie den Gastgeber ganz schön alt aussehen. Der schickt, damit das Fest nicht komplett ausfällt, die Knechte auf die Straßen und Gassen und lädt die Armen und Versehrten ein. Eben Menschen, die sich über eine Einladung zum Fest noch freuen, denen es eine Ehre ist, eingeladen zu werden und Gast zu sein bei einem Festmahl. Doch immer noch ist Platz an der Tafel, die Knechte werden wieder rausgeschickt zu denen an den „Hecken und Zäunen“.
Die Geschichte ist ein Gleichnis, Jesus will erklären, wie Gott ist. Welcher Gastgeber sonst würde schon „Arme, Verkrüppelte, Blinde und Lahme“ (V. 21) zu sich einladen? Zumal behinderte Menschen in der damaligen Welt völlig auf sich allein gestellt und häufig auf der Straße leben mussten. Denen bietet Gott die Gastfreundschaft an. Und sie kommen. Und für noch mehr von ihnen ist Platz. Es ist nicht die feine Gesellschaft, die bei diesem Fest zusammenkommt.
Mir fällt der Heilige Franz von Assisi ein. Von ihm wird erzählt, dass er mit den Armen von der Straße zusammen gefeiert hat im Haus seines Vaters. Und der Vater fand das gar nicht lustig. Kann man es ihm verübeln? Kein vernünftiger Mensch macht so etwas.
Auch heute nicht. Niemand lädt die Menschen von der Straße zu sich ein. Bestenfalls spenden wir und erwarten, dass sich arme Menschen mit ein paar Euro zufrieden geben. Wir „speisen sie ab“. Sie zum gemeinsamen Essen einzuladen, hieße, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, mit Respekt und Wertschätzung. Es hieße, das Leben mit ihnen zu teilen.
So ist nur Gott. Gott speist uns nicht mit ein paar Almosen ab. Es geht ihm nicht um Mildtätigkeit.
Er will das Leben teilen. Jesus hat so gelebt. Er hat das Leben geteilt mit Menschen, die weder Ansehen noch Geld hatten. Er hat mit ihnen gegessen und getrunken. Das hat sie wieder mit hineingenommen in die menschliche Gemeinschaft.
Ich bin nicht Franz von Assisi. Ich lebe gut 800 Jahre später. Die Welt ist eine andere. Wie kann ich h e u t e Jesus nachfolgen? Wie kann ich etwas von dem, was er wollte, heute leben? Oft bin ich hilflos.
Färbt ein bisschen von ihm ab auf uns – nachdem wir schon gut gegessen haben an der Festtafel im Hause Gottes? Wir haben doch genug Platz …