“Kann sich die Politik das leisten?”

Flammender Appell gegen Bedenkenträgerei und für Herzensentscheidungen

Wermelskirchen | Die SPD-Fraktion in Wermelskirchen hat in einem offenen Brief an Bowl Church ihre Ablehnung der Initiative der Wermelskirchener Jugendlichen begründet und die WNK UWG hat dagegen Stellung bezogen. Angela Siebel hat gestern einen offenen Brief an Mitglieder des Stadtrates mit einem flammenden Appell für das Projekt der jungen Leute und gegen “Bedenkenträger” in Facebook eingestellt. Wir dokumentieren diesen Offenen Brief von Angela Siebel mit ihrem freundlichen Einverständnis:

Ich war in meinem Leben noch nicht sonderlich politisch aktiv, aber jetzt bin ich der Meinung, ein paar Gedanken unbedingt teilen zu müssen. Mitgliedern des Stadtrates und der Bergischen Morgenpost ist dieser Brief ebenfalls zugegangen:

Gedanken zum Eifgen-Projekt

Der offene Absage-Brief der SPD an die Bowl Church war die Initialzündung, meinerseits einen offenen Brief zu verfassen an alle, die am Eifgen-Projekt interessiert sind, inklusive der Mitglieder des Stadtrates.

Ich schreibe diesen Brief als Bürgerin von Wermelskirchen, als Erziehungswissenschaftlerin und als Mutter von jungen Erwachsenen und damit natürlich aus einer anderen wichtigen Perspektive als die der Politik. Ich habe die Idee der Bowl Church von Anfang an mit Begeisterung verfolgt. Da haben junge Leute eine wunderbare Idee für Wermelskirchen, eine Non-Profit-Idee, investieren ungezählte Stunden Zeit und Kraft, um etwas auf die Beine zu stellen. Sie bringen in Erfahrung, was sie brauchen, um diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen, holen Fachleute ins Boot, schaffen es innerhalb von wenigen Wochen, hunderte von Menschen für dieses Projekt zu begeistern und damit den erforderlichen Kaufpreis zu stemmen. Es wären noch einige Kommata nötig, um alles aufzuzählen. 

Mit all dieser Leistung stoßen sie nun auf Bedenkenträger der Politik. Es sind teilweise berechtigte Bedenken, teilweise auch nichts als Vorahnungen oder gar Ängste und zu einem nicht unerheblichen Teil sind es eher wirtschaftliche, denn politische Interessen, die hier ausschlaggebend sind. Was wohin gehört vermag ich nicht zu beurteilen. 

Sicherlich ist es wichtig, Entscheidungen mit solch einer Tragweite sorgfältig abzuwägen. Aber man kann diese Entscheidungen auch dann fällen, wenn alle angekündigten und überprüfbaren Unterlagen vorliegen. Ich habe den begründeten Verdacht, dass einige sich hier vorschnell und allzu gern für den leichten, den sicheren Weg entscheiden, den scheinbar risikoärmeren, aber leider auch den leidenschaftsloseren. Denn man darf nicht vergessen, dass die Alternative zur Bowl Church nicht etwa ein anderes von Wermelskirchener*innen initiiertes Projekt ist, sondern ein Investor, der nichts anderes als Geld in die Stadt bringt, was an anderer Stelle auch seine Berechtigung haben mag. 

Wir reden über Politikverdrossenheit der Jugend, mangelnde Bereitschaft, sich einzusetzen. Hier bekommen wir genau das Gegenteil auf dem Silbertablett serviert mit der Wahrscheinlichkeit, dass noch einige hinzukommen und wir sagen Dinge wie: Hmm… das könnte zu laut sein, das könnte zu teuer sein, ihr übernehmt euch, vielleicht ja an einem anderen Ort…irgendwann. 

Ernsthaft?! Wäre es nicht an der Zeit zu sagen: Mensch Leute, das ist super!? Einfach klasse, wie ihr das gemeinsam geschafft habt! Wir sind dabei! Für unsere Stadt! Denn das soll dieses Projekt sein: für unsere Stadt! Können wir es uns als Stadt leisten, eine so große Gemeinschaft, die hinter dem Projekt steht, zu verlieren? Kann sich die Politik das leisten? Haben Sie auch schon diskutiert, was Sie da verlieren? Braucht eine Kleinstadt mit Herz nicht auch Herzensentscheidungen, damit sie nicht am Ende die Kleinstadt mit gewinnbringenden Büros, die sich Bürger*innen von außen ansehen können, ist, aber ohne eine Jugend, die immerhin unsere Zukunft ist? 

Ich wünsche mir, dass die Politiker*innen von Wermelskirchen mutige Entscheidungen treffen. Es sind manchmal gerade die etwas risikobehafteten Entscheidungen, die aber mit dem Herzen getroffen wurden am Ende die gewinnbringendsten. Und es sind auf jeden Fall niemals die Bedenkenträger, die wirklich etwas in einer Stadt bewirken!

Angela Siebel

Kommentare (3) Schreibe einen Kommentar

  1. Danke Herr Horn, dass Sie das aufgegriffen haben.
    Ich stehe da ganz hinter Angela Siebel und bin sehr enttäuscht, dass da die Parteien überlegen müssen.

    Es wurde immer gesagt, die jungen Leute machen nichts. Was die in so kurzer Zeit mit Bowl Church auf die Beine gestellt bekommen haben, Geld zusammen bekommen, 1 Konzept auf die Beine gestellt haben, das finde ich Klasse. Sie sprechen nicht nur die Jugend ab, sondern alle Altersklassen.

    Deswegen fände ich es nicht richtig, jemandem von Außerhalb den Zuschlag zu geben

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    • Petra
    • 31.05.21, 10:31 Uhr

    Lieber EDV-Schrauber,

    ohne hier inhaltlich tiefer in die Diskussion einsteigen zu wollen: Ihr Kommentar ist weder richtig, noch fair, noch zuträglich. Es hat vorab keine Zusage gegeben an BC, ja, die jungen Leute hatten sogar beim Eingangsgespräch betont, sie wüssten, dass sie vermutlich zu spät dran wären. Verarscht hat hier also niemand jemanden.

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