Schwere Geburt

VON Wolfgang HORN

Wie sagt der Volksmund, wenn etwas sehr lange dauert und nur unter erheblichen Schwierigkeiten gelingt? Das war eine schwere Geburt, sagt er. Jetzt, nach mindestens zwei Wochen, nach dröhnender Stille ringsum die und in der Kreisverwaltung, nach lähmender Handlungsarmut in den Parteizentralen des Kreises, aber auch in den kreisangehörigen Städten, jetzt also nach schwerster Geburt kommen CDU und Grüne aus der Deckung und fordern eine bessere Informationspolitik. Was die Bürger schon seit langem fordern, wütend, ermüdet, enttäuscht, das scheint nun langsam in die Parteizentralen hineinzudiffundieren. Die Kreisverwaltung hat mit ihrer scheuklapprigen Weigerung, den Bürgerinnen und Bürgern ihren Umgang mit den Corona-Infektionsdaten zu erklären, mit ihrer Praxis, wochenlang höchst dubiose und nicht realistische Inzidenzwerte zuzulassen, mit dem vollständigen Verlust eines ordentlichen Informationsmanagements das Vertrauen der Menschen im Kreis in die Funktionsfähigkeit und Redlichkeit der Verwaltung dramatisch beschädigt. Es war mithin höchste Zeit, daß die Parteien auf Transparenz der Verwaltung im Umgang mit der Öffentlichkeit bestehen. Wenn alle Anfragen nicht beantwortet werden, wenn es keine Mitteilungen der Kreisverwaltung mehr gibt, wenn die eigene Facebookseite nicht mehr moderiert wird, wenn keine deutliche Stellung gegen aufkommende Verschwörungserzählungen oder mindestens gegen die öffentlich geäußerte Vermutung absichtsvollen Verhaltens der Verwaltung zur Senkung der offiziellen Inzidenzwerte bezogen wird, dann kann man getrost von einem Totalversagen der Verwaltungsspitze sprechen. Spät, sehr spät, sozusagen auf der letzten Rille haben Grüne und Schwarze nun das minimal Nötige getan. Es bleibt nur zu hoffen, daß die Rückkehr zu einer arbeits- und kommunikationsfähigen Verwaltung nicht eine ebenso schwere Geburt werden wird. Und schließlich: Ich hoffe auch, daß nun, nach dem Eingeständnis von Schwarz-Grün, auch andere sich aus der politischen Ohnmacht befreien, die Lokalpresse, die Parteizentralen, gleich, ob auf der rechten oder linken Seite. Dieser stumme Gleichklang war und ist kein gutes politisches, diskussionsanregendes Klima.

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