VON WOLFGANG HORN
Im Großen, etwa im Zusammenhang mit den nicht nur meiner Meinung nach missratenen Videostatements bekannter, beliebter und auch von mir geschätzter Mimen, wie auch im Kleinen, im Kontext vor allem des Baus einer außengastronomischen Terrasse am Wahrzeichen der Kleinstadt, finden Debatten fast nur noch aufgeregt statt. Aufregung, ein hoher Puls und viel Adrenalin machen ja Sinn, in Gefahrenlagen oder Schrecksituationen. Bei Debatten aber, in Diskussionen, einem Für und Wider, im Gespräch wie auch in der Kommentierung im weltweiten wie im lokalen Internet finde ich Coolness, einen angemessenen Ton, die Achtung des Gegenübers, sachliche Argumente, Respekt für die andere Meinungen, Zuhören, Nachdenken, Abwägen, auch Zweifel und Nachfragen angemessen. Kritik ist statthaft. Mehr noch: geboten. Nichts steht außerhalb von Kritik. Alles darf begutachtet und bewertet werden. Sogar polemisch. Immer aber sollte Respekt erkennbar sein und bleiben, Achtung für den Diskussionspartner. Nur am Rande: Rechtsextremisten, religiöse oder andere Fanatiker, jene, die das Existenzrecht anderer Menschen in Frage stellen, ihre Würde, Rassisten sind in aller Regel keine Diskussionspartner. Politische Gegner aus dem demokratischen Spektrum aber allemal. Wermelskirchener, die die Terrasse neben dem Weihnachtsbaum gut finden auch, wie auch Liebhaber des Jan-Josefschen “Zweifel-Videos”. Wer sich öffentlich zu Wort meldet, seine Position kundtut, muß davon ausgehen, daß er nicht nur Zustimmung, sondern auch Widerspruch erntet. Das ist Meinungsfreiheit. Ein Grundrecht, das unsere Gesellschaft auszeichnet. Seit nunmehr 72 Jahren. Widerspruch, bedacht, abgewogen formuliert, der den Respekt vor dem anderen erkennen läßt, ist der Kern von Gesprächen. Verdammungen, Hetze, Haßformulierungen, Beleidigungen, Drohungen – all das ist auf keinen Fall angemessen. Daß man das immer wieder betonen muß, verweist auf die eigentliche Schwachstelle heutiger Kommunikation. Die Gewissheit, anerzogen, daß man bestimmte Dinge weder tut noch sagt, geht mehr und mehr verloren. Die Auffassung, daß es Formen und Regeln gibt für bestimmte Kommunikationsakte, bis hin zur Rechtschreibung, verliert an Gültigkeit, leider. Streit ist menschlich, ein Ringen um Wahrheit, um Überlegenheit. Selbst in derberen Auseinandersetzungen. Aufgeregtheit indes schadet dem Spaß am Streit.
Zustimmung. Grundsätzlich.
Aber manchmal fällt es schon schwer sich nicht aufzuregen. Ich persönlich neige gerne schon mal zur Ironie oder schlimmer noch, Sarkasmus.
Bleiben wir doch mal beim aktuellen Thema der Terrasse. Die kommunalen Politiker lesen alle mit in diesem Forum und sind sehr schnell zur Stelle, wenn es ihnen thematisch passt. Jetzt herrscht offenbar helle Aufregung bezüglich dieser Terrasse. Herr Ernst hat das alles sehr gut dargestellt und begründet. Und aus Richtung der Politik kommt nichts, gar nichts. Ein Beitrag eines Politikers wurde als seine persönliche Meinung relativiert, das war es schon. Diese Geschichte wäre doch eigentlich eine Steilvorlage für Die Grünen, aber auch hier, Fehlanzeige.
Fehler dürfen gemacht werden. Man darf über Fehler reden, man darf Dinge richtig stellen. Aber tot schweigen und aussitzen ist keine Politik. Etwas mehr Rückgrat wäre sehr schön.
Und dazu kommt, das dieses Schweigen sehr viel Raum für Spekulationen bietet.
Ja, manchmal ist es schwierig die nötige Coolness an den Tag zu legen.
Ganz kleine Korrektur: der Beitrag eines Politikers wurdes seitens seiner Fraktion (oder eines Privatmannes seiner Fraktion? ich komme da immer durcheinander) als Privatmeinung deklariert, und im gleichen Atemzug wurde feierlich erklärt, dass seine Fraktion bis zur Prüfung des Sachverhaltes noch gar keine Meinung hat. Und da ist wieder das Problem: schreibt Herr Bilstein als SPD-Mann im Namen seiner Fraktion oder ist das seine persönliche Meinung? Ich frage für einen Freund…
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Herr Wolf,
es gehört meiner Meinung nach zu einer sachgerechte politischen Arbeit, nicht gleich eine Meinung rauszuhauen, nur weil die öffentliche Erregung das vielleicht politisch empfehlenswert macht. Ob die Argumente von Herrn Ernst zutreffen, konnte am Freitag nicht beantwortet werden. Auch heute liegen noch keine belastbaren Aussagen der Verwaltung vor. Ich habe Aussagen von Fachleuten gehört, die den Tannenbaum für gesund und die Terrasse für unschädlich halten. Aber das genügt mir noch nicht. Deshalb werden verantwortungsvolle Politiker auf belastbare Aussagen von Fachleuten-das ist in diesem Fall eines Baumes Herr Ernst für mich nicht-warten.
Sehr geehrter Herr Bilstein,
ich hatte mich bereits in einem anderen Beitrag für die Rückinfo bei Ihnen bedankt. Und ich hatte mich auch sehr über die Reaktion von Herrn Galow gefreut und ebenfalls bereits bedankt.
Und für diese Rückinfo hier danke ich an dieser Stelle gerne noch einmal. Denn DAS ist doch genau das, was zuvor gefehlt hat. Und es geht dabei auch nicht darum, „eine Meinung rauszuhauen“ (das hat Herr Wiersbin ja bereits getan und war für mich Anlass genug, einfach mal nachzuhaken und – ja, zugegeben – ein wenig zu pieken), sondern es geht grundsätzlich um das Thema Kommunikation.
Ich hatte bereits angemerkt, dass sich Politiker quer durch alle Parteien sofort zu Wort melden, wenn es ihnen thematisch in den Kram passt. Und jetzt gibt es einmal einen kleinen Aufreger in der Stadt und es herrscht seitens der Politik das pure Schweigen im Walde. Und das passt überhaupt nicht zusammen. Ein einfaches „Hallo liebe Bürger, wir haben die Sache zur Kenntnis genommen, prüfen und melden uns hierzu zurück“ hätte doch schon völlig gereicht.
Und die SPD sowie Herr Galow sind die Einzigen, die eine Information zurückgegeben haben – noch einmal nur fürś Verständnis: vielen Dank dafür, das ist genau das was gefehlt hatte!
Und das Herr Ernst ein Fachmann für Bäume ist, kann ich nicht beurteilen und wurde meines Wissens auch niemals behauptet. Herr Ernst hat nur ein paar entscheidende Fakten aufgezählt. Alleine das der Baum unter Naturschutz steht und der Betonring eine ganz bestimmte Funktion zu erfüllen hat, sind doch sicher keine Geheimnisse und hätten vorab in die Planung mit einbezogen werden können.
Wie auch immer, ich freue mich, dass SPD und Grüne reagiert haben und würde mich noch viel mehr über Informationen der weiteren Entwicklung freuen. Und ich habe ein klein wenig den Eindruck, mit dieser Erwartungshaltung stehe nicht so ganz alleine da.
Wie gesagt – einfache Kommunikation.
PS: Wolf ist schon mein richtiger Vorname 🙂
sorry, kleiner Fehler meinerseits.
Herr Galow spricht natürlich für Die Linke und nicht Die Grünen!
Hallo Wolf, gerade noch mal die Kurve bekommen….:-)
Ich habe vorhin versucht, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Leider wurde das durch den Hauptamtsleiter mit Verweis auf das Kommunalrecht direkt abgelehnt, sorry. Im Laufe der Woche gibt es aber einen Presseartikel, in dem die Stadtverwaltung Stellung bezieht.
Morgen findet die Sitzung des Haupt- und Finanzausschuss statt. Ich werde beantragen, das Thema Weihnachtsbaum auf die Tagesordnung zu setzen. Dann kann die Stadtverwaltung mal öffentlich berichten. Ich kann mich nicht dazu äußern, wenn die Fakten nur im geheim tagenden Ältestenrat besprochen werden. Es kann natürlich sein, dass andere Mitglieder des Ausschusses die Änderung der Tagesordnung ablehnen. Warten wir mal bis morgen ab.
Vielen Dank dafür, aber sind Sie nicht im falschen Post? Hier geht’s doch um den Quatsch, den Jan-Josef Liefers und etwa 50 seiner Artgenossen gemacht haben… #nichtganz dicht oder so…
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Ja, ich habe nur auf Wolf`s Kommentar geantwortet.
Dafür gibt es den Link “Antworten” unter dem Post. Einfach mal ausprobieren…
🙂
Sorry, nix für ungut. Spaß muss sein…
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Alles gut, vielen Dank für die Reaktionen. Ich bin wirklich sehr gespannt wie es weitergeht. Und natürlich wäre es sehr schön, wenn diese Informationen dann auch ein klein wenig mehr zeitnah ihren Weg in die Öffentlichkeit finden würden. Scheinbar gibt es doch einige Menschen, die sich für die Politik in ihrer Stadt interessieren. Und die möchten nicht “dumm sterben”.
Die Aktion von Liefers war natürlich sehr doof, wirklich wirklich doof. Ist schon Scheiße, wenn man sich als beliebter etablierter Künstler auf ein so hohes Ross setzt und sich dann von einem Coronaleugner mit Kohle und Einfluss instrumentalisieren lässt.
Die Clevereren unter seinen Kollegen sind ja auch schon zurückgerudert und haben ihre Videos gelöscht.
Meiner Meinung nach haben die größtenteils wirklich dummes Zeug geredet. Wovor ich mich aber verwahre und was ich verabscheue, ist die perfide Methode, den Leuten wegen ihrer Meinung jetzt die Existenzgrundlage entziehen zu wollen. Also nicht mehr in Rollen besetzen oder aus dem Job zu schmeißen, quasi zur persona-non-grata zu erklären.
Das sind – und ich sage es ganz deutlich – Nazi-Methoden. Und gehen über eine mehr oder weniger gesittete Diskussionskultur weit hinaus.
An welchem Punkt haben die Menschen eigentlich verlernt, Deppen einfach mal zu ignorieren?
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Ich stelle mir einfach mal folgende Situation vor: es gibt in unserem Land keine rechten Gruppierungen, Reichsbürger, Leerdenker, etc. Und dann bricht diese Pandemie über uns herein und irgendwelche Schauspieler drehen diese Spots. Ich behaupte, wir würden anders reagieren. Diese ganzen rechten Deppen haben uns im Denken und Handeln bereits mehr vereinnahmt, als wir das vielleicht wahr haben wollen.
Ein weiterer Punkt der mich in diesem Zusammenhang echt nervt, ist dieses neuartige “Empörungmanagement”. (mir fiel kein besseres Wort ein) Man darf ja nicht mal mehr einen Aprilscherz machen, ohne sich im Anschluss dafür entschuldigen zu müssen. Das ist doch wirklich krank.
Ich habe es hier schon mal anderer Stelle geschrieben: wir sollten alle viel mehr lachen!