VON WOLFGANG HORN
Die Reaktionen hier im Forum, die Kommentare, die Anrufe und Gespräche über die außengastronomische Anlage an, auf und neben dem Riesenmammutbaum an der Carl-Leverkus-Straße zeigen eines: Das 27,3 Meter hohe “Weihnachtsbäumchen” hat für Wermelskirchner eine hohe emotionale Bedeutung. Ein Baum, 1874 angepflanzt, ist der Baum der Dellmänner und ihrer Frauen. Das haben jene, die den Plan für die Außengastronomie dort entwickelt, und jene, die ihn genehmigt haben, ganz gewiß unterschätzt. Und dabei geht es nicht einmal in erster Linie darum, ob die Holzterrasse den Baum schädigt. Das Ensemble scheint nicht zu stimmen. Natürlich müssen Gastronomen die Chance haben, in den pandemischen Zeiten ihre Kundschaft unter freiem Himmel bedienen zu können. Alles spricht dafür, Restaurantbetriebe, Cafés, Kneipen draußen den kontaktentwöhnten Gästen zugänglich zu machen. Alles. Jetzt, da alsbald der Frühling Einzug halten wird. Nichts aber spricht dafür, Außengastronomie so monströs zu gestalten, an diesem emotionalen Ort zumal, daß sie optisch wie der Gegensatz, wie ein Angriff auf die ohnehin bereits geschundene Natur erscheinen muß. Gastronomie versus Naturschutz, diesen Konflikt kann Wirtschaft nicht gewinnen. Jetzt muß der Schaden begrenzt werden. Die Außenanlage kann gewiß etwas anders gestaltet werden, kleiner, weniger wuchtig. Vermutlich gibt es gute Lösungen auch ohne derart viele Stützen im Erdreich der Wellingtonie, am Rande der Baumeinfassung. Was immer möglich ist und sich harmonisch einfügt ins Ensemble, sollte genehmigt werden. Nichts indes, was auch nur den Eindruck erwecken könnte, dem ohnehin nicht sehr gesunden Baum ginge es nun ans Fell, nein: an die Rinde? Wie auch immer. Der nunmehr 147 Jahre alte Baum sollte noch viele, viele Jahrzehnte, Jahrhunderte Wermelskirchen schmücken. Auch dann, wenn sich niemand mehr an pandemische Zeiten wird erinnern können, werden dereinst unsere Nachfahren den “Weihnachtsbaum”, die Wermelskirchener Wellingtonie, ebenso lieben, wie wir es heute auch tun.