Fünfhundert Bäume und hundertdreiundfünfzig Fische

Ein Wort zum Montag, dem 12. April 2021 

VON CORNELIA SENG

Besondere Bäume im Bergpark Wilhelmshöhe tragen eine Nummer. Fünfhundert sollen es laut Verzeichnis sein. Es sind stattliche, große Bäume darunter, viele davon wurden schon vor mehr als zweihundert Jahren gepflanzt. Die Landgrafen haben Bäume und Sträucher aus der ganzen Welt zusammengetragen. Was eben in dem kargen nordhessischen Klima wachsen konnte, wurde angepflanzt. Auf meinem Weg zum Schloss wachsen ein Katsurabaum aus Japan, eine Ungarische Eiche, eine Kaukasische Fichte und ein Taubenbaum, dessen Heimat mit Westchina angegeben wird. Dieses vielfältige Miteinander macht den Charme des Bergparks aus.

Was den Bäumen möglich ist – miteinander in Vielfalt zu wachsen und zu gedeihen – sollte das uns Menschen nicht auch möglich sein?

Für Sonntag habe ich eine kurze Predigt vorzubereiten, über eine Ostergeschichte. Ganz am Ende, das Buch war eigentlich schon fertig, berichtet Johannes von einer Begegnung mit dem auferstandenen Jesus am Ufer des Sees bei Tiberias. Eigentlich wollten die Jünger weitermachen wie früher, fischen gehen, wie sie es gewohnt waren und wie sie es konnten. Aber sie fingen – nichts. Und dann kommt alles ganz anders. 

Denn plötzlich stand Jesus am Ufer, erzählt die Geschichte. Auf den Rat Jesu hin werfen die Jünger das Netz noch einmal aus. Und jetzt war es voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig an der Zahl. Man geht davon aus, dass das alle damals bekannten Fischarten waren, hundertdreiundfünfzig. Alle miteinander in einem Netz! 

Das Reich Gottes nimmt die ganze weltweite Schöpfung in den Blick. Der ganzen Welt sollen die Jünger Jesu sich jetzt zuwenden! Statt weiter zu fischen, sollen sie an dieser Welt bauen. Jetzt nach der Auferstehung Jesu ragt die neue Welt Gottes in die alte hinein und verwandelt sie. Miteinander wird möglich, wo vorher Trennendes war, Frieden wird möglich, wo vorher Streit war. Manchmal blitzt sie schon auf unter uns, die neue Welt Gottes, da, wo ein Leben im Frieden miteinander gelingt.

Seit Ostern wissen wir es: Gottes ganze Kraft ist mit denen, die Frieden stiften und für Gerechtigkeit eintreten. Gott ist auf ihrer Seite. Und er ist immer für eine Überraschung gut. Sind wir gespannt!

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