Das Robert-Koch-Institut meldet Innerhalb eines Tages 13.733 neue Corona-Infektionen und 99 neue Todesfälle. Am Sonntag vor einer Woche waren es noch 10.790 gemeldete Neuinfektionen und 70 registrierte Todesfälle an einem Tag gewesen. Zudem meldet das RKI, dass die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz die 100er-Marke überschritten hat. Die Zahl der binnen einer Woche gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner liege nun bei 103,9. Am Vortag hatte sie 99,9 betragen. Die bundesweite Inzidenz von über 100 ist zunächst vor allem von symbolischer Bedeutung und hat keine zwingenden Folgen für den Umgang mit der Pandemie. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 2956 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1596 davon werden beatmet. Rund 4615 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Die Corona-Lage in Deutschland spitzt sich zu: In 14 von 16 Bundesländern steigt die Sieben-Tage-Inzidenz im Vergleich zum Vortag. Das geht aus den Länderdaten vom Abend hervor. Lediglich in Berlin sinkt die Inzidenz auf nunmehr 97,2. In Rheinland-Pfalz bleibt sie unverändert bei 73,9. Das mit Abstand höchste Fallaufkommen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen weist nach wie vor Thüringen auf. Hier liegt die Inzidenz bei 201,2. In sieben weiteren Bundesländern liegt die Inzidenz über der Schwelle von 100, sodass die von Bund und Ländern beschlossene Notbremse in Erwägung gezogen werden muss oder bereits angewendet wird. Das betrifft: Hamburg, Bremen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Hessen und Bayern. Die Polizei hat in Duisburg einen Kindergeburtstag wegen Verstößen gegen die Corona-Regeln aufgelöst. Am späten Freitagabend waren in einer Wohnung 29 Menschen zusammengekommen. Mit lauter Musik feierten dort 17 Erwachsene, sechs Jugendliche über 14 Jahren sowie sechs Kinder unter 14 Jahren gemeinsam. Grund war der dritte Geburtstag eines der Kinder. Trotz stark steigender Corona-Infektionszahlen ist eine klare Mehrheit der Deutschen gegen eine Verschärfung der Einschränkungen zur Kontaktvermeidung. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich kurz vor der Bund-Länder-Konferenz am Montag nur 30 Prozent dafür aus, den Lockdown wieder auszuweiten. 23 Prozent sind dagegen für eine Beibehaltung der derzeitigen Maßnahmen, 22 Prozent für eine Lockerung. 15 Prozent befürworten sogar ein Ende aller Einschränkungen. Zehn Prozent machten keine Angaben. Die repräsentative Umfrage unter 2059 Personen wurde vom vergangenen Dienstag bis Donnerstag durchgeführt. Die beiden Gründer des Mainzer Corona-Impfstoffherstellers Biontech rechnen spätestens im Herbst mit einem Ende der Lockdown-Politik in Deutschland. “In vielen Ländern in Europa und in den USA, werden wir wahrscheinlich Ende des Sommers in der Situation sein, nicht mehr in einen Lockdown zu müssen”, sagte Uğur Şahin der “Welt am Sonntag”. Das Virus werde nicht verschwinden, aber sobald in Deutschland rund 70 Prozent der Menschen geimpft seien, werde die Lage beherrschbarer. Wenn man die Hausärzte und das medizinische Personal einbinde, wäre es danach auch kein Problem, 80 Millionen Menschen jedes Jahr einmal gegen das Coronavirus zu impfen. Die Impfkampagne schreitet in Deutschland nur langsam voran. Aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts zufolge (Stand 20.03., 08 Uhr) wurden bislang knapp 10,48 Millionen Impfdosen hierzulande verabreicht. 91,3 Prozent der deutschen Bevölkerung sind noch immer ungeimpft. Vor den Bund-Länder-Beratungen fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund eine systematische Verstärkung der Schnellteststrategie und einen Bürokratieabbau. “Wir müssen alles unternehmen, dass möglichst schnell alle Bürgerinnen und Bürger mindestens zweimal pro Woche sich einem Schnelltest unterziehen können”, sagt Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg. Die Sieben-Tage-Inzidenz dürfe nicht der “einzige Maßstab” für mögliche Lockerungen sein. “Wir laufen Gefahr, die unverzichtbare Akzeptanz der Bevölkerung zu verlieren”, so Landsberg. Er plädiert für “mehr Mut für neue Wege, mehr Vertrauen in die Menschen und eine echte Reduzierung der Bürokratie”. Der Deutsche Städtetag warnt Bund und Länder vor ihrer Konferenz am Montag vor einer schwindenden Akzeptanz der Corona-Maßnahmen in den Kommunen. “Ich mache mir Sorgen, dass die Corona-Politik von Bund und Ländern die Unterstützung vor Ort verliert – auch bei den Oberbürgermeistern”, sagte Städtetagspräsident Burkhard Jung den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Geschlossenheit unter den Oberbürgermeistern werde brüchig. Besonders nach der bisher letzten Bund-Länder-Runde habe es große Frustration in den Kommunen gegeben, sagte der SPD-Politiker, der auch Oberbürgermeister von Leipzig ist. “Es kann doch nicht sein, dass eine Ministerpräsidentenkonferenz mit der Kanzlerin irgendwelche Festlegungen trifft, ohne vorher nach der Infrastruktur zu fragen”, sagte Jung mit Hinweis auf Corona-Tests. Michael Theurer, Vize der FDP-Fraktion im Bundestag, fordert die Bundesregierung auf, eine generelle Testpflicht mit Corona-Schnelltests für Reiserückkehrer aus dem Ausland einzuführen. “Die fehlende Teststrategie der Bundesregierung für Reiserückkehrer gefährdet unser Land”, sagt er dem “Tagesspiegel am Sonntag”. “Angesichts europaweit steigender Infektionszahlen wird eine intelligente Teststrategie als Rückgrat eines funktionierenden Reisemanagements immer dringlicher”, betont Theurer. Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich lag zuletzt mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. In den Niederlanden ist die Inzidenz fast dreimal so hoch. Nach der Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca unterliegen zudem Rückkehrer von dort aktuell keiner Testpflicht mehr. Nach den Ausschreitungen bei den Protesten gegen die Corona-Politik in Kassel gibt es seitens der SPD Kritik am Vorgehen der Polizei. Es sei “ein absolut unverständliches Zurückweichen des Staates”, dass Tausende von Corona-Leugnern ohne Masken und ohne Abstand durch die Innenstadt von Kassel ziehen konnten, sagt der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Landtagsfraktion, Günter Rudolph. Das Einsatzkonzept der Polizei sei offenkundig gescheitert. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, verurteilt die Ausschreitungen bei den Protesten gegen die Corona-Politik in Kassel. “Freie Meinungsäußerung ist ein hohes Gut, für dessen Wahrung wir uns einsetzen. Aber ein Verhalten auf einer Demo, das Corona-Regeln nicht beachtet und mutwillig Ansteckungsrisiken in Kauf nimmt, ist kein sinnvoller Ausdruck der freien Meinungsäußerung, sondern höchst fahrlässig und verantwortungslos”, so die Bischöfin. Denn dadurch würden Inzidenzwerte weiter hochgetrieben und die Einschränkungen andauern. “Die Missachtung der Corona-Regeln gefährdet Menschenleben.” Hunderte Menschen haben an der deutsch-französischen Grenze gegen die verschärften Corona-Regeln bei der Einreise nach Deutschland protestiert. Sie forderten ein Ende der Testpflicht für Pendler. Wegen der hohen Fallzahlen in Polen gelten ab Sonntag strenge Regeln für die Einreise nach Deutschland. Reisende aus Polen müssen an der Grenze einen negativen Corona-Test vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Zudem gelten die ohnehin schon bestehenden Quarantäne-Regeln weiter. Zuvor hatte das Robert-Koch-Institut Polen als Corona-Hochinzidenzgebiet eingestuft. Ausnahmen von den strengen Regeln gelten für Berufspendler und für Menschen, die in Deutschland Bildungsangebote wahrnehmen. Sie müssen sich künftig zwei Mal wöchentlich testen lassen. Der polnische Gesundheitsminister Adam Niedzielski bezeichnet die Corona-Lage in seinem Land als ernst. Beim Anstieg der Infektionszahlen sei eine “sehr große Beschleunigung” zu beobachten. Diese Entwicklung sei auf die britische Virusvariante zurückzuführen, die als ansteckender gilt. “Man kann sagen, dass diese Mutante andere Virusvarianten verdrängt”, erklärt Niedzielski. Man schätze, dass sie landesweit bereits für 60 bis 80 Prozent aller neuen Fälle verantwortlich sei. Die Regierung kündigt an, dass in den nächsten Tagen zusätzliche Notkrankenhäuser eröffnet werden, unter anderem in der stark betroffenen Woiwodschaft Schlesien. Die Zahl der Betten für Covid-19-Patienten soll langfristig fast verdoppelt werden. Bei Protesten gegen die Corona-Maßnahmen sind in London Dutzende Menschen festgenommen worden. Tausende Demonstranten marschierten vom Hyde Park durch das Zentrum der britischen Hauptstadt. Nach dem Ende des Protestmarsches kehrten rund 100 Demonstranten in den Hyde Park zurück, lieferten sich Handgemenge mit Polizisten und bewarfen die Beamten mit Flaschen und Dosen. Bis zum Abend wurden nach Polizeiangaben 33 Menschen festgenommen, die meisten wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen. In Großbritannien hat bereits jeder zweite Erwachsene eine Corona-Impfung erhalten. Griechenland will ab April kostenlose Selbsttests an alle Bürgerinnen und Bürger abgeben. Jede Person mit einer Sozialversicherungsnummer solle sich in einer Apotheke vier Tests pro Monat abholen können. Tausende Kroaten haben in fünf Städten gegen die Corona-Beschränkungen protestiert. In der Hauptstadt Zagreb sowie in Osijek und in den Adria-Städten Split, Dubrovnik, und Sibenik gingen die Menschen auf die Straße und trugen dabei mehrheitlich keinen Mund-Nasen-Schutz. Unter anderem in Split bezeichneten die Demonstranten die Maskenpflicht als “Tyrannei”. In Kroatien gilt Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln, Geschäften und Krankenhäusern sowie im Freien überall dort, wo der Mindestabstand von eineinhalb Metern nicht eingehalten werden kann. Die Innengastronomie ist geschlossen, unter freiem Himmel aber erlaubt. Die Sieben-Tage Inzidenz in dem Land liegt aktuell bei 145,1. In der Schweiz sind Tausende Menschen gegen die Corona-Einschränkungen der Regierung auf die Straße gegangen. Zwischen 3000 und 5000 Demonstranten, die meisten ohne Schutzmasken, beteiligten sich nach Schätzungen von Journalisten vor Ort an der Kundgebung in der Kleinstadt Liestal im Kanton Baselland. Die Teilnehmer zeigten Schilder mit Aufschriften wie “Impfstoffe töten” oder “Lasst euch von Liebe leiten, nicht von Angst”. Zu der Kundgebung aufgerufen hatte das Bündnis “Stiller Protest”. Die Schweizer Regierung hatte am Freitag eine für kommende Woche erwartete Lockerung der Schutzmaßnahmen abgesagt. Gesundheitsminister Alain Berset begründete die Entscheidung mit der Gefahr einer dritten Corona-Welle. Mehrere Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen in Schweden sind von der Polizei aufgelöst worden. Sowohl in der Hauptstadt Stockholm als auch in Göteborg und Malmö wurden die Proteste von den Beamten gestoppt, weil sie gegen die maximal zulässige Teilnehmerzahl für öffentliche Versammlungen verstoßen haben. In Amsterdam hat die Polizei Teilnehmer einer nicht genehmigten Protestkundgebung gegen Corona-Vorschriften mit Wasserwerfern vom zentralen Platz vor dem Reichsmuseum vertrieben. Wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP berichtet, wurden rund 1000 Demonstranten am Rand des historischen Grachtenviertels von Einsatzkräften eingekesselt, viele von ihnen wurden dann mit Bussen zu Gegenden am Stadtrand gebracht. Seit Beginn der Pandemie sind dem Internationalen Währungsfonds zufolge weitere 90 Millionen Menschen in extreme Armut abgerutscht. Es gebe zudem beunruhigende Signale, dass die Schere zwischen Industriestaaten und den Schwellenländern weiter auseinandergehe, sagt IWF-Vize-Chef Geoffrey Okamoto in Washington. Das Einkommen in den Entwicklungsländern werde zwischen 2020 und 2022 pro Einwohner um 22 Prozent geringer sein als es ohne Pandemie gewesen wäre. Darüber hinaus hätten viele der ohnehin schon hochverschuldeten Länder kaum Spielraum dafür, ihre Ausgaben zum Kampf gegen die Pandemie zu erhöhen. Insgesamt sei der Ausblick äußerst unsicher, da unklar sei, wie lange die Pandemie andauern werde und wann die Welt ausreichend mit Impfstoff versorgt sei. Indien meldet den stärksten Anstieg bei den Neuinfektionen seit vier Monaten. Binnen eines Tages seien 43.846 Corona-Fälle bestätigt worden, teilt das Gesundheitsministerium mit. 197 weitere Menschen seien gestorben. Das ist der höchste Wert seit mehr als zwei Monaten. Indien gehört neben den USA und Brasilien zu den von der Pandemie am meisten betroffenen Ländern – hat aber auch weitaus mehr Einwohner. Paradiesisches Wetter und lockere Corona-Regeln ziehen Massen an Pandemie-gebeutelten US-Amerikanern nach Florida. Der Immobilienmarkt im Sunshine State boomt und in den Bars und Klubs wird gefeiert, als gäbe es weder Morgen noch Pandemie. Brasilien wird derzeit stark von der Corona-Pandemie getroffen, die Infektionszahlen steigen rasant. Nun ordnet der Bürgermeister der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro die Schließung der berühmten Strände der Stadt an. Die Infektionslage in der Stadt sei “sehr kritisch”, begründete Eduardo Paes die Maßnahme. Er rief die Menschen dazu auf, zu Hause zu bleiben, um die weitere Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Bei einer Pressekonferenz verkündete Paes auch ein Einreiseverbot für Busse nach Rio de Janeiro am Wochenende. Auf diese Weise solle verhindert werden, dass Touristen zur weiteren Ausbreitung des Virus beitrügen. Brasiliens rechtsextremer Staatschef Jair Bolsonaro, der die Gefahr durch das Coronavirus seit Pandemie-Beginn herunterspielt, kritisiert das Strandverbot.