Why and How – Warum und Wie

Ein Wort zum Montag, dem 22. März 2021

VON CORNELIA SENG

Ein Haus in unserer Nachbarschaft ist mit bunten tibetischen Gebetsfahnen geschmückt. „Gebets-Booster“ sagt mein Mann trocken. Das Flattern im Wind soll die Gebete verstärken. Ob die Bewohner des Hauses in Tibet waren oder sonst irgendwie buddhistisch-religiös unterwegs sind?

Vor sechzig Jahren etwa galten Religionen als Auslaufmodelle. Die Naturwissenschaften standen hoch im Kurs. Juri Gagarin stieg am 4. April 1961 aus seiner Rakete mit dem Satz: „Gott habe ich im Weltall nicht gesehen.“ Religion wurde nicht mehr gebraucht. Man wusste, wie die Welt und das Universum funktionieren.

Doch Glaube und Naturwissenschaft stehen nicht in Konkurrenz zueinander. Sie stellen unterschiedliche Fragen an das Leben. Die Naturwissenschaft fragt danach, w i e die Welt funktioniert: H o w does it work? Der Glaube an Gott fragt nach dem W a r u m: W h y is Life beautiful?

Forschung mit klarem Menschenverstand ist dem Menschen aufgegeben. Aber alles Wissen um die Schwerkraft oder den genetischen Code beantwortet nicht die Fragen „Warum bin ich auf der Welt? Hat mein Leben einen Sinn?“ Es gehört zum Menschsein, sich diesen Fragen zu stellen. Die Naturwissenschaft kann sie nicht beantworten. Für Viktor E. Frankl, den großen Psychiater aus Wien, kulminiert das Wesen des Menschseins in der Frage nach dem Sinn.

Während ich dies schreibe, findet eine Demonstration am anderen Ende von Kassel statt. Corona-Leugner, sogenannte „Querdenker“ (oder „Leerdenker“?) demonstrieren gegen die Auflagen zur Pandemie-Bekämpfung. Manche von ihnen hängen Verschwörungsmythen an. Sie glauben nicht mehr, was die Naturwissenschaft sagt. Fakten und Forschung ignorieren sie. Und leugnen, was dem klaren Menschenverstand einleuchtet. Sie basteln sich ihre eigene Wirklichkeit, ihre eigene Religion.

Was ist gutes, sinnvolles Leben? – „Komm mit und folge mir nach“, hat Jesus einem reichen jungen Mann geantwortet, der ihm diese Frage stellte. „Nimm dir die Zehn Gebote zu Herzen und setz dein Leben nicht auf deinen Reichtum!“ (Mk 10,21). Reichtum und Konsum mit all ihren Versprechungen – machen das Leben nicht sinnvoll.

Sei einfach gerne ein Teil von Gottes Schöpfung, mach an jedem Tag die Welt heller, freundlicher, würde Jesus vielleicht heute sagen. Gott, der Liebe ist und Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, ruft dich und mich, an seinem Projekt namens Schöpfung teilzunehmen. Mach die Welt liebevoller, barmherziger und gerechter. Die Zehn Gebote sind dabei eine gute Richtschnur. Jesus zählt sie dem reichen jungen Mann auf.

Dem Anderen ein freundlicher, hilfreicher Mitmensch zu sein, das macht das Leben sinnvoll. Und der Erde eine sorgsame Bewohnerin. Das reicht zum Leben.

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