VON JOACHIM ZAPPE
Könnte man in und um Wermelskirchen herum an der Balkantrasse ein oder mehrere ähnliche Projekte initiieren, wie sie in der Nachbarstadt Solingen an der Korkenziehertrasse geboten werden? Die Antwort lautet Jein. Man kann nämlich erstens Initiativen und solche Projekte nicht anordnen, einfordern oder befehlen, sondern ist auf das Engagement und die Kreativität der Bürger angewiesen. Zweitens kann man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Denn Wermelskirchen und die Trasse stellen einen Minimalkonsens dar. Man hat sie, ist ja ganz nett, aber dann ist es auch gut. Das hat etwas mit den lokalen „klimatischen“ Bedingungen und Einstellung zum Fahrradfahren zu tun, die nun mal schlecht sind. Anderseits ist es fair, auf die unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu sehen. Die Korkenziehertrasse geht mitten durch Solingen und mitten durch sich aneinander reihende Wohngebiete. Die Solinger leben quasi auf und an der Trasse und können – wenn sie wollen – Lebensqualität gewinnen. Ganz anders Wermelskirchen. Die Radfahrer sind ja bewusst aus der Innenstadt herauskomplementiert worden und werden von je her als feindliche Eindringlinge einer fremden Hemisphäre angesehen. Die Balkantrasse führt auch nur peripher an Wohnbereichen vorbei und ist mehr eine Verbindungs- und Durchgangsstrecke durch schöne bergische Landstriche als einladender Aufenthaltsort. Trotzdem: Die Trasse auf unserem Stadtgebiet durch Projekte jedweder Art aufzuwerten, das würde Wermelskirchen nicht nur aus Werbeaspekten gut tun. Was hindert engagierte Lehrer*innen daran, über entsprechende Projekte für die Unterrichtsgestaltung im Fach Politik, Wirtschaft oder Geografie nachzudenken. Handlungs- und kompetenzorientierter Unterricht liegt direkt vor der Haustüre. Eine Zusammenarbeit mit dem Bergischen Geschichtsvereins könnte man sich gut vorstellen. Ein Verweis auf die Geschichte der Schuh- oder Rollenindustrie in Wermelskirchen ist nur ein Beispiel. Es gibt doch auch bei uns viele lokale, historische Themen, die es wert wären, am Rande des Fahrradweges dargestellt zu werden. Bisher gibt es da gar nichts. Die Standardfrage in Wermelskirchen „Wer soll das bezahlen?“ muss ein gutes Projekt ja nicht schon zu Beginn verhindert. Einen Anfang könnte man am künftigen Jugendpark machen und beispielsweise von Wipperfürth lernen. Dort hat man Betonwände entlang der Trasse von Anfang an für Graffiti-Aktivisten freigegeben, treu nach dem Motto Kunstwerke statt unkontrollierte Schmierereien …
Das Beitragsfoto zeigt den “Pfad der Menschenrechte auf der Korkenziehertrasse in Solingen (c) Joachim Zappe
Das ist eine sehr gute Idee! Tatsächlich stehen Info-Tafeln an diversen Bahntrassen-Radwegen in der Umgebung: zwischen LEV-Opladen und Burscheid beispielsweise der Baum-Parcours, der Auskunft über die Bäume entlang des Weges, die medizinische Anwendung von Blättern Rinde, Früchten und Wurzeln bzw. die Funktion der Gehölze als Bienenweide gibt, sowie die 2020 aufgestellten Schautafeln des Opladener Geschichtsvereins. In Burscheid existieren immerhin zwei bunte Graffiti unter Brücken und die schienbusrot/weißen Hinweisschilder auf Restaurants, Bäckereien etc. sowie die “restaurierten” Hektometersteine, die es auch zwischen Bergisch Born und Remscheid zu sehen gibt (hier hätte Wermelskirchen im übrigen auch mindestens zwei Exemplare, allerdings umgefallen und vernachlässigt, zu bieten). Zwischen Hückeswagen und Marienheide stehen Info-Tafeln zu Ökologie und Industriegeschichte. An der o.g. Korkenzieher Trasse kann man sich -neben dem Pfad der Menschenrechte – auch Info-Tafeln zur (Industrie)geschichte ansehen. An Nordbahn- und Sambatrasse (Wuppertal) wurden ebenfalls zahlreiche Hinweise auf die Vergangenheit aufgestellt und im Falle der NBT sogar in einer kleinen Broschüre zusammengefasst. An der Wupper zwischen Dahlerau und Wuppertal werden ebenfalls Informationen angeboten… Das sind die Orte, die mir spontan einfallen.
Immerhin hat WK in Höhe der OBI Zentrale auch eine Tafel, die den Begriff “Hektometer-Stein” erklärt, sowie ein Bienenhotel (bei Lehn) zu bieten. Das ist doch zumindest schon mal ein Anfang…
Ein Trassen-Verschönerungsprojekt wäre jedenfalls eine 2 (und 3.) Überlegung wert!
PS: die Korkenziehertrasse ist sogar stellenweise beleuchtet!