NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCXXI)

Das Robert-Koch-Institut (RKI) zählt binnen eines Tages 9146 Corona-Neuinfektionen und 300 weitere Todesfälle. Vor genau einer Woche hatte das RKI innerhalb von 24 Stunden 9019 Neuinfektionen und 418 neue Todesfälle verzeichnet. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist weiter gesunken, bleibt jedoch deutlich über der 60er-Schwelle. Laut aktuellem RKI-Datenstand nahm das Fallaufkommen am Dienstag von 67,5 auf 65,4 neu registrierte Corona-Infektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen ab. Für zahlreiche deutsche Regionen gibt es mit Blick auf die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz vorerst keine Grundlage für zeitnahe und umfangreiche Öffnungsschritte: Von den 412 Regionen, die das Robert-Koch-Institut ausweist (dazu gehören die Landkreise, kreisfreien Städte und die Berliner Bezirke), überschreiten 72 (Vortag: 71) die von Kanzlerin Merkel als “Notbremse” bezeichnete 100er-Marke – sie sind also von bei den Bund-Länder-Beratungen vereinbarten Lockerungen weit entfernt. Dem jüngsten RKI-Datenstand zufolge liegen von den 20 Regionen mit den höchsten Werten allein zehn in Bayern und acht in Thüringen. Beide Freistaaten liegen mit ihren Fallaufkommen deutlich über dem Bundeswert (65,4): Bayern mit 70,5 und Thüringen mit der bundesweit höchsten Sieben-Tage-Inzidenz von 134,2. Mit Blick auf die Sieben-Tage-Inzidenz bleibt die bayerische Stadt Hof die am stärksten von der Pandemie betroffene Region Deutschlands. Dem neuesten Datenstand des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge (10. März, 3.12 Uhr) weist die oberfränkische Stadt einen leicht gesunkenen Wert von 333,9 neu registrierten Fällen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche auf (Vortag: 338,2). Dahinter folgen der thüringische Landkreis Greiz mit stark gestiegenem Fallaufkommen (288,5) und der bayerische Landkreis Kulmbach (262,7). Dieser liegt wie die beiden Spitzenreiter unweit der tschechischen Grenze. Der mehrwöchige Spitzenreiter, der bayerische Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge (242,2), bewegt sich erstmals seit mehreren Wochen nicht mehr in der Top drei. Nur in zwei Bundesländern liegt das Fallaufkommen weiter unter der 50er-Grenze neu registrierter Corona-Infektionen binnen sieben Tagen je 100.000 Einwohner. Dem jüngsten RKI-Datenstand zufolge ist Schleswig-Holstein trotz eines leichten Anstiegs weiter vorn (46,22), gefolgt von Rheinland-Pfalz, das einen leicht gesunkenen Wert hat (46,24). Das höchste Fallaufkommen im Ländervergleich weist den RKI-Daten zufolge weiterhin Thüringen auf. Dort ist der Wert minimal von 134,8 auf 134,2 gesunken. Der Freistaat liegt somit weiter als einziges Bundesland über der 100er-Marke. Besser sieht es in Berlin, Bremen, Hamburg und im Saarland aus, die sich im 50er-Bereich bewegen und gesunkene Werte aufweisen. Beachtlich sind die Entwicklungen in Bremen und Berlin, wo die Werte um 6,6 und 5,94 sinken. Die Hauptstadt macht damit einen großen Schritt auf die 50er-Obergrenze hinzu. Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hält es für möglich, dass in Deutschland ab April 20 Millionen Menschen monatlich gegen das Coronavirus geimpft werden können. Eine Erstimpfung für die erwachsene Bevölkerung könne schon in der ersten Juni-Hälfte, die weitgehende Immunisierung Anfang August abgeschlossen sein, sagt Gassen der “Welt”. Voraussetzung dafür sei ein rascher Nachschub an Impfstoffdosen. Ab Anfang April sollen die niedergelassenen Ärzte in Deutschland flächendeckend mit Corona-Impfungen beginnen. Kaum sind die Zahlen in der Welt, warnt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn davor, unrealistische Erwartungen zu schüren: Die Impfzahlen würden deutlich steigen, sagt er im ZDF. “Aber die Impfmengen werden nicht gleich auf 20 Millionen im Monat oder gar auf zehn Millionen in der Woche wachsen”, fügt Spahn hinzu. “Im April wird es deutlich mehr Impfungen geben, aber noch nicht in der Größenordnung.” Dann würden zunächst die Hausärzte einbezogen, in einem weiteren Schritt dann die Betriebsärzte. Mit jedem Schritt könne dann angesichts der Verfügbarkeit von mehr Impfdosen auch die Priorisierung flexibler gehandhabt werden. KBV-Chef Gassen hatte zuvor erklärt, mithilfe der Hausarztpraxen sei es möglich, ab April 20 Millionen Menschen im Monat zu impfen. Die Zahl der Covid-19-Intensivpatienten in Deutschland ist nach zweitägigen Zuwächsen nun wieder deutlich gesunken. In deutschen Kliniken werden derzeit 2785 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, wie aus dem aktuellen Divi-Intensivregister hervorgeht. Im Vergleich zum Vortag ist das ein Absinken um 80 Patienten. Demnach müssen 1572 Patienten invasiv beatmet werden, das sind 27 weniger als am Vortag. Insgesamt sind den Angaben zufolge noch 4889 Betten in den deutschen Kliniken frei. Angesichts hoher Infektionszahlen sollen sich in Kürze im Vogtland alle Einwohner ab 18 Jahren gegen das Coronavirus impfen lassen können. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag in dem Landkreis am Dienstag nach Angaben des Robert-Koch-Instituts bei 251,3. Erstmals wurde auch in Deutschland die neue Variante von Sars-CoV-2 mit der Bezeichnung B.1.525 entdeckt. Das teilte das Centogene-Labor in Rostock mit, dass seit Ende Juni 2020 auch Coronatests in der Bevölkerung durchführt. In einer positiven Probe wurde nun mit der sogenannten Vollgenom-Analyse die möglicherweise besorgniserregende Mutation gesehen. Wegen dieser Ähnlichkeit zu ansteckenderen Varianten des Coronavirus liegt auch bei B.1.525 der Verdacht nahe, dass diese maßgeblich ansteckender ist als das Ursprungsvirus. “Die Mutation B.1.525 kombiniert die Eigenschaften der britischen, brasilianischen und südafrikanischen Variante. Es ist daher gut möglich, dass sie ansteckender ist als andere Varianten, die jede für sich bereits eine höhere Infektionsrate aufweist als der Wildtyp”, erklärt Professor Peter Bauer von Centogene. Das Virus versuche, entweder schneller in die Zellen eindringen zu können oder sich schneller von Mensch zu Mensch zu übertragen. Außerdem versuche es der Immunabwehr – also beispielsweise durch Impfung oder durchlaufene Infektion – auszuweichen. “Also wenn jemand eine Infektion hatte, dann muss sich das Virus verändern, um neu angreifen zu können.” Das scheint die neue Variante zu tun. Der Rewe-Konzern will seinen mehr als 250.000 Beschäftigten in Deutschland schnellstmöglich kostenlose Corona-Selbsttests zur Verfügung stellen. Zu dem Kölner Konzern gehören neben der Supermarktkette Rewe unter anderem auch der Discounter Penny, die Toom-Baumärkte und die DER Touristik. Kanzlerin Angela Merkel begrüßt einen Appell der deutschen Wirtschaft zu mehr Corona-Schnelltests in den Betrieben, pocht aber auch auf breite Umsetzung. “Wir erwarten, dass wirklich substanziell die Wirtschaftsunternehmen daran teilnehmen”, sagt sie in Berlin. Die Teststrategie sei “ein Muss für die Möglichkeit von Öffnungen” und eine Brücke bis zu Impfungen größerer Bevölkerungsteile. Nur jede zehnte Apotheke in Deutschland bietet derzeit Schnelltests an. Migrantinnen und Migranten sind nach Angaben des Roten Kreuzes von der Corona-Pandemie besonders betroffen. Abgesehen davon, dass viele durch Geschäfts- und Restaurantschließungen ihre Arbeit verloren haben, bleiben sie oft auch bei Tests und Impfungen auf der Strecke, wie die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) am Dienstag berichtete. Die Föderation spricht von einer “unsichtbaren Wand”. Migranten blieben oft ausgeschlossen, selbst, wenn sie per Gesetz theoretisch in die Pandemiemaßnahmen einbezogen wurden. Dort, wo man sich online zu Tests oder Impfungen anmelden müsse, seien mangelnde Sprachkenntnisse oder kein Zugang zu Computern eine Hürde, hieß es weiter. “Covid-19 ist der Migrationsstatus einer Person egal, und uns sollte es auch egal sein”, sagte Jagan Chapagain, IFRC-Generalsekretär. “Solange nicht alle Menschen einbezogen werden, wird das Virus zirkulieren und mutieren, und damit die Wirkungskraft der Impfungen untergraben.” Wegen des Verdachts auf einen großangelegten Betrug stoppt der Bund die Abschlagszahlungen der Corona-Hilfen. Das berichtet der “Business Insider” unter Berufung auf eigene Recherchen. Betroffen sind demnach November- und Dezemberhilfen sowie die Überbrückungshilfen I bis III. In die Kategorie fallen beispielsweise Restaurants, Hotels und auch Einzelhändler. Wie das Magazin berichtet, sollen “bislang Unbekannte ein Schlupfloch in gleich mehreren Coronahilfen des Bundes ausgenutzt” haben. Der Verfassungsschutz in Österreich ermittelt gegen einen AfD-Aktivisten, der vor der KZ-Gedenkstätte Mauthausen eine Covid-Impfung mit dem Einsatz des tödlichen Giftgases Zyklon B verglichen haben soll. Bei der Zahl der Neuinfektionen hält sich das Verhältnis von Männern zu Frauen die Waage. Der Krankheitsverlauf ist bei Männern aber oft schwerer, das Sterblichkeitsrisiko höher. “In Deutschland fällt das vor allem im mittleren Alter zwischen 40 und 69 auf: dass in der Altersgruppe ungefähr doppelt so viele Männer an der Erkrankung gestorben sind”, sagt Virologin Sandra Ciesek. Ein Grund dafür könnte laut Ciesek sein, dass sich Männer öfter Risikofaktoren aussetzen. Statistisch gesehen würden Männer deutlich häufiger rauchen und Alkohol trinken. “Außerdem ist das Immunsystem von Frauen genetisch und hormonell bedingt durchschnittlich besser”, sagt die Virologin. “Frauen entwickeln insgesamt stärkere Immunantworten auf Virusinfektionen als Männer.” In Norwegen ruft die Regierung wegen steigender Corona-Fallzahlen zum Verzicht auf Reisen an den Oster-Feiertagen auf. Ebenso sollen Norweger im Ausland an Ostern nicht nach Hause kommen. Die sogenannte Reproduktionszahl liegt in Norwegen derzeit bei 1,3. Das heißt, dass 100 Erkrankte statistisch gesehen 130 andere Menschen anstecken. Es gebe lokale Ausbrüche in Kindergärten, Schulen und auf Baustellen, so Solberg. Viele Kommunen hätte strenge Beschränkungen eingeführt. Estlands Regierung verschärft angesichts eines Anstiegs der Corona-Infektionen die Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie. Nach den Oberschulen müssen nun auch die Grundschulen auf Online-Unterricht umstellen. Zudem dürfen nur noch Geschäfte, die dringend benötigte Waren anbieten, öffnen. Restaurants dürfen nur noch Speisen zum Abholen anbieten. Schwimmbäder, Kinos, Saunen und Kasinos sind bereits geschlossen. Die palästinensischen Krankenhäuser im besetzten Westjordanland sind nach Behördenangaben teilweise überbelegt. Einige Kliniken seien zu mehr als 100 Prozent ausgelastet und einige Intensivstationen mit Corona-Patienten vollständig belegt. In der Schweiz zeigt der Trend bei den Neuinfektionen seit Mitte Februar wieder nach oben. Zurückzuführen sei das auf ansteckendere Virus-Varianten, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilt. Diese sind demnach inzwischen für mehr als 70 Prozent der neuen Ansteckungen verantwortlich, vor allem die in Großbritannien erstmals nachgewiesene Mutation. Entscheidend für die weitere Entwicklung und mögliche Lockerungsschritte werde sein, wie schnell die Impfungen vorankommen. Erstmals wird ein Covid-19-Intensivpatient aus dem stark betroffenen Tschechien zur Behandlung ins Ausland gebracht. Ein Rettungswagen mit einer schwerstkranken Frau an Bord brach am Dienstagmorgen in Usti nad Orlici auf, wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen CT berichtete. Ziel der zweieinhalbstündigen Fahrt sei das Krankenhaus in Raciborz in der polnischen Woiwodschaft Schlesien. Die 68 Jahre alte Patientin werde dabei von einem Notfallmediziner begleitet. Die Regierung in Prag hatte lange gezögert, ausländische Hilfe anzunehmen. Auch andere Länder wie Deutschland und die Schweiz haben sich zur Aufnahme von Covid-19-Patienten bereit erklärt. Viele Krankenhäuser in Tschechien sind überlastet. Derzeit werden knapp 8500 Menschen stationär behandelt. Davon sind 1789 in einem ernsten Zustand oder müssen beatmet werden. Nach der bisher tödlichsten Woche in der Pandemie registriert Brasilien einen weiteren Höchstwert bei den an einem Tag erfassten Corona-Toten. 1972 Menschen sind nach Daten des Gesundheitsministeriums in Brasília vom Dienstagabend innerhalb von 24 Stunden gestorben. Der bisherige Höchstwert lag am vergangenen Mittwoch bei 1910 Toten nach 1641 am Dienstag. Insgesamt sind damit in Brasilien 268.300 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Neu infiziert haben sich 70.764 Menschen, womit die Zahl der Corona-Infizierten in dem größten Land Lateinamerikas auf mehr als 11,1 Millionen stieg. Nur in den USA und in Indien sind die Zahlen noch höher. Chile ist das Land mit den weltweit meisten innerhalb der letzten sieben Tage gegen das Coronavirus geimpften Menschen pro 100 Einwohnern und hat Israel damit überholt. In den USA entwickelt sich die Zahl der täglich registrierten Todesfälle weiter rückläufig. Binnen eines Tages verzeichneten die Behörden zwar mindestens 815 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus – zugleich ist das jedoch der niedrigste Tageszuwachs seit Mitte November.

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