Gute Ideen und Eigeninitiative… nicht gefragt

VON JOACHIM ZAPPE

Da sind wir doch mal richtig gespannt, wie das weitergeht. Eine über die Stadtgrenze hinaus beachtete und gelobte Initiative von Dr. Hans-Christian Meyer hat ein jähes Ende gefunden. Per Verfügung stoppte das NRW-Gesundheitsministerium den Modellversuch, den der Wermelskirchener Mediziner initiiert hatte. 

Aus dem knappen Impfstoff kann nämlich 15 Prozent mehr herausgeholt werden. Mit speziellen Null-Rest-Spritzen kann der Impfarzt statt sechs Impfdosen eine Dosis mehr aus einer Ampulle ziehen. Das alles offiziell über den Dienstweg als Modellversuch unter Einbeziehung des Kreises von Wermelskirchen auf den Weg gebracht. Eine Erfolgsgeschichte in frustrierenden Corona-Zeiten und Musterbeispiel für unbürokratisches Ärmelhochkrempeln, zum Wohle aller. 

Offensichtlich nicht für alle, denn Impfarzt Dr. Meyer wurde am Wochenende untersagt, die vom Kreis schon georderten 25 000 Zero-Residual-Spritzen weiter einzusetzen. Was spärlich als Begründung für das Verbot dieser Spritzen bisher in die Öffentlichkeit kommuniziert wurde, kann beim Bürger nur zu Ärger und Kopfschütteln führen. Da geht es offensichtlich um Zuständigkeiten, um Verträge zwischen Land und Apothekenkammern, um Haftungsfragen und Verfahrensanweisungen. Und bei uns Bürgern führt das, gelinde gesagt, zu Fassungslosigkeit und Kopfschütteln.

Da sind wir genau da, wo wir uns nach einem Jahr Corona wirklich heftig aufregen können: Kompetenzgerangel, Überbürokratisierung, Ideenlosigkeit und „Schwarze-Peter-Spielchen“. Überall gibt es Eigeninitiativen und gute Ideen von Wissenschaftlern, Bürgermeistern oder Landräten, die aufzeigen, wie man kluge Öffnungsstrategien entwickeln kann, ohne den Kampf gegen Corona zu verlieren. 

Seit einem Jahr geht man darauf nicht entschlossen ein und testet wenigsten mal Alternativen. Warum werden nicht all die digitalen Möglichkeiten genutzt, die die Nachvollziehbarkeit verbessern und die vorhanden sind? Und damit meine ich nicht nur die Corona-App. Kluge, machbare Vorschläge gab es doch die letzten Monate zuhauf. Mit Erstaunen kann man dann in den einschlägigen Talkshows hören, dass viele von diesen klugen Köpfen, wie beispielsweise die Vorsitzende des Europäischen Ethikrates, Prof. Dr. Christiane Woopen, noch nicht einmal eingeladen sind in die Gremien der Pandemiebekämpfer. Und da könnte man eine ganz Reihe von Persönlichkeiten nennen, die gute Vorschläge und Ideen haben. Wahrscheinlich wird sich an dieser Engstirnigkeit auch nichts ändern. Deshalb, lieber Dr. Meyer, lassen Sie sich nicht frustrieren, machen Sie bitte weiter!

Comments (4) Write a comment

    • stefan janosi
    • 23.02.21, 19:36 Uhr

    Eine absolut unverständliche Entscheidung. Die Zero-Residual-Spritzen wurden ursprünglich für Injektionen in den Glaskörper des Auges konzipiert. Augenärzte nutzen diese Technik für eine wirkstoffmengengenaue Injektion von Medikamenten seit vielen Jahren. Warum diese sicheren und bewährten Injektionen nun plötzlich für eine einfache Impfung nicht mehr zugelassen sein sollen wird das Geheimnis des verantwortlichen Bürokraten bleiben.

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    • Sisi
    • 24.02.21, 16:26 Uhr

    mir kommt es so vor, das die Verantwortlichen, die Pandemie ,künstlich und mit Absicht verlängern wollen! Die Bürokratie in deutschland ist zum Mäuse melken!!!

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    • Interessierter Leser
    • 03.03.21, 19:42 Uhr

    Spritzen müssen in Deutschland hohe Voraussetzungen an das Material erfüllen. Sie sollen ja auch funktionieren. Das weiß jeder der sich damit beschäftigt. Ich finde es legitim, dass das Land nrw, das auch für Herrn Meyer haften muss, genau hinschaut ob die rechtlichen Anforderungen für die Spritzen vorliegen und diese sicher sind! Das hätte man auch vor dem ersten Einsatz klären können und vielleicht auch müssen! Diagnose für den Arzt: Profilierungsneurose! Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht!

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      • Joachim Zappe
      • 04.03.21, 12:15 Uhr

      Lieber interessierter Leser,
      vielen Dank für Ihren sachlichen Kommentar. Es ist immer legitim, sich an bestehende Gesetze und Verordnungen zu halten. Da stimme ich Ihnen zu. Allerdings wird auch deutlich, was nach einem Jahr quälender Pandemie in der Öffentlichkeit medial zunehmend als Überbürokratisierung, Unfähigkeit und Verhinderung von Problemen wahrgenommen wird. Wenn ich zu einem schweren Verkehrsunfall komme, dann bin ich verpflichtet sofort zu helfen, um Leben zu retten. Wenn ich da erst einmal überlege, wofür ich hafte, was ich als medizinischer Laie alles falsch machen kann, ist es für das Unfallopfer vielleicht zu spät. Wo könnten wir bei der Bekämpfung von Corona stehen, wenn wir den Datenschutz bei der Corona-App einmal temporär begrenzt in die zweite Reihe gestellt hätten? Im täglichen digitalen Leben machen wir das bei Google & Co doch auch. So gibt es viele Beispiele, wo ein Interessenausgleich der Sache, Leben zu retten und ein normales Leben wieder möglich zu machen – dienlich sein könnte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass öffentliche Verwaltungsstrukturen und –verfahren nach der Pandemie dringend einer Evaluation bedürfen.
      Ein letztes Wort zu ihrem Profilierungsvorwurf. Auch da kann man in der öffentlichen Wahrnehmung sehen, wie Virologen sich sprichwörtlich an die Kehle gehen. Verletzte Eitelkeiten, Zurücksetzung und Profilierungsdenken spielen hier eine Rolle und bremst Lösungen. Dazu kommt der öffentliche, der mediale Druck. Mir persönlich ist das egal, denn entscheidend ist, was hinten rauskommt. Diejenigen, die sich einbringen und die Ärmel hochkrempeln, das ist eine alte Weisheit, stehen dabei immer im Kreuzfeuer. Jeder Ehrenamtler kennt das. Gar nichts machen, ist das die Alternative? Es bleibt ja unbenommen, dass jeder Kritiker ihr Profil einbringen. Denen würde ich genauso große Hochachtung entgegenbringen wie Dr. Hans Christian Meyer.

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