NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CCIV)

In Deutschland steigt die Sieben-Tage-Inzidenz weiter auf 60,2 (Vortag: 57,8), wie das Robert-Koch-Institut (RKI) mitteilt. Der Wert gibt an, wie viele von 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche rechnerisch neu positiv getestet werden. Bund und Länder streben zunächst eine Inzidenz von 50 an. Öffnungen etwa des Einzelhandels werden aber erst in Aussicht gestellt, wenn der Wert 35 erreicht wird. Laut RKI wurden in 7676 neuen Fällen Menschen positiv auf Corona getestet, das sind über 1500 mehr als am Sonntag vor einer Woche. Außerdem werden 145 weitere Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Die Ansteckungsrate (R-Wert) wird vom Robert-Koch-Institut (RKI) mit 1,14 angegeben (Vortag: 1,00). Das bedeutet, dass im Durchschnitt 100 Infizierte 114 weitere Menschen mit Sars-CoV-2 anstecken. Der 7-Tage-R-Wert liegt aktuell bei 1,07 (Vortag: 0,94). Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 3079 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 1752 davon werden beatmet. Rund 4657 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Erneut verzeichnet der Freistaat Thüringen die meisten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern: 23,3. Gestern waren es noch 22,2 gewesen. In absoluten Zahlen sind es heute 497 neue Fälle in Thüringen. Dahinter folgt die Stadt Hamburg, wo 15 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern gemeldet werden. Am freundlichsten ist die Lage in Rheinland-Pfalz, wo nur 5,5 neue Fälle je 100.000 Einwohnern gemeldet werden. In absoluten Zahlen werden die meisten Fälle aus Nordrhein-Westfalen gemeldet: 1750. Dahinter folgt Bayern mit 1263 Neuinfektionen. Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnt vor einem deutlichen Anstieg der Infektionszahlen in Deutschland: “Ich halte es für gesichert, dass die Zahlen darauf hindeuten, dass wir am Beginn einer dritten Welle sind”, sagte er. Als Grund dafür benannte der SPD-Politiker die neuen mutierten Virusvarianten: “Der Lockdown war stark genug, um die alte Wildtyp-Variante zu verdrängen. Aber die neuen Varianten dehnen sich weiter aus.” In den vergangenen Tagen sank die Zahl der Neuinfektionen und der Sieben-Tage-Inzidenzwert nur noch langsam. Am heutigen Tag stieg die Inzidenz sogar wieder leicht an. In einer psychiatrischen Station der Medizinischen Hochschule Hannover ist es zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Derzeit seien 14 Patientinnen und Patienten sowie 11 Beschäftigte betroffen, sagte ein Sprecher der Klinik. Der Ursprung der Infektionen sei unklar, sagte der Sprecher. Keiner der Betroffenen sei so schwer erkrankt, dass er oder sie beatmet werden müsste. In Heidelberg löst die Polizei am späten Freitagabend eine Familienfeier mit 20 Menschen auf. Wie die Polizei mitteilte, verständigten am Abend zuvor Nachbarn wegen einer Ruhestörung die Beamten. Vor Ort stellte sich heraus, dass in einer Wohnung und im Hof des Hauses der zehnte Geburtstag des Sohnes des Wohnungsinhabers gefeiert wurde. Unter den Gästen waren acht Kinder unter 14 Jahren. Die Feier sei laut der Polizei aufgelöst und die “teilweise alkoholisierten Gäste nach Hause geschickt” worden. Einige Gäste erhielten zudem Platzverweise, weil sie den Heimweg zunächst nicht antreten wollten. Die Gastgeber sowie die Gäste müssen der Polizei zufolge nun mit Anzeigen wegen Verstoßes gegen die Corona-Verordnung rechnen. Mindestens zwölf Wochen Abstand zwischen der ersten und zweiten Impfdosis haben beim Astrazeneca-Impfstoff den Entwicklern zufolge positive Auswirkungen auf dessen Wirksamkeit. “Da die Verfügbarkeit [der Impfstoffe] begrenzt ist, kann die Strategie, zunächst mehr Menschen mit einer Dosis zu impfen, womöglich zu einer größeren Immunität der Bevölkerung führen, als nur die Hälfte der Menschen mit zwei Dosen zu impfen”, schrieb der Chef-Entwickler des Impfstoffs, Andrew Pollard, in der Fachzeitschrift “The Lancet”. Die am Freitag veröffentlichten Ergebnisse jüngster klinischer Studien mit mehr als 17.000 Probanden in Großbritannien, Südafrika und Brasilien untermauern die Strategie der britischen Regierung, ein größeres Intervall zwischen erster und zweiter Impfdosis einzuplanen – zumindest für das Astrazeneca-Vakzin. Bei einem Abstand von mindestens zwölf Wochen zwischen erster und zweiter Dosis wies der Impfstoff demnach eine Wirksamkeit von 81 Prozent auf. Diese lag lediglich bei 55 Prozent, wenn zwischen beiden Dosen nur bis zu sechs Wochen lagenSPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach fordert, den Astrazeneca-Impfstoff sofort für alle Impfberechtigten unter 65 Jahren aus den ersten drei vorrangig zu impfenden Gruppen freizugeben. “Es bleibt Impfstoff liegen, weil sich nicht genug Personen aus der ersten Prioritätsgruppe anmelden oder nicht zum Termin erscheinen. Das ist eine absurde und unerträgliche Situation”, sagt Lauterbach. “Wir sollten beim Astrazeneca-Impfstoff jetzt unbürokratisch die Impfzentren für alle unter 65 Jahren aus den ersten drei Prioritätsgruppen öffnen. Dann könnten wir die Impfzentren endlich voll auslasten.” Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach äußert die Hoffnung, dass sich mit dem Impfstoff von Pfizer und Biontech eine Herdenimmunität erreichen lässt. Lauterbach verweist auf Ergebnisse einer Studie des israelischen Gesundheitsministeriums und von Pfizer. “Diese Auswertungen sind der erste klare Hinweis darauf, dass man sich nach der Impfung nicht ansteckt und auch nicht ansteckend ist”, führt er aus. Damit würde die Impfung eine Herdenimmunität tatsächlich ermöglichen – “und die Rückkehr zum normalen Leben möglich machen”. Angesichts von Meldungen, dass der Impfstoff von Astrazeneca von jüngeren Menschen mit erster Priorität – etwa Beschäftigte in Krankenhäusern – abgelehnt wird, plädiert der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung in Sachsen für eine Abschaffung der Prioritätsgruppen. “Ich halte es für richtig, ohne Priorisierung zu impfen und den Astrazeneca-Impfstoff damit für alle zugänglich zu machen”, sagte Klaus Heckemann dem MDR. Niedersachsen will einem Bericht zufolge Lehrkräfte und Erzieherinnen früher als geplant eine Schutzimpfung ermöglichen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek befürwortet die Pläne für eine frühere Impfung von Lehrkräften und Kita-Personal. “Beide Berufsgruppen nehmen Aufgaben wahr, die für unsere ganze Gesellschaft ganz großer Bedeutung sind, was sich auch in der Impfpriorisierung zeigen sollte”, sagt die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Bei den verstärkten Einreisekontrollen an den Grenzen zu Tschechien und dem österreichischen Bundesland Tirol sind in dieser Woche nach einem Zeitungsbericht mehr als 4500 Menschen abgewiesen worden, weil sie ohne negativen Corona-Test nach Deutschland einreisen wollten. 4522 Menschen sei aus diesem Grund die Einreise verwehrt worden. In der Corona-Krise haben viele Menschen in Europa laut einer Studie deutlich mehr gespart. Im vergangenen Jahr flossen im Saldo 585 Milliarden Euro neu auf Giro- und Sparkonten in der Eurozone, heißt es in einer Analyse des Hamburger Finanzunternehmens Deposit Solutions. Damit sei das Sparvolumen im Währungsraum um 48 Prozent zum Vorjahr gewachsen (2019: +395 Milliarden Euro). Ein Großteil der neuen Gelder, rund 150 Milliarden Euro, entfalle auf deutsche Sparer, hieß es. Bis Ende Juli sollen alle Erwachsenen in Großbritannien einen Impftermin für die erste Dosis angeboten bekommen. Irland will angesichts der hohen Corona-Infektionszahlen das Gastgewerbe nicht vor dem Hochsommer öffnen. Bars, Restaurants, Cafes und Hotels in Irland waren in den vergangenen zwölf Monaten die meiste Zeit geschlosen. Die Regierung will bei der Öffnung vorsichtig vorgehen, da rund 90 Prozent der Neuinfektionen die britische Coronavirus-Mutation darstellten. In den Niederlanden hat die Ausgangssperre als Maßnahme gegen die Corona-Pandemie eine neue gesetzliche Grundlage. In Großbritannien sind mittlerweile mehr als 120.000 Menschen an oder mit Covid-19 gestorben. Das geht aus den offiziellen Zahlen der Regierung hervor. Die Zahl bildet jene Toten ab, die in den vier Wochen vor ihrem Tod positiv auf das Virus getestet worden sind. Schaut man auf die – weniger regelmäßig aktualisierte – Zahl jener Menschen mit Covid-19 auf dem Totenschein, waren es bereits am 5. Februar schon fast 130.000 Todesfälle. Damit gehört das Vereinigte Königreich zu den am schwersten von der Pandemie getroffenen Ländern Europas. In London ist die Wartezeit von Krankenwagen vor überfüllten Krankenhäusern auf der Höhe der zweiten Corona-Welle massiv gestiegen. Das Personal muss Wartezeiten vor den Krankenhäusern melden, wenn diese eine halbe Stunde übersteigen. In London kamen in den zwei Wochen über die Weihnachts- und Neujahrsfeiertage insgesamt 4164 gewartete Stunden zusammen, wie aus einer BBC-Recherche hervorgeht. Damit verlängerte sich die Wartezeit gegenüber dem gleichen Zeitraum im Vorjahr um rund 63 Prozent. Betroffene berichteten der BBC von Einzelfällen, in denen selbst Schlaganfall-Patienten mehr als drei Stunden warten mussten, bis überhaupt ein Krankenwagen kam, um sie zuhause abzuholen – in manchen Fällen war dies für eine Rettung jedoch zu spät. Frankreichs Gesundheitsminister Olivier Véran hat wegen der Corona-Ausbrüche im Südosten des Landes zusätzliche regionale Maßnahmen gefordert. Véran brachte dabei in Nizza eine Verschärfung der nächtlichen Ausgangssperre sowie einen teilweisen oder kompletten Lockdown ins Spiel. Bis Sonntagabend sollen die Verantwortlichen demnach über weitere Schritte für das Département Alpes-Maritimes an der französischen Riviera entscheiden. Mit einer Inzidenz von 577 Fällen auf 100.000 Menschen ist das Gebiet nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde vom Donnerstag in Frankreich derzeit am stärksten betroffen. In Schweden ist erstmals die in Brasilien entdeckte Variante des Coronavirus nachgewiesen worden. Vier Menschen seien positiv auf die als ansteckender geltende Mutation getestet worden, teilte der Regionalrat von Gävleborg mit. Entwicklungsminister Gerd Müller von der CSU warnt vor einer dramatischen Benachteiligung ärmerer Länder bei der Versorgung mit Corona-Impfstoff. “Eine weltweite Impfkampagne darf nicht am Geld scheitern – aus humanitären Gründen, aber auch aus unserem eigenen Interesse”, sagte er der “Passauer Neuen Presse”. Andernfalls komme das Virus “im nächsten Flieger zurück, vielleicht noch gefährlicher”. Ziel sei es, bis Ende des Jahres mindestens 20 Prozent der Menschen in Entwicklungsländern zu impfen. Dafür fehlen nach Müllers Worten jedoch noch 27 Milliarden Euro. “Die Pandemie besiegen wir nur weltweit oder gar nicht”, sagte Müller. Bislang fänden nur 0,5 Prozent der Impfungen in den ärmsten Ländern statt. Die reichen Länder hätten sich hingegen zwei Drittel der Impfdosen gesichert, obwohl sie nur 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachten. Israel hat Erleichterungen für Bürger eingeführt, die gegen das Coronavirus geimpft oder nach einer Erkrankung genesen sind. Mit einem Grünen Pass dürfen sie unter anderem Fitness-Studios, Hotels, Theater oder Sportereignisse besuchen. Die US-Seuchenbehörde CDC hat nach eigenen Angaben bislang 61,3 Millionen Impfdosen verabreicht. Insgesamt seien 79,1 Millionen Dosen ausgeliefert worden. In den USA steigt die Zahl der bisher mit dem Coronavirus infizierten Menschen auf mehr als 28 Millionen. Angesichts von 77.556 nachgewiesenen Neuinfektionen am Freitag haben sich nun seit dem Ausbruch der Pandemie mindestens 28,02 Millionen Menschen mit dem Virus angesteckt. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus ist um mindestens 2607 auf mehr als 495.500 gestiegen. Die USA weisen weltweit die mit Abstand höchsten Infektions- und Todeszahlen auf.

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