Hier gibt es ordentlich was auf die Ohren: KAHVEHANE bei Apple oder Spotify
VON WOLFGANG HORN
„Jeder kennt sie, die Kahvehanes oder auch „deutsch-migrantischen Kulturvereine“ genannt, in denen, hinter Milchglasscheiben, türkische Männer unter Leuchtstoffröhren-Licht, genüsslich an ihrem Çay nippen, die Steine des Okey Spiels sortieren und über Alltagsthemen sprechen, die sie beschäftigen“. So zu lesen auf der Website KAHVEHANE der renk. Podcast. Ich gestehe freimütig: Ich bin nicht jeder. Ich kenne sie nicht, die Kahvehanes. Ich bin auf diese Website geraten, weil im Kölner Stadt-Anzeiger zu lesen war, daß eine der Verantwortlichen für den Kölner Podcast aus Wermelskirchen stammt.
„Kahvehanes wurden von türkischen Gastarbeitern in den 60er Jahren importiert. Einerseits sollte dieser Ort ein Gefühl von ‚Heimat‘ vermitteln, andererseits zeigten Schilder vor deutschen Kneipen wie beispielsweise ‚Türken verboten‘ wie unerwünscht die türkischen Gastarbeiter waren und so gründeten sie ihre eigenen ‚Kulturvereine‘. So ist dort über die Ursprünge dieser Cafés zu lesen. Daß es sich um einen “Safe-Space” handele und gehandelt habe, „bei dem sich Landsleute über Alltagsthemen austauschen konnten, sich verstanden fühlten und erwünscht waren. Bis heute hat das Konzept der Kahvehanes im Stil der ersten Generation in Berlin Bestand. Frauen bleibt der Zutritt oft verwehrt und auch generell sind die Räumlichkeiten für die Meisten ein großes Mysterium“.
Renk ist ein online erscheinendes Gesellschafts- und Kulturmagazin, 2013 gegründet, das nach eigenem Bekunden keinen Bock mehr hat auf Klischees. Renk heißt Farbe auf Türkisch und ist „das erste Magazin mit Perspektiven von und für People of Color“. Und: renk leistet sich den besonderem Blick auf deutsch-türkische Communities auf Diversität, Rassismus, LGBTQI+, auf Kunst und Kultur. Großer Anspruch. Gut so. Und renk hat eine Podcastreihe gestartet. Erdal Erez, Redaktionsleitung Köln von renk, und Fatima Remli, renk. Autorin, sind Einlader und Gastgeber der Podcast-Gesprächsreihe.
Erdal Erez, 39, stammt aus Bielefeld, Fatima Remli, 36, kommt aus Wermelskirchen. Beide hier geboren, aufgewachsen, zur Schule gegangen. Erdal Erez’ Eltern stammen aus der Türkei, die von Fatima Remli aus Marokko. Beide wollen offensiv mit Rassismus umgehen, ihre Erfahrungen preisgeben, ihre Gedanken. Im Kölner Stadtteil Nippes sind die beiden Nachbarn und in renk ein eingespieltes Team
Dieser Podcast, so ist im Stadt-Anzeiger zu lesen, fühle sich tatsächlich ein wenig so an, als säße man am Nebentisch in einem kleinen Café und dürfte zufällig einer Unterhaltung lauschen.
Sie sprechen etwa darüber, wie es sich anfühlt, als Kind mit Migrationshintergrund an deutschen Schulen und Universitäten (aus-)gebildet zu werden. Oder über toxische Männlichkeit, über Alltagsrassismus, Schamgefühl oder Sexualität. Auch Hörer ohne Migrationshintergrund sollen die Podcasts spannend finden können, so der Anspruch: Gemeinsamkeiten verstärken, statt Unterschiede.
Geplant ist auch eine Folge über queere Migranten und Migrantinnen. Und die beiden wollen über ihre Erfahrungen mit der Dating-Szene erzählen. Reinhören. Unbedingt.