Mein Samstagmorgen im RWE Markt EKZ

VON LOTHAR DÄHN

Wer samstagsmorgens im EKZ zu Corona-Zeiten einkauft, sollte wissen, auf was er sich einlässt. In diesem Bewusstsein betrat ich heute gegen zehn Uhr diesen Großflächenmarkt. Erleichtert konnte ich unmittelbar zuvor noch einen der letzten drei verfügbaren Einkaufswagen ergattern, denn ohne darf man ja nicht rein. Kompromissbereit, weil ohne Wartezeit, nahm ich das Modell mit horizontaler Ladefläche und kleinem Körbchen. Gottseidank konnte ich mir die übliche lange Menschenschlange vor der Leergutannahme ebenso ersparen. Den leeren Getränkekasten hatte ich ja zu Hause vergessen. 

Das folgende Einkaufserlebnis, das für manche offenbar das absolute Highlight der Woche ist, verdarb mir dann doch die Stimmung. 

Ja, es ist Samstagmorgen, da geht man nicht einkaufen, wenn man nicht muss. Meine heimliche Hoffnung, vielleicht ist es ja doch noch nicht so voll, vielleicht bin noch früh genug da, vielleicht frühstücken die meisten noch, starb schon in wenigen Sekunden nach dem vollmaskierten Eintreten in das EKZ. In den Gängen und zwischen den Regalen bereits lebhaftes Treiben. Also, nichts wie schnellstens durch. Tunnelblick auf den Einkaufszettel, der hoffentlich keinen Zickzackkurs vorsah. Volle Konzentration auf den Warenfindungsprozess. 

Das erwies sich wieder als schwierig, nicht nur wegen der gefühlt ständigen Umbaumaßnahmen in diesem Riesenladen, sondern dieses Mal auch wegen des Zusatzeinkaufs für einen anderen Haushalt. Zunehmend beschlich mich das beklemmende Gefühl, dass mir immer mehr Menschen im Weg standen. Wo kommen die jetzt alle her? Ich verlor meinen Rhythmus. Der geplante schnelle Bewegungsablauf – kurz schauen, zugreifen, ablegen, weitergehen – geriet immer wieder ins Stocken. Wenn sich ältere Mitbürger in dieser – vor allem von Rentnerpaaren – begehrten Stunde nicht über die Auswahl des richtigen Produkts streiten, dann füllen fleißige Damen in himmelblauen Kitteln genau in dem Moment Ware nach, in dem ich vor dem Regal stehe. Gebotener Abstand wird zur echten Herausforderung. 

Eis für den Enkel, eigentlich kein Problem, die EKZ-Kühlschränke sind reichlich gefüllt. Nur blöd, dass der menschliche Rückstau von der Frischfleischtheke jetzt den Zugang versperrt. Oh, da treffen sich zufällig nach langer Zeit ein paar alte Bekannte mitten im Gang. Wortfetzen verraten mir und allen anderen, daß es um gemeinsame Urlaubserlebnisse aus 2019 geht. Bewundernswerte Gelassenheit mitten in der samstäglichen Einkaufshölle.

Nach einer knappen Stunde nähere ich mich genervt der Kasse. Tröstlich, denn wie durch ein Wunder nehme ich diese letzte Hürde einigermaßen schnell. Die freundliche Kassiererin hilft mir noch geschwind mit dem Wiedereinpacken der Tiefkühlware und allem, was ich zuvor intelligent für zwei Haushalte in und auf dem Wagen getrennt hatte. Ich werde es zuhause wieder sortieren. Bestimmt hatte sie nur Mitleid. Oder wollte sie mich einfach nur loswerden? Denn es bildete sich wieder ein bedrohlicher Stau.

Beim Beladen des Kofferraums dachte ich: endlich frische, reine Luft und … bestimmt nie wieder samstags. Aber ich dachte auch: Warum dürfen in der Stadt derzeit nur ganz wenige Menschen in die Backwarenläden und Fleischereifachgeschäfte? Warum darf dagegen das EKZ das ganze Sortiment bei erkennbarer Überfüllung verkaufen, während andere, ein paar Meter weiter gibt es den OBI, schließen mussten? Was läuft da falsch? Wer macht die Regeln? Wer sorgt dafür, daß sie eingehalten werden? Wo bleiben die für die Hygiene verantwortlichen Ordnungsbehörden?

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