Ein Haus bauen

Ein Wort zum Montag, dem 1. Februar 2021

VON CORNELIA SENG

Vor unserem Haus, direkt gegenüber, auf der anderen Straßenseite wird ein neues Haus gebaut. Aufmerksam verfolgen wir den Bau. Wann wird die nächste Decke betoniert, wann wieder gemauert? – Den Bauleiter haben wir schon lange nicht mehr gesehen, ob er alles richtig im Blick hat? Verschiedene Bautrupps wechseln sich ab, mal Maurer, mal Betonbauer, mal Gerüstbauer. Heute waren wieder große Betonmischer vorm Haus, ob der frische Beton den Frost aushält? Wieviele Entscheidungen sind zu fällen, wieviele Berechnungen anzustellen, damit so ein Haus hält! Fundament und Statik müssen stimmen. So ein neues Haus soll schließlich mehr als hundert Jahre halten.

Jesus vergleicht unser Leben mit einem Hausbau. Wie ein Haus brauchen auch wir ein festes Fundament, auf das wir bauen können. Eine gute Grundlage für unsere Entscheidungen im Leben, für Gedanken, Worte und Taten. Gerade in diesen Zeiten, in denen manches verwirrt. Geht Ihnen das auch so: Menschen, auf deren Meinung ich etwas gegeben habe, denken plötzlich anders als ich. Manchmal so sehr anders, dass Verstehen nicht mehr möglich ist. Nur noch Kopfschütteln. Ich merke, dass meine Gedanken und meine Entscheidungen einen Standpunkt brauchen, ein Zuhause. Was ist richtig? Wonach richte ich mich bei meinen Entscheidungen?

„Wer meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Felsen baute“, sagt Jesus. „Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Felsen gegründet.“ (Mt. 7, 24f)

„Platzregen, Wasser und Wind“ gibt es gerade genug. Tagtäglich wollen Entscheidungen gefällt werden, manchmal überfordern sie mich. Sind die Corona-Maßnahmen der Regierung nötig, oder schränken sie zu sehr ein? Was sage ich zum Umgang mit Flüchtlingen in Europa? Was zum Klimawandel? Was kaufe ich ein und wo kaufe ich es ein? Was esse ich und wieviel bezahle ich dafür? Wieviele Reisen werden in Zukunft noch verantwortbar sein und wie bewege ich mich? Was „like“ ich in den sozialen Netzwerken und was besser nicht? Die Liste ist lang.

Eine Basis, ein festes Fundament ist wichtig, eine Grundlage für meine Entscheidungen.

Ich lebe in der jüdisch-christlichen Tradition. Ich verlasse mich auf Jesus. Ich verlasse mich darauf, dass das, was er gesagt und getan hat, richtig und gut ist. „Wer meine Worte hört und tut sie, der ist wie jemand, der sein Haus auf festen Boden baut“, hat er gesagt. Er hat die Schwachen geschützt und sich der Armen und Kranken in besonderer Weise angenommen. Für ihn zählte jedes Menschenleben.

Niemand ist aufzugeben, niemand ist abzuschreiben. Jedes Leben ist zu schützen. Wenn weniger Menschen sterben müssen, lohnt es sich, die Einschränkungen noch eine Weile durchzuhalten. Und es ist richtig, für Flüchtlinge einzutreten. Und faire Preise für gesundes Essen zu bezahlen. Auch die Mitgeschöpfe sind zu schützen. Darauf baue ich auch in diesen Zeiten.

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