Die Zahl der täglich verzeichneten Todesopfer durch die Corona-Pandemie in Deutschland hat einen neuen Höchststand erreicht. Binnen 24 Stunden wurden 1244 weitere Todesfälle gezählt, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) unter Berufung auf Angaben der Gesundheitsämter mitteilte. Der bisherige Höchstwert war am vergangenen Freitag mit 1188 Verstorbenen erreicht worden. Laut den jüngsten Angaben des RKI stieg die Gesamtzahl der erfassten Corona-Toten in Deutschland seit Beginn der Pandemie auf 43.881. Das RKI gab am Donnerstag zudem 25.164 Neuinfektionen mit dem Coronavirus bekannt. Die Gesamtzahl der registrierten Corona-Infektionen in Deutschland seit Beginn der Pandemie wuchs damit auf 1.978.590. Die Zahl der Corona-Tests in Deutschland ist in der zurückliegenden Woche wieder deutlich angestiegen, während die Quote der positiven Testergebnisse zurückging. Der Wochenauswertung der Labordaten aus dem Robert-Koch-Institut zufolge wurden 1.210.515 Tests gemacht. Bei 12,78 Prozent der Tests wurde das Coronavirus nachgewiesen. Laut Divi-Register werden in Deutschland derzeit 5185 Covid-19-Patienten intensivmedizinisch behandelt, 2970 davon werden beatmet. Rund 4400 Intensivbetten sind in den deutschen Kliniken derzeit noch frei. Rund zweieinhalb Wochen nach dem Start der Covid-19-Impfkampagne in Deutschland ist mit 758.093 Impfungen die Zahl der ans Robert Koch-Institut (RKI) gemeldeten Impfungen auf über 700.000 gestiegen. Die Grünen-Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink hat sich dafür ausgesprochen, den aktuellen Corona-Lockdown zu verschärfen. “Wir sind nach den laufenden Zahlen weit entfernt von einer Inzidenz, die es den Gesundheitsämtern erlaubt, Infektionsketten nachzuverfolgen, und in vielen Regionen stehen die Intensivkapazitäten der Krankenhäuser am absoluten Limit”, sagte Klein-Schmeink dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. “Es liegt im Interesse aller, wenn wir jetzt konsequent nachsteuern”, so die stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion.Konkret hat sie dabei die Wirtschaft im Blick. “Der Lockdown muss dringend auch die Arbeitswelt stärker durch ein Recht auf Homeoffice einbeziehen”, verlangte die Grünen-Politikerin. Das führe dann auch zur Reduktion von Kontakten im öffentlichen Nahverkehr. Der Epidemiologe Timo Ulrichs sieht das Schließen von Schulen derzeit als geboten und verhältnismäßig an. “Sie sind zwar keine Treiber der Pandemie, aber sie können sehr stark betroffen sein und dazu beitragen, dass sich das Virus noch weiter ausbreitet”, so Ulrichs, der Professor für internationale Not- und Katastrophenhilfe an der Akkon Hochschule in Berlin ist. Momentan sei der Infektionsdruck von außen zu groß. Seiner Ansicht nach sollten die Schulen mindestens den ganzen Januar geschlossen bleiben. Auch die Leiterin der Abteilung für Pädiatrische Pneumologie der Uni-Kinderklinik Bochum, Folke Brinkmann, hält die momentanen Schulschließungen für sinnvoll. Wenn die Schulen wieder öffneten, sollten zuerst die Jüngeren wieder hingehen, so die Kinder-Pneumologin. Bisherige wissenschaftliche Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich Kinder bis zum Grundschulalter weniger häufig anstecken und das Virus weitergeben. Schulzeugnisse und Abschlussprüfungen sollten in diesem Jahr aus Sicht von Lehrerverbänden die erschwerten Umstände der Corona-Pandemie berücksichtigen. “Eine Ausnahmesituation wie die Corona-Krise verlangt besondere Regelungen: In diesem Schuljahr darf niemand sitzenbleiben”, sagte die Chefin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Abitur und Mittlerer Abschluss müssten auch ohne Prüfung auf Basis von Vorleistungen abgelegt werden können. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprach sich für eine flexible Bewertung der Leistungen und Umstände der Schüler durch die Lehrkräfte aus. Das bisherige Vorzeigeland Irland hat sich innerhalb weniger Wochen zum Corona-Sorgenkind entwickelt. Experten machen die Regierung verantwortlich. Der zweite Lockdown sei zu früh beendet worden, außerdem habe es über die Weihnachtsfeiertage zu viele Kontakte gegeben. “Die Regierung ist vor kurzfristigen Interessen von Unternehmen eingeknickt.” In Dänemark wird der Lockdown um drei Wochen bis zum 7. Februar verlängert. Es gehe vor allem darum, die zunächst in England aufgetretene mutierte Virusvariante an der weiteren Ausbreitung zu hindern, sagte ein Minister. Somit bleiben Geschäfte, Einkaufszentren, Restaurants und andere Lokale sowie Kultur- und Freizeiteinrichtungen geschlossen. Schüler der in Dänemark bis zur neunten Klasse gehenden Folkeskole werden weiter aus der Distanz unterrichtet. Die maximal erlaubte Teilnehmerzahl für Zusammenkünfte ist auf fünf Personen herabgesetzt worden, auch der Reiseverkehr in und aus dem Ausland wurde von der dänischen Regierung stark eingeschränkt. Portugal verhängt ab Freitag einen neuen Lockdown. Dabei sei die Arbeit von zu Hause aus wo immer möglich Pflicht, sagt Ministerpräsident Antonio Costa. In Spanien steigen die Infektionszahlen weiter rasant. Das Gesundheitsministerium meldet mit 38.869 Neuinfektionen den höchsten Anstieg innerhalb eines Tages seit Ausbruch der Epidemie. In den tschechischen Grenzregionen zu Deutschland bleibt die Lage in den Krankenhäusern äußerst angespannt. Für das gesamte Land verzeichneten die Behörden 10.725 neue Corona-Fälle binnen 24 Stunden. Seit Pandemiebeginn starben 13.656 Infizierte. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner. Italiens Regierung will den Corona-Notstand bis zum 30. April verlängern. “Die Epidemie ist erneut in einer expansiven Phase”, sagte Gesundheitsminister Roberto Speranza. Großbritannien meldet 1564 Tote in Zusammenhang mit dem Coronavirus – so viele wie noch nie zuvor binnen eines Tages. Nach wochenlangem Zögern verschärft die Schweiz ihre Corona-Maßnahmen deutlich: Von Montag an bleiben alle Geschäfte geschlossen, die keine Güter des täglichen Bedarfs verkaufen. Zudem müssen Arbeitgeber Homeoffice anordnen, wo immer dies möglich ist. An privaten Veranstaltungen dürfen nur noch maximal fünf Personen teilnehmen. Zugleich verlängerte die Regierung die bestehenden Maßnahmen um fünf Wochen. Damit bleiben Restaurants, Kulturbetriebe, Sportanlagen und Freizeiteinrichtungen bis Ende Februar zu. Schulen und Skigebiete bleiben weitgehend geöffnet. Das zweite Jahr der Pandemie könnte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge härter sein als das vergangene. Grund seien einige Aspekte der Virusausbreitung, sagt WHO-Experte Mike Ryan. Dies gelte insbesondere auf der Nordhalbkugel angesichts der neuen, ansteckenderen Varianten. Seine Kollegin Maria Van Kerkhove verweist zudem auf die Folgen der Feiertage. “In einigen Ländern wird die Situation sehr viel schlimmer werden bevor es besser wird”, sagt sie. In China ist die Zahl der Neuinfektionen so stark gestiegen wie seit über zehn Monaten nicht mehr.
NACHRICHTEN AUS DER CORONA-PANDEMIE (CLXVI)
