Das muss einmal gesagt werden: Jetzt geht´s ums Forum

Joachim Zappe, Dellmann, ehemals Lehrer, auch journalistisch tätig, heute Pensionär, sportlich aktiv, immer noch, hat mich überredet, die Fragen zu beantworten, die er ans Ende seines Beitrages gestellt hat. Als ständiger Leser des Forum Wermelskirchen möchte er für sich und andere Leser einige Informationen erhalten, die im Alltagsbetrieb einer solchen Plattform nicht geliefert werden. Nun denn:

VON JOACHIM ZAPPE

Frei nach Udo Lindenbergs „Einer muss den Job ja machen“ übernehme ich das jetzt mal. Im Rückblick auf dieses ereignisreiche Jahr 2020 ist es an der Zeit, das „Forum Wermelskirchen“ selbst und dessen Initiator, Moderator und Protagonisten, Wolfgang Horn, einmal in den Mittelpunkt zu stellen.

In Zeiten schwächelnder Lokalzeitungen mit fallenden Abonnentenzahlen, Anzeigeneinbrüchen und digitaler Konkurrenz ist das Forum in diesem Katastrophenjahr nicht nur für mich zu einem in vieler Hinsicht unverzichtbaren Medium zur Informations- und Meinungsbildung in Wermelskirchen geworden. Nur einige Beispiele sind zu nennen: die fundierte Rückbetrachtung des städtischen Lebens, die Aktualitäten in der Lokalpolitik wie zum Beispiel Informationen und Analyse zur Bürgermeisterwahl, der kritische Blick auf (Fehl-)Entwicklungen und –verhalten nicht nur in Verwaltung, Rat und Ausschüssen, das publizistische Einbeziehen unterschiedlicher gesellschaftlich relevanter Gruppen aus Wermelskirchen usw. Das alles ohne Hass, Hetze, Fake News, journalistische Eitelkeit oder Sendungsbewusstsein. Ein absoluter Gewinn für die Bürger der „KIeinstadt mit Herz“.

Großes Kompliment an den Begründer des Forums, an Wolfgang Horn! Er ist seit 2016 der Mann, der die Verantwortung übernimmt und die Arbeit macht. Das alles ehrenamtlich, engagiert und unter Einhaltung der journalistischen AHA/L-Regeln: Anstand, Haltung, aggressions- und lügenfrei.

Konkurrenz zur Lokalpresse will er nicht sein. Seine Person in den Mittelpunkt stellen – das liegt ihm fern. Es hat Überredungskunst gekostet, Ihn dazu zu bewegen, einen Blick hinter die Kulissen des Forums und zu seiner eigenen Motivation zuzulassen. Der Leserschaft des Forums wird es nicht schaden, Hintergrundwissen zu bekommen. Erkenntnisse aus erster Hand solle es im Beitrag geben.

und … Wolfgang Horn

Wer und was steckt hinter dem Forum Wermelskirchen?
Fragen von Joachim Zappe und Antworten vom Forumsverantwortlichen.

Wolfgang Horn: Gebeten, kurz etwas über mich zu sagen, beschränke ich mich hier vor allem auf den Bereich des Journalismus. Geschrieben habe ich schon als Schüler, wie viele andere auch. In Schülerzeitungen und für Zeilengeld in der Lokalzeitung. Berichte über Vereine und lokalen Kleinkram. Studiert habe ich Medienpädagogik. Während des Studiums habe ich die ASTA-Zeitung mitgeschrieben. Nach dem Studium war ich als Medienwissenschaftler tätig und habe als Redakteur eine Fachzeitschrift an der Schnittstelle von Medien und Weiterbildung betreut. Als Freiberufler und mit einer Firma habe ich dann Beiträge für den Hörfunk und Filme fürs Fernsehen erstellt und dabei natürlich auch schreiben müssen. Als Rentner betreibe ich nun das lokale Forum Wermelskirchen. Sozusagen Back to the roots, zurück zum Lokalen.

Joachim Zappe: Wie bist Du auf die (mutige) Idee gekommen, das Forum Wermelskirchen zu gründen. Facebook und Co. inclusive der negativen Auswüchse gab es doch schon?

Wolfgang Horn: Naja, mutig ist es nicht, aufzuschreiben, was ist. Ich habe vor fünf Jahren das Forum Wermelskirchen aufgemacht, weil mir in den sozialen Medien in den lokalen Gruppen der Ton nicht mehr gefallen hat. Es war zu laut, sehr oberflächlich, zu oft zu beleidigend, es stand zu sehr unter der Prägung des Krakeeligen, das von den Rechtspopulisten in die öffentliche Debatte eingebracht worden war. Zuhören und bedenklich abwägen war nicht mehr angesagt.

Joachim Zappe: Welches Ziel hast Du Dir gesetzt und hat sich das verändert?

Wolfgang Horn: Das Ziel war zunächst nicht mehr, als eine öffentliche Plattform zu errichten, auf der alles Lokale in einer seriösen Form behandelt und darüber auch unter Wahrung der Formen öffentlicher und erwachsener Kommunikation gestritten werden darf.

Joachim Zappe: Wer sind die Leser des Forums? Gibt es verwertbare statistische Daten über die Nutzer?

Wolfgang Horn: Es gibt nicht so sehr viele Daten. Das Forum macht keine Werbung und es hat keine Werbung. Mittlerweile sind die Klickzahlen ganz ordentlich. In aller Regel gibt es täglich 2000 und mitunter sehr viel mehr Seitenaufrufe. Die Nutzer sind erheblich jünger als ich, zwischen 20 und 45 Jahren, etwa gleich viele Frauen wie Männer und allmonatlich kommen etwa 30 bis 45 Prozent Nutzer dazu. Das Handy ist die meistgenutzte Technik, gefolgt von Tablets. Computer nutzen nur etwa ein Fünftel der User.

Joachim Zappe: Wer außer Dir bewältigt die Basisarbeit mit welchem täglichen Zeitbedarf? Einen Redaktionsschreibtisch oder hilfreiche Pressedienste gibt es nicht, oder?

Wolfgang Horn: Es gibt einige hilfreiche Zuarbeiter, die teils Beiträge schreiben, die auf besonderes Interesse der Leser treffen. Cornelia Seng schreibt unter anderem eine wöchentliche Kolumne, Das Wort zum Montag. Yvonne Schwanke berichtet mitunter mit schwärzestem Humor aus ihrem Familienleben. Marie-Louise Lichtenberg bringt immer wieder sehr viel Energie auf, um Lesern Lesestoff schmackhaft zu machen, jetzt beispielsweise mit täglichen Buchtipps für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im Advent. Lutz Balschuweit steuert die eine oder andere Geschichte aus dem Laufuniversum bei und Walter Schubert puhlt oft mit dem Finger in lokalen Wunden oder bietet kleine Miniaturen aus dem Dellmänner-Alltag. Horst Rosen klärt immer wieder Verbraucher auf. Viele andere schreiben auch, die ich jetzt nicht alle aufzählen kann. Ich bin ansonsten kaum mehr anderswo ehrenamtlich unterwegs und deswegen leiste ich den Hauptanteil der Arbeit. Mir wäre aber lieber, es würden mehr Menschen das Forum Wermelskirchen als “ihr” Forum, “ihre” Plattform verstehen und eigene Beiträge leisten.

Joachim Zappe: Wie beugst Du vor und hältst – wenn das überhaupt möglich ist – Hass und Hetze fern vom Forum?

Wolfgang Horn: Ich bin Administrator und mit mir Lutz Balschuweit. Wir lassen fast alles zu im Forum. Nur keine Beleidigungen, keine Hetze, keinen Rassismus, keinen Nationalismus. Das wird konsequent getilgt. Es wird zwar immer mal wieder versucht, derartige Inhalte ins Forum zu schmuggeln. Aber es scheint sich auch herumgesprochen zu haben, daß das keinen Sinn hat. Ich glaube, daß die enorme Steigerung der Nutzungsdaten auch damit zu tun hat, daß im Forum nicht gepöbelt wird.

Joachim Zappe: Welches waren die besten, welches die schlechtesten Erlebnisse und Reaktionen mit und im Forum?

Wolfgang Horn: Oh je. Das kann ich nicht sagen. Bis heute sind fast 9.500 Beiträge im Forum erschienen und knapp 2000 Kommentare. Da gibt es kein besser und schlechter. Die Anzahl der Klicks für den einzelnen Artikel nimmt kontinuierlich zu. Es gibt also ein stetiges Wachstum der Nutzung. Quer durch alle Beiträge. Das liegt auch am Themenmix. Im Forum geht es ja nicht nur um Politik. Es geht auch um Kultur, um den Alltag, um Bildung, um die Probleme von Eltern, um den Glauben, um den Umgang mit Fremden, um die Nachbarschaft. Und wer nichts über das Wanderangebot der Bergischen Wanderfreunde lesen will, interessiert sich vielleicht für Servicetipps der Verbraucherzentrale oder die von Horst Rosen. Und wer von den Aktivitäten der Kirche nicht so viel erfahren möchte, liest dagegen vielleicht die Pressemeldung der Grünen. Das Forum ist offen für alle Themen, die in Wermelskirchen von Belang sind. Und offen für jedermann aus dem breiten demokratischen Spektrum. Für Konservative, Sozialdemokraten, Linke, Religiöse, Agnostiker, Junge, Alte, für alle.

Joachim Zappe: Gibt es eine Vernetzung zu den Institutionen, der Stadtverwaltung, Politik und relevanten gesellschaftlichen Gruppen in und außerhalb Wermelskirchens?

Wolfgang Horn: Vernetzung ist vielleicht ein bißchen hochgegriffen. Ich habe nach und nach organisieren können, daß mir ganz unterschiedliche Institutionen und Einrichtungen ihre Informationen zur Verfügung stellen. Dazu gehört auch die Stadtverwaltung, dazu gehört eine Reihe von gesellschaftlichen Gruppen, wie etwa die Willkommensinitiative, Kult.In, die Wermelskirchener Kulturinitiative, Wir in Wermelskirchen usw. Von den politischen Parteien leistet die CDU noch anhaltenden Widerstand gegen eine Berichterstattung im Forum Wermelskirchen. Die WNK UWG hält das Forum WK sogar für “Teufelswerk”.

Joachim Zappe: Landen auch Infos „aus gut unterrichteten Quellen“ bei Dir, die etwas „bewirken“ wollen?

Wolfgang Horn: Ja, das kommt bisweilen vor. Da wird eine Information sozusagen “zugesteckt”, mit der Erwartung, daß ich sie veröffentliche, ohne den Zuträger zu erwähnen. In einem Fall wollte mich die AfD auf diese Weise linken und wies mich auf “Reichsbürger” in Wermelskirchen hin und hätte wohl diebische Freude daran gehabt, wenn ich diese (falschen) Information ungeprüft veröffentlich hätte.

Joachim Zappe: Letzte Frage: Engagierte Bürger werden oft geehrt. Wenn ich Dich für eine solche Ehrung aufgrund Deines besonderen gesellschaftliches Engagement in Wermelskirchen vorschlagen würde, würdest Du das annehmen? Und: Würdest Du Dich darüber freuen?

Wolfgang Horn: Ich finde die Ehrung ehrenamtlich tätiger Bürger ungeheuer wichtig. Die ganze Zivilgesellschaft könnte ohne das Ehrenamt nicht existieren. Die Kommunalpolitik wird ehrenamtlich getragen, der Vereinssport, die größten Teile der lokalen Kultur, Selbsthilfegruppen, Jugendsozialarbeit, Betreuung von Behinderten, Musik, Theater, Mädchen- und Frauenarbeit, Patientenbetreuung im Krankenhaus, vieles, vieles mehr. Deswegen wäre mein Vorschlag: Laß uns zusammen ehrenamtlich tätige Bürgerinnen und Bürger der Stadt nominieren, die eine solche Ehrung weit vor mir verdient hätten. Ich schreibe erst seit einigen Jahren in Wermelskirchen. Es gibt aber Menschen, die schon sehr lange, teils Jahrzehnte ihre Kraft und Energie für das Gemeinwesen aufbringen. An die sollte man zuerst denken.