REAKTIONEN

Auf den Offenen Brief der OMAS GEGEN RECHTS aus Kassel an „Jana aus Kassel“ vom 27. Nov. 2020

VON CORNELIA SENG

Nein, „Jana aus Kassel“ hat sich leider noch nicht bei den OMAS gemeldet. Vielleicht haben diejenigen recht, die sagen, man kann nicht mehr miteinander ins Gespräch kommen. In der eigenen Filterblase erfährt man immer nur Bestätigung.

Wie würde ich für die OMAS GEGEN RECHTS Kassel ein Gespräch mit Jana beginnen, wurde ich gefragt. – „Hallo Jana! Wissen Sie, dass wir etwas gemeinsam haben? Ich habe auch auf der Jakob-Grimm-Schule Abitur gemacht. Das war 1973. Da war die Welt anders. Nicht so sehr wegen Corona. Anders, weil es die digitale Welt noch nicht gab. Wir hatten nur Telefon und Fernsehen mit zwei, bzw. drei Programmen. Und es gab nicht die Sozialen Netzwerke, über die wir heute ständig mit Gleichgesinnten im Austausch stehen. Keinen Algorithmus, der mein digitales Ich bestimmt.“ Und dann würde ich versuchen zuzuhören. Wie kommt eine so junge Frau dazu, sich im Widerstand zu wähnen wie Sophie Scholl? Ist das wirklich ihr Lebensgefühl oder nur ein reißerischer Aufmacher?

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Es gab etliche Reaktionen auf den Offenen Brief der OMAS. „Potentielle“ OMAS wolle sich unserer Gruppe anschließen. Viel Ermutigung und Zustimmung. Ich stelle Auszüge gekürzt hier zusammen. 

Hallo alle zusammen, ich würde gerne mehr über Euch/Eure Aktivitäten erfahren. Verbreitet Ihr so etwas wie einen Newsletter? Falls Ihr Euch mal wieder (nach Coronazeiten) trefft, schreibt mir doch mal, wäre gern dabei. Liebe Grüße und trotz allem eine schöne Adventszeit, C.H.

Großes Kompliment, liebe Omas aus Kassel für Ihren Brief an Jana. Insbesondere gefällt mir die “ausgestreckte Hand”, denn nur im Gespräch wird man Einsicht erreichen und Haltungen verändern. Ein bisschen tut mir die junge Frau schon leid, wenn man sieht, was an Entrüstung über sie herein gebrochen ist. Ein Opa aus Bad Zwesten

Liebe Omas gegen rechts, als Oma und auch gegen rechts schreibe ich Euch heute aus Witzenhausen und möchte Euch einfach einmal sagen, dass ich das Gesprächsangebot an “Jana aus Kassel” für eine sehr gute Idee halte… Die Meinungsbildung und Manipulierbarkeit der “Enkelgeneration” geschieht ja leider oft aus Unwissenheit, Unkenntnis und auch Beziehungslosigkeit… Danke für Euer Engagement und alles Gute! Liebe Grüße, S.H.

Mir geht es wie Millionen anderer Menschen auch: Ich stecke oft in meiner „Meinungsblase“, halte Menschen mit anderer Meinung für dumm, egoistisch, verblendet und was weiß ich noch alles. Ihr Angebot an Jana hat mich wieder daran erinnert, was unsere Demokratie ausmacht. Vielen Dank dafür. P.B.

Höre zum ersten Mal von „Omas gegen Rechts“. … Danke, Jana, denn durch Sie habe ich von den Omas gegen Rechts gehört. Reden sie mit denen! 

Herzlichen Dank für alle diese ermutigenden Worte im Namen der OMAS GEGEN RECHTS, Kassel!

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Ein Brief hat mich zu einer längeren Antwort herausgefordert. Jemand wähnt sich in einer Diktatur und verteidigt Janas Rede. Ich setze den Brief hier nur leicht gekürzt ein. Darunter habe ich meine Antwort an Frau B. gesetzt. 

„Liebe Omas gegen Rechts, schön, dass Sie sich gegen Rechts positionieren. Das ist gut und richtig so. Aber Jana aus Kassel ist nicht rechts. Jana macht sich, wie viele Andere, Sorgen um unsere Demokratie-Das Dritte Reich war furchtbar und die Diktatur ist schleichend gekommen. Der gemeinsame Feind waren die Juden.Jetzt sind wir in der gleichen Situation. Der gemeinsame Feind ist Corona. Und alles aufgrund der Aussage von Herrn Drosten und des RKI. Wir Älteren haben schon viele Infektionen überstanden. Allein an Krankenhauskeimen sterben in Deutschland jedes Jahr ca. 20 000 Menschen. Selbst die gefährliche Schweinegrippe (die Herr Drosten ausgerufen hat) haben wir überstanden.  Den Coronavirus gibt es. Er ist gefährlich. Aber nicht so gefährlich, dass die Wirtschaft und unsere Zusammenleben so zerstört werden müssen. Die Kollateralschäden sind inzwischen viel schlimmer als die Folgen des Virus. Sie schätzen unseren Staat mit unserer parlamentarischen Demokratie. Das Parlament hat das neue Infektionsschutzgesetz beschlossen. Aufgrund dessen werden zur Zeit von den Ministern und der Bundeskanzlerin ohne Mitwirkung des Parlaments:

  • Gaststätten geschlossen – freie Ausübung eines Berufes-
  • Schulen und Kindergärten geschlossen – Recht auf Bildung-
  • Sie dürfen in der Öffentlichkeit nur mit wenigen Personen Kontakt haben – Versammlungsfreiheit-
  • gegen friedliche Demonstranten werden Wasserwerfer und Reizgas eingesetzt. Sie werden diffamiert als Coronaleugner und Verschwörungstheoretiker. Es gibt eine mediale Hexenjagt sh. Jana aus Kassel-
  • Kirchen nur unter strengen Auflagen öffnen – Religionsfreiheit-
  • Besuchsverbote im Krankenhaus und im Seniorenheim – Versammlungsfreiheit-
  • alle Kulturbetriebe stillgelegt werden – Berufsfreiheit-
  • Beherbergungsverbot- Strenge Regeln für private Feiern-
  • Regeln für Beerdigungen-
  • Kinder sollen nicht miteinander spielen und Masken tragen.-
  • in Nürnberg darf man die Wohnung nur mit trifftigen Grund verlassen. Und das wir kontroliert.  

Merken Sie, was uns verboten wird und das etwas falsch läuft?  Und heute kündigen uns die Politiker an, dass selbst mit Impfstoff weiter die AHA-Regeln beachtet werden müssen. Das ist die Neue Normalität. Wie kann man dann noch von Demokratie sprechen?  Die Meinung von Ärzten und Wissenschaftlern, die diese Maßnahmen für unverhältnismäßig halten, wird in den Medien unterdrückt.  Diese Verbote, die ohne den Bundestag und ohne die Länderparlamente beschlossen wurden, sprechen für mich sehr für Diktatur.  Ich hätte mir diese Verbote in unserer freien Gesellschaft niemals vorstellen können. Konnten Sie sich das vorstellen? Mit freundlichen Grüßen, E.B.“

Und meine Antwort an Frau B.:

Sehr geehrte Frau B.,

Ihren Aussagen entnehme ich, dass Sie nicht zur Enkelgeneration zählen. Sie wissen also, was Sie da sagen und brauchen keinen „Welpenschutz“. 

  1. Ihrer Aussage gleich im ersten Absatz muss ich in aller Deutlichkeit widersprechen. „Der gemeinsame Feind waren die Juden“, schreiben Sie. Ich hoffe, Sie meinen das nicht, wie ich es verstehen muss. Juden waren normale deutsche Bürger! Keine Feinde! Sie wurden zu Feinden erklärt durch die menschenverachtende Ideologie der Nazis. Eine Ideologie, solange verbreitet, bis leider viele nicht mehr widersprochen haben. Ihr Satz verdreht die geschichtliche Wahrheit. Das versuchen heute wieder rechtsradikale Kräfte.
  2. Corona ist ein Virus, eine ansteckende Krankheit, wissenschaftlich nachzuweisen im Labor. Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist inzwischen gut erforscht. Dagegen hilft nur Abstand halten, das ist für jeden einfach zu verstehen. 
  3. Auf diese einfache Erkenntnis antworten die Regierenden mit entsprechenden Maßnahmen zur Einschränkung der Pandemie, cool und sachlich. 

Die Kanzlerin hat die Maßnahmen „eine demokratische Zumutung“ genannt. Mir scheint, Sie stimmen ihr zu.

  1. Nein, wir leben nicht in einer Diktatur! Auch nicht die Schweden, Spanier, Amerikaner. Diese Maßnahmen verhindern schlicht noch mehr Todesopfer. Wenn ich weiß, einen Menschen zu schützen, und tue es nicht, bin ich dann nicht mit schuld an seinem möglichen Tod? Das Virus wird in seiner Freiheit eingeschränkt! Vorübergehend. Nicht mehr und nicht weniger.
  • 2. Die Einschränkung der Grundrechte erfolgt nur, um das Recht auf Leben zu schützen. Wenn Sie tot sind, nutzt Ihnen auch die Versammlungsfreiheit nicht mehr. Das Recht auf Leben steht nun mal an erster Stelle. Das „Diktatur“ zu nennen, soll Unzufriedenheit wecken und Empörung schüren. So haben das die Nazis mit der Mär „vom Juden“ auch gemacht.
  • 3. „Sorgen um unsere Demokratie“ sollten Sie sich eher machen, wo Flüchtlinge unter Generalverdacht gestellt werden und man Menschen im Mittelmeer einfach ertrinken lässt. 

Mit freundlichem Gruß, C. S.

Ps: Ich wünsche Ihnen sehr, dass die Intensivstationen noch nicht überfüllt sind, falls Sie das Virus übel erwischen sollte.

Kommentare (2) Schreibe einen Kommentar

    • Regina Steffan
    • 06.12.20, 22:00 Uhr

    Liebe Cornelia,
    Danke für Deine klaren Worte an Frau B. Es ist traurig, wie der Antisemitismus von Generation zu Generation weiter getragen wird. Zum einen. Zum anderen hat sich Frau B. offensichtlich nicht mit dem Gesetz auseinander gesetzt, auf dessen Grundlage die Maßnahmen von der Bundesregierung und den Länderregierungen getroffen werden können. Natürlich ist nicht jede Entscheidung zu verstehen, teilweise widersprechen sie sich. Die Verantwortlichen haben schließlich sehr viel zu bedenken. Dies bedeutet aber nicht, dass der Egoismus des einzelnen über das Wohl des Ganzen gestellt werden darf.
    Mit solidarischen Grüßen, Regina

    Antworten

  1. Liebe Cornelia Seng,
    herzliche Dank für den – in meinen Augen – sehr guten, klaren und sachlichen Brief und sende Ihnen
    ebenso solidarische Grüße aus Witzenhausen
    Sylvia Heß

    Antworten

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