Weihnachten

Gedanken am Ersten Advent

VON WOLFGANG HORN

Wie war das noch, vor Corona-Zeiten? Da war Weihnachten noch vielfach das Fest, das auch mit einer gewissen Vorsicht erwartet wurde. Weil der Zwang zur innerfamiliären Ergriffenheit oftmals die Fassade bröckeln läßt und den Weihnachtsstress auslösen kann. Das Fest des Konsumzwangs. Das Fest der ungesunden Völlerei. Das Fest der Langeweile. Ausgenommen für die Kinder. Das Fest der bereits vielfach wiederholten und kaum mehr ansehbaren TV-Angebote. Alles vorbei. 

In Corona-Zeiten ist Weihnachten das Fest, das die eigentlich erforderlichen Kontaktbeschränkungen aufhebt. Das Fest, von dem der Weltärztepräsident meint, daß ihm mit Abstand womöglich eine erhebliche Welle von Corona-Todesfällen folgen wird, weil die Pandemieregeln mißachtet werden. Weihnachten in Corona-Zeiten pendelt zwischen Familienfestzwang und der Notwendigkeit von Pandemieverhaltensregeln. 

Was ansonsten im Jahr funktioniert, mehr und mehr jedenfalls, beispielsweise Online-Treffen per Zoom oder Skype, ist für Weihnachten noch nicht richtig vorstellbar. Der virtuelle Besuch bei den Großeltern oder Eltern. Der Verzicht aufs opulente Weihnachtsmahl. Der Verzicht auf die familiäre Langeweile. Das Fest der Liebe kann Weihnachten aber auch in pandemischen Zeiten sein. Ein Fest der Besinnung und Besinnlichkeit. Ein Fest der inneren Einkehr. Ein Fest der Ruhe. Und eines möglichst ohne viele leibliche Kontakte. Der religiöse Hintergrund, das religiöse Motiv tritt bei einem Fest in Ruhe, in Bedacht gewiß deutlicher hervor, wird spürbarer als bei einem Fest des familiären Taumels, der Hektik der Vielen, des Zwangs zur Pose.

Beitragsfoto © Rolf Göbert

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