EINE POLEMIK VON WOLFGANG HORN
Bleiben wir beim Bild der Welle: Die zweite Welle der Corona-Pandemie ist, wie die erste Welle im Frühjahr, eine Naturkatastrophe, diesmal verschärft und verstärkt vor allem von jenen Egomanen, die partout glauben, feiern, saufen und tanzen zu müssen, ohne Regeln, ohne Beschränkung, gegen die Interessen des übergroßen Anteils an der Bevölkerung, die mit einem besonders großen Risiko gesegnet sind, an Covid-19 zu erkranken. Das sind nicht nur die Älteren. Vulnerable, also verletzbare, verwundbare, gefährdete Gruppen machen mehr als ein Drittel aller Bürgerinnen und Bürger dieses Landes aus.
Das sind Menschen jenseits der 60, natürlich. Aber auch Diabetiker, bettlägerige Menschen oder beispielsweise Rollstuhlfahrer, weil deren Lungen oftmals nicht gut beatmet sind; das sind Menschen mit hohem Blutdruck, Übergewichtige, Krebspatienten, frisch Operierte, Menschen mit Erkrankungen des Immunsystems, Transplantierte und viele andere mehr.
Die neue deutsche Welle, eine unerbittlich-ignorante Bewegung des Tanzbeins in Verbindung mit dem Schluckreflex, ohne jede Kopf- oder Anstandskorrektur.
Corona ist eine Naturkatastrophe. Wer käme auf die Idee, wenn die Welle eines Tsunami das Land verwüstet hat, eine Party zu feiern, zu saufen, was das Zeug hält, bis in die Puppen zu tanzen oder eine Groß-Hochzeit auszurichten? Niemand.
Die neue deutsche Welle ignoriert den naturkatastrophalen Charakter von Corona und rettet sich auf den überaus dämlichen Standpunkt, hier werde, wahlweise von Frau Merkel persönlich, der Regierung, den Eliten, den Bilderbergern, von irgendwelchen Reptiloiden, von dunklen Mächten, von wem auch immer ein Grundrecht geschändet, hier werde die Freiheit malträtiert.
Nein. Wenn wir alle viel Glück haben, dämmert bald auch jenen, daß wir uns derzeit auf der Schneide einer Rasierklinge bewegen. Wenn die Krankenhäuser volllaufen, die Intensivstationen überfordert sind, wenn Pfleger, Krankenschwestern und Ärztinnen selbst in den Krankenbetten liegen werden, wenn auch Tänzer und Säufer sterben, können wir alle nur hoffen, daß es dann noch nicht zu spät ist.
Und mehr als fahrlässig ist es, immer wieder alle Maßnahmen zur Reduzierung von Kontakten in Frage zu stellen, alles in Zweifel zu ziehen, Alternativen zu fordern, Erleichterungen, Ausnahmen, Sonderregeln. Das facht die Tanzbeingesellschaft bloß an.
Uns allen hilft nur, in einer großen Anstregung, mit viel Disziplin alle Kontakte zu reduzieren, alle. Das Virus ernährt sich von Kontakten. Wir werden das Virus nur los, wenn wir zeitweise unsere Alltagskontakte stark einschränken.
Corona ist eine Naturkatastrophe. Wir alle sollten tun, was man in einer solchen Katastrophe, bei Erdbeben, Überschwemmungen, Tsunamis, Hurricans oder Sturmfluten ohne Gemecker und Mimimi, tut: Anpacken, helfen, eigene Interessen zurückstellen, trösten, Solidarität zeigen, Verantwortung übernehmen, sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen. Mensch sein. Bruder. Schwester. Freund.