VON WOLFGANG HORN
Ich kann mich erinnern, daß ich als Kind, als Jugendlicher bereits eine oder vielleicht mehrere Berichte und Dokumentationen im Fernsehen über die Funkschulen in Australien gesehen habe. Mit großen Augen. Schülerinnen und Schüler des weiten und teils dünn besiedelten Landes auf der anderen Seite der Erdkugel waren über Funkgeräte, CB-Funk, heute allenfalls noch von CB-Enthusiasten betrieben, mit Ihren Lehrerinnen und Lehrern verbunden. Kein Klassenraum, sondern das heimische Wohnzimmer war der Lernort. Man hörte den Lehrer oder die Lehrerin, oft untermalt vom funkeigenen Kratzen und Rauschen in der Leitung, sah aber nichts von ihm oder ihr. Und der Lehrer hatte ohne Blickkontakt auch kaum Möglichkeiten der sozialen Kontrolle. School of the Air nannte sich das Unterfangen.
Aber: Es hat funktioniert. Die Kinder dieser australischen Funkschulen sind keine Lost-Generation. Sie haben gelernt, das und wie es der Lehrplan, das Curriculum vorgesehen hat. Und dann soll in in diesen Zeiten nicht möglich sein, ein Curriculum für Online-Unterricht in deutschen Schulen zu entwickeln? In Zeiten, in denen die technische Basis so weit entwickelt ist, daß die seinerzeitigen Funkschulen keinerlei Vergleich aushalten? Mit Computern, Tablets, Handies, Kameras und Mikrophonen. In Kanälen, in denen es nicht oder nur ganz selten rauscht und zischt und quietscht.
Warum haben die Kultusminister nicht bereits Pläne geschaffen, Zeit war ja seit Februar, wie Klassen in Gruppen umschichtig in Präsenzphasen in der Schule und Online-Phasen zu Hause unterrichtet werden können. Die Hälfte der Klasse in der Schule, die andere zu Hause. Dann wird gewechselt. Keine Stunde muß ausfallen. Es entsteht allenfalls geringer Bedarf an zusätzlichen Stellen. Ein halbes Jahr ist verdaddelt worden. Ich möchte die alte Dokumentation über die Funkschulen noch einmal sehen.
Beitragsfoto: Sven Tombers, Studio der School of the Air in Alice Springs CC BY 2.5 SchooloftheAir.jpg, erstellt am 17. November 2005
Was mir bei diesem Thema allerdings Sorgen bereitet, es muss sich vermutlich eine Betreuung der Schüler zu Hause befinden. Zumindest für die jüngeren Jahrgänge. Ich bin mir nicht sicher, ob die Eltern das schaffen.