Es geht los

VON WOLFGANG HORN

Die Corona-Infektionszahlen steigen rasant an und schon erscheint am Horizont die Gefahr, daß mit den bisherigen Maßnahmen die Pandemie nicht zu beherrschen sein wird und womöglich andere Maßnahmen erforderlich werden könnten. Gegebenenfalls doch einschneidendere Kontaktverbote, also ein Lockdown. 

Und schon ist in den sozialen Netzwerken etwa folgender Satz zu lesen, samt orthographischer Sonderheiten und eigenwilliger Zeichensetzung: „Ausgangssperre ab 60 Jahre und Kontaktverbot für diese Personen. Diese Personen sollten die Grippeimpfung beziehungsweise die Covid-19 Impfung als erstes bekommen. Zu gewährleisten wäre selbstverständlich die Lebensmittelversorgung für diese Risikogruppe. Die Sterberate der Personen die mit Corona Versterben würde sich unter 1 % der Bevölkerung in der Bundesrepublik befinden. Der Rest der Bevölkerung wird durchseucht und bildet automatisch eine Immunität gegen diese Krankheit.“

Natürlich ist es ein erkennbar junger Mann, der diesen Text erstellt hat. Natürlich ist seine Überlegung zynisch. Natürlich wird der Vorschlag unterbreitet, damit alle anderen als jene, die bereits die 60 überschritten haben, ihr Alltagsleben uneingeschränkt fortsetzen können und keine Vorsicht mehr walten lassen müssen.

Und natürlich hat der Verfasser dieser Zeilen offenbar keine Ahnung davon, wer über die Senioren hinaus noch zu den sogenannten vulnerablen Gruppen gehört, also zu den verletzlichen Menschen mit einem besonderen Risiko, an Covid-19 zu erkranken. Etwa Krebskranke jeden Alters, Lungenkranke, Herz-Kreislaufgeschädigte, bettlägerige oder Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, also eine weniger gute Belüftung der Lunge haben, Diabetiker, Immmungeschädigte, Menschen mit Bluthochdruck und viele andere Gruppen mehr.

Einerlei: Solidarität, Nächstenliebe, Empathie werden ausgehebelt, wenn nur noch jene mit einem erhöhten Risiko ihr eigenes Verhalten der Pandemie anpassen müssen und alle anderen ungestört den Alltag der Vorpandemiezeiten leben dürfen mit Parties, Reisen, körperlicher Nähe, Menschenmassen. Das egomanische Gegenbild zu einer solidarischen Gesellschaft, zur Idee des Gemeinwohls. Eine Gesellschaft von Menschen mit Rasierklingen an den Ellbogen, sozusagen die konkurrenzkapitalismustaugliche Idealwelt oder Wolfsgesellschaft.

Wir sollten derartigen Ideen beizeiten entgegentreten. Gemeinsam.

Kommentare (4) Schreibe einen Kommentar

  1. Ich bin auch für die Ausgangssperre für alle ab 60. Dann brauchen wir keinen Lockdown mehr, weil die Welt still steht. ???? Genau, etwas zum Nachdenken für unsere Kinder und Enkel und fürs Partyvolk.

    Antworten

    • Edgar Rüssel
    • 26.10.20, 10:42 Uhr

    Ich bin für eine Ausgangssperre für Alle Unter 60. Denn Party machen die über 60 kaum noch, also ist die Ansteckungsgefahr geringer als bei den unter 60.

    Antworten

    • R. u. A. Hackländer
    • 26.10.20, 18:42 Uhr

    Schlimm ist, dass es inzwischen auch den einen oder anderen “Mediziner” gibt, der genau die o.g. wirren und aberwitzigen Vorschläge unterbreitet…. darauf haben einige anscheinend nur gewartet. Uns machen diese “Gedankenspiele” wirklich Angst.

    Antworten

    • EDV-Schrauber
    • 27.10.20, 11:05 Uhr

    Ich kann nicht beurteilen, ob den Quatsch “ein erkennbar junger Mann” geschrieben hat. Ich kann nur beurteilen, dass den Quatsch ein erkennbar blöder Mann geschrieben hat. Ohne es zu bemerken befindet sich die Person im geistigen Lockdown. Leider funktionieren die Tippfinger noch. Das, gepaart mit “keine Ahnung”, führt zu solchen geistigen Ergüssen. Und ich möchte betonen, dass es (natürlich) wieder auf Facebook ist.

    Egoismus in Kombination mit dem klassischen Dunning-Kruger-Effekt.

    Mit freundlichem Gruß
    -EDV-Schrauber-

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.