VON WOLFGANG HORN
Nichts auf der Welt ist schwieriger als die Liebe, heißt es im weltberühmten Roman von Gabriel García Márquez „Die Liebe in Zeiten der Cholera“. Das mag sein, der Dichterfürst wird Recht haben. Allenfalls die (lokale) Politik in Zeiten der Covid-Pandemie könnte es an Beschwernis mit der Liebe aufnehmen.
Politik ist Kommunikation, Streit, Debatte, Ringen um gute Lösungen, ist Augenhöhe, Argument, ist Schulterklopfen und Umarmung. In Zeiten des körperlichen Abstandes, durchdachter Raumbestuhlungen, der indirekten, nicht mehr unmittelbaren Begegnung, des Mund- und Nasenschutzes, der Handhygiene, in Zeiten von Homeoffice und Raumlüftungsplänen wird es schwieriger, vor allem im lokalen Raum, Politik zu vermitteln, Debatten verstehbar und transparent zu machen, Argumente einleuchtend und Interessen deutlich.
Die „große“ Politik, Bund und Land, haben die Medien, auf ihrer Seite, Phönix, n-tv. Im lokalen Raum, im Rathaus fehlt das völlig. Selbst ohne Corona, ohne Pandemie, wäre es erforderlich, sich Gedanken zu machen über die Vermittlung lokalen politischen Handelns. Die Wahlbeteiligung bei der letzten Kommunalwahl mit nur wenig über 50 Prozent spricht Bände. Neue Vermittlungsformen müssen her, damit Bürgerinnen und Bürger wieder interessiert werden.
An Online-Kommunikation hat man sich im vergangenen halben Jahr gewöhnen können. Vorträge, Kulturveranstaltungen, Seminare, Debatten, selbst Schulunterricht – alles ist Corona wegen nunmehr online möglich. Da sollte es doch ein Leichtes sein, auch den Stadtrat und seine Sitzungen wie die Ausschüsse ins Netz zu streamen, so daß sich die Bürger auf diese Weise der kommunalen Politik zuwenden und nähern können. Und: Streamingangebote sind derzeit so günstig zu haben wie niemals zuvor. Ich warte auf den ersten Antrag im Stadtrat
–Der erste Antrag– von der Linken zu dem Thema wurde im Jahre 2014 mehrheitlich durch den Haupt- und Finanzausschuss abgelehnt. 2013 war ich sogar so dreist, und habe in einem Ausschuss mit Ankündigung einfach mal eine Kamera aufgestellt. Diese Aktion veranlasste sogar den damaligen Bürgermeister, bei dieser Sitzung anwesend zu sein, um mich notfalls des Saales verweisen zu können.
Der Antrag ist schon fertig. Leider wollte die Mehrheit nicht, dass wir Fraktionsstatus erhalten. Ich werde den Antrag in eine Anregung umschreiben und noch dieses Jahr einbringen. Dann werden wir sehen, ob man in Wermelskirchen bereit ist, nach vorne zu blicken.
Es tut mir wirklich leid, aber da haben Sie offen gesagt eine völlig falsche Vorstellung von Politik. Selbst die kleinen unwichtigen Politiker im Stadtrat einer Kleinstadt im Bergischen sind an Transparenz und Öffentlichkeit nicht interessiert. Die wollen schön im stillen Kämmerlein vor sich hinwerkeln und sich nicht in die Karten schauen lassen.
Da mag Herr Galow auch gerne den Don Quijote spielen.
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-
Ich weiß natürlich, dass meine Anregungen und Anträge zur Sache alle im Stadtrat abgelehnt werden.
Sicher, ich könnte es jetzt so machen, wie die Einzelratsmitglieder in der letzten Legislaturperiode und mir einen leichten Fuß machen. Natürlich könnte ich auch während der Ratssitzung am Handy spielen und mich über die monatlichen 200€ fürs Nichtstun freuen. Mein Anspruch ist es aber nicht, in die Fußstapfen von Schneider, Müßener oder Springer zu treten.
Da spiele ich lieber den Don Quijote und schreibe mir die Finger wund!
Hallo Herr Galow, nur zur Sicherheit: das mit Don Quijote war nicht despektierlich gemeint. Ich spielte eigentlich nur auf seinen Kampf gegen Windmühlen an. Ihre Einstellung scheint mir zu stimmen. Aber leider zählt das nichts!
Die Hürden zur technischen Umsetzung sind am Ende so unfassbar trivial. Das schaffen sogar 15jährige Jungs, die als Youtuber einen Arsch voll Geld verdienen.
Was Sie beschreiben ist letztendlich der Grund, warum ich mir lieber mit einem rostigen Nagel im linken Auge rumbohren würde, als jemals für eine Partei in die Politik zu gehen, egal auf welcher Ebene.
Mit freundlichem Gruß
-EDV-Schrauber-